Willis Tipps: Januar 2017

Fado lebt

Sogar als konserviertes Museumsobjekt aus einer vergangenen Epoche würde Fado dauerhaft im musikalischen Gedächtnis präsent bleiben, tatsächlich aber ist er lebendiger denn je. Es ist erstaunlich, wie viele jüngere portugiesische MusikerInnen sich auf ihn beziehen. Die 33-jährige Gisela João stammt aus Barcelos im Norden, begann ihre Karriere in Porto und ist schließlich nach Lissabon gekommen. Ihr erstes Album erschien 2013, erreichte Platz eins der portugiesischen Charts und war auch in der Weltmusikszene sehr erfolgreich. Jetzt ist gerade ihre zweite Studioplatte „Nua“ herausgekommen. Die meisten der 13 Stücke unterwerfen sich nicht einem strengen, klassischen Schema, aber ihre beeindruckende Alt-Stimme und die instrumentelle Begleitung sind immer intensiv vom Fadostil durchtränkt. Es ist eine ganz individuelle und zeitgemäße Form einer alten Musiktradition, die Gisela João hier überzeugend entwickelt. Am 10. Februar tritt sie im Cape in Ettelbrück auf. Platte und Konzert nicht verpassen!
Gisela João – Nua (Montepio)

Urgesteine westafrikanischer Musik

Unzählige hervorragende MusikerInnen bleiben uns verborgen, weil niemand ihre Platten hier veröffentlicht. Dem „Orchestre Poly-Rythmo“ ist dieses Schicksal erspart geblieben, auch wenn es lange nicht so aussah. Von 1968 bis 1982 war die Formation aus Benin mit ihrer Mischung aus Voodoo-Rhythmen, Highlife und Afrobeat eine der wichtigsten Bands in Westafrika, bei der die junge Angélique Kidjo 1980 ihre ersten professionellen Gehversuche unternahm. Ab 2008 wurden endlich mehrere CDs mit frühen Aufnahmen unter dem alten Namen „Orchestre Poly-Rythmo de Cotonou“ in Europa veröffentlicht. Überlebende Mitglieder begannen wieder zu touren und haben nun nach 2011 ein weiteres neues Album mit dem Titel „Madjafalao“ eingespielt. Mitreißende Grooves, scharfe Bläsersätze, feine Kompositionen in der Tradition ihrer klassischen Aufnahmen; mehr kann man nicht erwarten.
Le Tout-Puissant Orchestre Poly-Rythmo – Madjafalao (Because Music)

Ein Großer aus Kuba

Candido Fabre ist auf Kuba seit Jahrzehnten ein sehr erfolgreicher Sänger und Komponist von mehr als 2000 Stücken für eine ganze Reihe großer kubanischer Bands wie „Los Van Van“, aber auch für die Salsa Queen Celia Cruz. Er nimmt seit 1993 Alben unter seinem eigenen Namen auf, die stets von seiner rauchigen Stimme geprägt sind. Auf seiner aktuellen Scheibe „Carretero“ sind überwiegend flotte Songs zu finden, die in die Beine gehen. Stilistisch reicht es vom kubanischen Charanga und Son bis zum dominikanischen Bachata, Salsa und Latin-Pop. Der Riesenerfolg des „Buena Vista Social Club“ vor 20 Jahren führte dazu, dass man sich einen guten kubanischen Musiker unvermeidlich als uraltes Mitglied des Clubs vorstellt. Das stimmt natürlich nicht! Da ist viel mehr zu entdecken, und Candido Fabres aktuelles Album beweist das. Eine schöne Platte mit ansteckenden, karibischen Klängen!
Candido Fabre – Carretero (Tumi Music)

Januar – Top 20

1. Bonga – Recados de Fora (Lusafrica) Angola
2. Noura Mint Seymali – Arbina (Glitterbeat Records) Mauretanien
3. Roberto Fonseca – ABUC (Impulse!) Kuba
4. Amira Medunjanin – Damar (World Village) Bosnien-Herzegowina
5. Voxtra – The Encounter of Vocal Heritage (Muziekpublique) Albanien/Sardinien/Finnland/Madagaskar/Belgien
6. Abou Diarra – Koya (Mix et Métisse) Mali
7. Gaye Su Akyol – Hologram İmparatorluğu (Glitterbeat Records) Türkei
8. Çiğdem Aslan – A Thousand Cranes (Asphalt Tango Records) Türkei/GB
9. George Telek, David Bridie & Musicians of the Gunantuna – A Bit Na Ta (Wantok Musik) Papua-Neuguinea
10. Mariem Hassan – La Voz Indómita del Sáhara Occidental (Nubenegra) Westsahara
11. Constantinople & Ablaye Cissoko – Jardins Migrateurs (Ma Case) Iran/Kanada/Senegal
12. The Klezmatics – Apikorsim / Heretics (World Village) USA
13. Alsarah & The Nubatones – Manara (Wonderwheel Recordings) Sudan/USA
14. Black String – Mask Dance (ACT Music) Südkorea
15. Cemîl Qoçgîrî – Zalâl (Ahenk Müzik) Türkei/Kurdistan
16. Dawda Jobarteh – Transitional Times (Sterns Africa) Gambia
17. Richard Bona & Mandekan Cubano – Heritage (Qwest Records) Kamerun/USA
18. Trebunie Tutki & Quintet Urmuli – Duch Gór: The Spirit of the Mountains (Unzipped Fly Records) Polen/Georgien
19. Acid Arab – Musique de France (Crammed Discs) Frankreich
20. Orkesta Mendoza – ¡Vamos a Guarachar! (Glitterbeat Records) USA

Die ganze Chart auf http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“


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