Willis Tipps
: August 2017

Ungarisches Kraftpaket

Ich habe diese junge Band kürzlich bei einem überzeugenden Konzert erlebt, und diese Platte spiegelt ihre Power wider. Wer den Drive der rumänischen Fanfare Ciocarlia mag, wird auch die ungarische Band Csángálló lieben. Mit Klarinette, Saxophon, Akkordeon, Tarogato und Pauke spielen sie auf Fel az úton… überwiegend schnelle Stücke, die in der ungarischen Folklore und der benachbarter Länder wurzeln. Auf zwei Tracks erklingt auch die raue Stimme des Perkussionisten, und auf einem weiteren singt das brilliante Frauentrio BaHorKa. Die Band hat sich 2009 gegründet und ist zu einer festen Größe in der Folk- und Weltmusikszene ihrer Heimat geworden. Csángállós Platte ist das beste Beispiel dafür, dass traditionelle akustische Musik auch ohne trendige Soundgimmicks unverstaubt, jung, frisch und mitreißend klingen kann, wenn solche Experten am Werke sind. Rein akustischer Hungaro-Folk-„Rock“ in seiner kraftvollsten – und feinsten – Form!

Csángálló – Fel az úton… (Fono)


Arabisch-belgische Melange

Wenn man in Brüssel geboren wurde, in Tunesien aufwuchs und jetzt wieder in Brüssel lebt, wie Ghalia Benali, ergibt sich ein ganz neuer Ansatz für arabische Musik. Ghalia ist tief in der arabischen Musik verwurzelt, hat vor einigen Jahren ein ganzes Album mit Liedern der aus Ägypten stammenden panarabischen Legende Oum Kalthoum aufgenommen und kooperierte auch schon mit indischen Musikern. Seit vielen Jahren arbeitet sie mit der belgischen Blasformation Mâäk und dem Oud-Spieler Moufadhel Adhoum zusammen. Auf MwSOUL führt das zu einer ganz aufregenden Interpretation arabischer Sufi-Lyrik und Melodik, die durch die dezente Jazz-Orientierung der Band zusätzlich an Farbe gewinnt. Im Zentrum steht die eindrucksvolle, dunkle Stimme Ghalias, die auch den überwiegenden Teil der Lieder geschrieben hat. Die CD ist ein Musterbeispiel für musikalische Weltoffenheit und für eine Bearbeitung arabischer Traditionen, die kreativ ist, ohne diese zu beschädigen.

Ghalia Benali & Mâäk – MwSOUL (W.E.R.F.)


Kolumbien zwischen Tradition und Moderne

Nidia Góngora stammt aus dem Westen Kolumbiens, wo sie die Frauenband Grupo Canalón leitet, und sie singt im traditionellen, lokalen Stil ihrer Heimat. Hinter dem Namen Quantic verbirgt sich der britische Musiker und Produzent Will Holland, der u.a. schon im Project Ondatropica mit kolumbianischen Musikern kooperiert und eine dicke Portion Elektronik eingebracht hat. Im kolumbianischen Cali hörte er, wie in der Nachbarwohnung eine Platte der Gruppe Canalón ununterbrochen gespielt wurde. Die Nachbarin war Nidia. Mit ihr hat er in der Folge mehrfach zusammengearbeitet und jetzt mit Curao ein komplettes gemeinsames Album eingespielt. Im Mittelpunkt stehen die afro-kolumbianischen Gesänge Nidias, die teils a cappella, überwiegend aber mit traditionellen Instrumenten und Quantics einfühlsamen Electronics und Beats aufgenommen wurden. Eine sehr schöne Aufnahme dieser originellen Variante kolumbianischer Musik, die es verdient hat, entdeckt zu werden.

Quantic & Nidia Góngora – Curao (Tru Thoughts) CD &Vinyl


 

 

 

 

August – Top 20

1. Toko Telo – Toy Raha Toy (Anio Records) Madagaskar
2. Oumou Sangaré – Mogoya (Nø Førmat!) Mali
3. Sabîl – Zabad, l’Écume des Nuits / Zabad, Twilight Tide (Harmonia Mundi) Palästina
4. Rahim AlHaj – Letters from Iraq (Smithsonian Folkways) Irak/USA
5. Danyèl Waro – Monmon (Cobalt/Buda Musique) La Réunion
6. Ifriqiyya Électrique – Rûwâhîne (Glitterbeat Records) Frankreich/Tunesien
7. Trio Tekke & Dave De Rose – Zivo (Trio Tekke) Zypern
8. Songhoy Blues – Résistance (Transgressive Records/Fat Possum Records) Mali
9. Dimitris Mystakidis – Amerika (Fishbowl) Griechenland
10. Lila Downs – Salón, Lágrimas y Deseo (Sony Music) Mexiko/USA
11. Trad.Attack! – Kullakarva (Trad.Attack! Music) Estland
12. Magín Díaz – El Orisha de la Rosa (Noname) Kolumbien
13. Quantic & Nidia Góngora – Curao (Tru Thoughts) Kolumbien/GB
14. Orchestra Baobab – Tribute to Ndiouga Dieng (World Circuit Records) Senegal
15. Vieux Farka Touré – Samba (Six Degrees Records) Mali
16. V.A. – Zaire 74: The African Artists (Wrasse Records) DR Kongo
17. Melech Mechaya – Aurora (Felmay) Portugal
18. Meïkhâneh – La Silencieuse (Buda Musique) Frankreich
19. Frank London & Glass House Orchestra: Astro-Hungarian Jewish Music (Piranha Records) USA/Ungarn/Fusion
20. Mara Aranda – Sefarad en el Corazón de Marruecos (Mara Aranda) Spanien

Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.


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