Aufregendes Karelien
Das Quartett Suistamon Sähkö gehört in die musikalische Abteilung der finnischen Wilden und hat ein besonders prickelndes zweites Album veröffentlicht. Die Akkordeonistin und Sängerin Anne-Mari Kivimäki erforschte in ihrer Doktorarbeit die Musik Kareliens und der Region Suistamo, hat dies dann mit ihrem Duo „Puhti“ musikalisch umgesetzt und führt es nun mit dieser Band fort. An Kivimäkis Seite stehen der renommierte Elektroniker Eero Grundström, sowie eine Sängerin und ein Sänger. Der Titel des Albums Etkot pectopah ja etnoteknoa beschreibt, worum es geht: erst in die russische Kneipe und dann Ethno-Techno. Inhaltlich verarbeitet die Gruppe die Geschichte Kareliens, die von gewaltsamen Auseinandersetzungen und Feindschaft geprägt war und das heute zu Finnland und Russland gehört. Musikalisch ist es eine ganz verrückte Platte zwischen überlieferten Melodien, ekstatischen Power-Akkordeon-Klängen, Rap und Elektronik. Durch und durch überraschend und aufregend!
Suistamon Sähkö – Etkot Pectopah ja Etnoteknoa (Nordic Notes)
Die Botschaft der Geflüchteten
Die zehn Musiker*innen von Refugees for Refugees haben gerade ihr zweites, wieder ausgezeichnetes Album Amina herausgebracht. Die Mitglieder der Gruppe stammen aus Pakistan, Afghanistan, Syrien, Irak und Tibet und haben das Ensemble mit der Unterstützung von zwei belgischen Musikern in Brüssel gegründet. Überzeugend verbinden sie die unterschiedlichen Musiktraditionen ihrer Herkunftsländer. Erstaunlich ist, dass auch der tibetische Gesang der Sängerin Aren Dolma bruchlos vom Ensemble gestützt wird. Natürlich wendet sich die Gruppe nicht nur an Flüchtlinge, sondern es sind Botschafter*innen der Klangkulturen ihrer Heimatländer, die sie verlassen mussten. Das Ensemble, in dem für die Herkunftsländer typische Instrumente wie Oud, Kanun, Ney und Sarod erklingen, bewegt sich musikalisch und technisch auf höchstem Niveau. Das ist nicht nur in politischer und sozialer Hinsicht ein Vorzeigeprojekt, sondern bietet auch wieder exquisiten Musikgenuss.
Refugees for Refugees – Amina (Muziekpublique)
Raue Ghana-Power
Ghanas bekanntesten Musikrichtungen waren Highlife und Afrobeat, die jedoch oft im Schatten der großen Namen dieser Stile aus Nigeria standen. Seit geraumer Zeit erreichen uns aber ganz andere Klänge, die von europäischen Popeinflüssen weitgehend verschont geblieben sind. Auf Eingängigkeit getrimmte westliche Arrangements, Songstrukturen und Instrumentierungen findet man hier nicht. Diese spannend unangepasste Musik kommt aus dem Nordosten Ghanas, wo das Frafra-Volk zu Hause ist. Insider kennen King Ayisoba, Guy One oder Ayuune Sule. Das niederländische Makkum Label hat jetzt eine Kompilation unter dem Titel This is Frafra Power mit Stücken von weiteren acht Musiker*innen, die vor Ort aufgenommen wurden, herausgebracht. In manchen Tracks findet man nur von Perkussion begleiteten Gesang, der teilweise an Rap erinnert, in anderen auch Synthiesounds und die heimische Kologo-Laute. Es ist höchste Zeit, dass diese authentisch raue und ansteckende Musik mit ihren hypnotisierenden Beats auch hier ihre verdiente Anerkennung findet.
V.A. – This is Frafra Power (Makkum Records)
April – Top 20
1. Kronos Quartet, Mahsa & Marjan Vahdat – Placeless (Kirkelig Kulturverksted) Iran/USA
2. Bassekou Kouyate & Ngoni Ba – Miri (Outhere) Mali
3. Le Trio Joubran – The Long March (Cooking Vinyl) Palästina
4. Waed Bouhassoun – Safar: Les Âmes Retrouvées (Buda Musique) Syrien
5. Tartit – Amankor / The Exile (Riverboat) Mali
6. Refugees for Refugees – Amina (Muziekpublique) Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan, Tibet, BE
7. Kel Assouf – Black Tenere (Glitterbeat) Niger/F
8. Belonoga – Through the Eyes of the Earth (NarRator Records) Bulgarien
9. Leyla McCalla – The Capitalist Blues (Jazz Village/PIAS) USA/Haiti
10. Dhafer Youssef – Sounds of Mirrors (Anteprima) Tunesien/Fusion
11. Urna Chahar-Tugchi featuring Kroke – Ser (Urna Chahar-Tugchi/UCT) Innere Mongolei/Polen
12. Oratnitza – Alter Ethno (Fusion Embassy) Bulgarien
13. Vardan Hovanissian & Emre Gültekin – Karin (Muziekpublique) Armenien/Türkei
14. Alim Qasimov and Michel Godard – Awakening (Buda Musique) Aserbaidschan/F
15. Olcay Bayır – Rüya: Dream for Anatolia (ARC Music) Türkei
16. Las Hermanas Caronni – Santa Plástica (Les Grands Fleuves) Argentinien/F
17. Salif Keita – Un Autre Blanc (Naïve) Mali
18. Xiomara Fortuna – Son Verdad (Ileakwa Producciones) Dominikanische Republik
19. Alfredo Rodríguez & Pedrito Martínez – Duologue (Mack Avenue) Kuba
20. Adir Jan – Layla (Trikont/BGST) Kurdistan/D
Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.