Willis Tipps: April 2016

Verborgene Inselklänge aus Mayotte

1368willi3Im Indischen Ozean liegt die Insel Mayotte, die geografisch und kulturell zu den Komoren, politisch zu Frankreich gehört. Musik von dort findet man bei uns kaum, die acht Alben, die M’Toro Chamou seit 1998 veröffentlicht hat, sind hier unbekannt geblieben. Sein neuntes, Punk Island, ist nun aber erhältlich. „Punk“ bezieht sich nicht auf den Musikstil, sondern auf die koloniale Verwüstung seiner Heimatinsel, über die er auf Kreolisch (französische Erläuterungen im Booklet) singt. Die Musik basiert auf dem komorischen M’Godro, der Ähnlichkeiten mit der Musik des benachbarten Madagaskar aufweist, z.T. vermischt mit Reggaebeats. Hier hat man die gute Gelegenheit, einen sehr interessanten Stil zu entdecken, der von den internationalen Vertriebsfirmen meistens sträflich vernachlässigt wird, weil er nicht so gut zum Weltmusik-Mainstream zu passen scheint. Eine originelle Produktion mit Ecken und Kanten und starken Grooves aus einer der wenig beachteten Regionen des Globus.

M’Toro Chamou – Punk Island (Le Cri de L’Ocean Indien/Adami)

Buena Vista Social Club? Eliades Ochoa!

1368willi1Als 1996 die Aufnahmen zum legendären Album „Buena Vista Social Club“ auf Kuba gemacht wurden, gehörte der damals 50-jährige Gitarrist Eliades Ochoa zu den Jüngsten in der Band. Heute sind Omara Portuondo und er die letzten noch lebenden Mitglieder. Ochoa hat zahlreiche bemerkenswerte eigene Platten veröffentlicht. Auf seiner aktuellen CD Guajira + Mas Guajira präsentiert er 13 kubanische und Latinstücke, die er mit der jungen Gruppe Alma Latina eingespielt hat. Sie bleiben nah an der akustischen kubanischen Tradition, setzen aber auch die Elektrogitarre ein. Auf vielen Stücken singt Eliades’ Schwester Maria Ochoa, auf Kuba seit Jahrzehnten eine etablierte, beindruckende Sängerin. Ein sehr schönes, frisches kubanisches Album mit einem unaufdringlichen elektrischen Touch.

Eliades Ochoa & Alma Latina – Guajira + Mas Guajira (Tumi Music)

Der Kern moderner griechischer Musik

1368willi2Der Rebetiko (auch als Rembetiko bekannt) ist ursprünglich in Smyrna, dem heute türkischen Izmir, entstanden und wurde nach dem griechisch-türkischen Krieg 1922 im Zuge gegenseitiger Vertreibungen der Klang der verarmten und ausgegrenzten Flüchtlinge in Piräus und Thessaloniki. Die Athenerin Katerina Tsiridou hat sich dem Rebetiko verschrieben und ein Album mit 17 klassischen Liedern des 1886 in Smyrna geborenen Komponisten und Sängers Panayiotis Toundas aufgenommen. Das Album Aman Katerina widerlegt eindrücklich das Klischee vom Rebetiko, als dem ausschließlich melancholischen „Blues“ Griechenlands. Die exzellente Sängerin (gelegentlich im Duett) und ihre brillanten Instrumentalisten zeigen, wo die moderne griechische Musik (auch die von Mikis Theodorakis) ihre immer noch sehr lebendigen Wurzeln hat.

Katerina Tsiridou – Aman Katerina (Protasis Art)


 

 

April – Top 10

logo_twmc-1 neu1. Rokia Traoré – Né So (Nonesuch Records) Mali
2. Aziza Brahim – Abbar el Hamada (Glitterbeat Records) Westsahara
3. Las Hermanas Caronni – Navega Mundos (Les Grands Fleuves) Argentinien/Frankreich
4. The Gloaming – 2 (Real World Records) Irland
5. Sidestepper – Supernatural Love (Real World Records) Kolumbien/GB
6.  Fanfare Ciocărlia – Onwards to Mars! (Asphalt Tango Records) Rumänien
7.  Bombino – Azel (Partisan Records) Niger
8.  Konono Nº1 meets Batida – Konono Nº1 meets Batida (Crammed Discs) Kongo/Angola/Portugal
9.  La Banda Morisca –  Algarabya (Fol Música) Spanien
10. Michael Messer’s Mitra – Call of the Blues (Knife Edge Records) GB

Die ganze Chart auf http://www.transglobalwmc.com und bei
 Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ (Willi Klopottek).


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