Eine interkulturelle Nilreise
Der Nil ist einschließlich seiner beiden Quellflüsse fast 7.000 km lang. Insgesamt 35 MusikerInnen aus seinen Anrainerstaaten bilden The Nile Project, das jetzt sein zweites Album vorstellt. Jinja wurde von 13 Mitgliedern des Kollektivs eingespielt und verbindet die Musik verschiedener Völker. Klänge aus Burundi, Ruanda, Uganda, Kenia, Äthiopien, dem Sudan und Ägypten werden zu einer erstaunlichen Mixtur zusammengefügt. Das burundische Daumenklavier Ikembe trifft auf die uralte äthiopische Krar-Leier, und die kenianische Djembe auf orientalische Perkussion. Selamnesh Zemene singt im pentatonischen Stil Äthiopiens, und Dina El Wedidi fügt ägyptischen Melodien hinzu. In einer Zeit, in der Aus- und Abgrenzung Hochkonjunktur haben, setzt The Nile Project ein Zeichen für Verständigung und Kooperation. Das ist politisch erfreulich und musikalisch ausgezeichnet.
The Nile Project – Jinja (Zambaleta)
Verbotene iranische Frauenstimmen
Das iranische Regime erlaubt Frauen nicht, in ihrer Heimat öffentlich als Solosängerinnen aufzutreten. Darauf verweist der Titel des Albums Songs in the Mist, das Lieder von acht jüngeren Solistinnen vereint, die teils unbegleitet, aber überwiegend mit traditionellen Instrumenten, wie der Kamantsche und der Tar, und mit diskreter Bass- und Perkussionsunterstützung im norwegischen Oslo aufgenommen wurden. Die 13 Stücke entstammen der persischen Klassik oder sind Volkslieder. Auf gleichem Label sind schon mehrere exzellente Alben der Schwestern Mahsa und Marjan Vahdat erschienen. Songs in the Mist bringt nun einige andere hervorragende Musikerinnen dieses Landes aus dem Nebel ins Licht. Iran hat eine bedeutende Musiktradition; die unterdrückte feminine Seite dieser Kultur ist auf dieser Platte recht breit dokumentiert und enthält bewegende Lieder großartiger Sängerinnen.
V.A. – Songs in the Mist, Young Iranian Female Voices (Kirkelig Kulturverksted)
Das Kompendium mongolischen Gesangs
Die UNESCO hat den mongolischen Khöömii-Gesang 2010 in die Kulturerbe-Liste aufgenommen. Bei dieser imponierenden Kunstform wird ein tiefer Basston gesungen, gleichzeitig werden sehr hohe, flötenartige Obertöne erzeugt. Die in Europa bekanntesten Vertreter dieses Stils sind Huun-Huur-Tu aus der russischen Republik Tuva. Aufnahmen des mongolischen Khöömii waren bisher nur schlecht erhältlich. Nun ist eine üppige Dokumentation auf zwei CDs mit ausführlichem, dreisprachigem Booklet im Hochformat erschienen. Une Anthologie du Khöömii Mongol enthält 43 Stücke aus den letzten 60 Jahren und reicht von bisher unveröffentlichten Feldaufnahmen bis zum aktuellen Mongolen-Rock der Gruppe „Altan Urag“. An dieser sorgfältig erstellten und umfassenden Dokumentation werden sich zukünftige Veröffentlichungen noch lange messen lassen müssen. Für Liebhaber des Khöömii ist dieses Doppelalbum unverzichtbar.
V.A. – Une Anthologie du Khöömii Mongol (Buda Records)
Transglobal World Music Chart März
1. Omar Sosa & Seckou Keita – Transparent Water (Otá Records) Kuba/Senegal
2. Cemîl Qoçgîrî – Zalâl (Ahenk Müzik) Kurdistan/Deutschland
3. Bargou 08 – Targ (Glitterbeat Records) Tunesien
4. Bonga – Recados de Fora (Lusafrica) Angola
5. Amira Medunjanin – Damar (World Village) Bosnien-Herzegowina
6. L’Orchestre Afrisa International – Melanie (Colomotion Records) DR Kongo
7. Tinariwen – Elwan (Wedge) Mali
8. Aurelio – Darandi (Real World Records) Honduras
9. Kanazoé Orkestra – Miriya (Buda Musique) Burkina Faso
10. Baba Zula – XX (Glitterbeat Records) Türkei
11. Gaye Su Akyol – Hologram İmparatorluğu (Glitterbeat Records) Türkei
12. Voxtra – The Encounter of Vocal Heritage (Muziekpublique) Sardinien/Albanien/Finnland/Madagaskar/Belgien
13. The Nordic Fiddlers Bloc Deliverance (The Nordic Fiddlers Bloc) Schweden/Norwegen/Shetlands
14. Girma Bèyènè & Akalé Wubé – Éthiopiques 30: Mistakes on Purpose (Buda Musique) Äthiopien/Frankreich
15. The Klezmatics – Apikorsim / Heretics (World Village) USA
16. Mariem Hassan – La Voz Indómita (del Sáhara Occidental) (Nubenegra) Westsahara
17. Kefaya – Radio International (Radio International Recordings) Fusion
18. Roberto Fonseca – ABUC (Impulse!) Kuba
19. George Telek, David Bridie & Musicians of the Gunantuna – A Bit Na Ta (Wantok Musik) Papua-Neuguinea/Australien
20. Noura Mint Seymali – Arbina (Glitterbeat Records) Mauretanien
Die TWMC TOP 40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und Facebook „Mondophon auf Radio ARA“