Haiti wiederentdeckt
Die kanadische Singer/Songwriterin/Gitarristin Mélissa Laveaux lebt gegenwärtig in Paris und hat jetzt ihr viertes Album veröffentlicht. Bei einer Reise nach Haiti, der Heimat ihrer Eltern, entdeckt sie nicht nur die dortige, stark vom Voodoo beeinflusste Musik wieder, die sie bereits von ihren Eltern kannte, sondern beschäftigt sich auch mit den bitteren Kapiteln der Vergangenheit des Landes, wie der US-amerikanischen Besetzung von 1915 bis 1934. Nach ihrer Rückkehr beginnt sie ihre Erfahrungen musikalisch zu verarbeiten und nimmt elf haitianische Lieder und eine Eigenkomposition auf, bei denen es um Unterdrückung und Widerstand geht. Die französischen Produzenten haben die Aufnahmen etwas stark poliert, dennoch: Laveauxs leicht heisere, hauchige Stimme zieht Hörer direkt in ihren Bann, und ihr ausgeprägtes Gespür für eingängige Arrangements macht Radyo Siwèl zu einem sehr empfehlenswerten Album: tolle, widerständige Lieder aus einem vielfach gebeutelten Land.
Mélissa Laveaux – Radyo Siwèl (No Format!)
Neotraditionelles Portugal
Bei portugiesischer Musik fällt den meisten der Fado und vielleicht noch der ländliche Volkstanz ein. Gaiteiros de Lisboa gehen einen anderen Weg, der allerdings die traditionellen Wurzeln und ihre Nähe zu den Klängen des nordspanischen Galizien nicht verleugnet. Gaiteiros de Lisboa haben 1991 als Straßenband begonnen und dann seit 1995 sechs Platten herausgebracht, die heute Liebhaberpreise erzielen. Sie singen mehrstimmig zu akzentuierter, wuchtiger Trommelbegleitung, setzen klassische portugiesische Blasinstrumente wie den Dudelsack (Gaitas) ein und spielen auch mal mit Jazz-Elementen. Die 6-köpfige Gruppe ist das kreative Urgestein moderner und druckvoller portugiesischer Rootsmusik. A História ist ein Best-of-Album mit 19 Stücken von ihren bisherigen Platten und einem aktuellen Lied als Appetithappen für eine angekündigte neue CD. Die Kompilation bietet einen exquisiten Einstieg in die bemerkenswerte Musik dieser starken Band.
Gaiteiros de Lisboa – A História (Uguru)
Afro-Blues-Rock
Der Blues ist entgegen landläufiger Vorstellung erst in den USA aus verschiedenen afrikanischen Musikstilen geformt worden und kommt nicht originär aus Afrika. Tatsächlich aber ist die melodische Stimmung traditioneller Musik aus Mali im Blues mit aufgegangen, weshalb diese afro-amerikanische Musik in Westafrika sehr beliebt ist. Der junge Malier Oumar Konaté hat seine Bluesgitarren-Lektionen wirklich gelernt und zaubert aus Malimusik, rockigem Blues und gelegentlichen Reggae-Grooves eine heiße Melange, die unter dem Titel Live in Bamako in seinem heimatlichen Stammlokal in exzellenter Qualität aufgezeichnet wurde. Mal spielt er die elektrische, mal die akustische Gitarre, singt mit kraftvoller Stimme und lässt sich von Bass, Schlagzeug und Keyboard begleiten. Das Ganze klingt ganz und gar nicht so melancholisch wie bei vielen Tuareg-Bands. Die Platte präsentiert eine energiegeladene malische Band in Bestform, die sowohl Fans moderner afrikanischer Musik als auch Bluesrock-Anhänger begeistern wird.
Oumar Konaté – Live in Bamako (Clermont Music)
März – Top 20
1. Gabacho Maroc – Tawassol (10h10/Cristal) Marokko/F
2. TootArd – Laissez Passer (Glitterbeat) Golan Höhen
3. El Naán – La Danza de las Semillas (El Naán) Spanien
4. 3MA – Anarouz (Six Degrees) Marokko/Mali/Madagaskar
5. Samurai Accordion – Te (Visage Music) It/Finnl./Irl./Es
6. Monsieur Doumani – Angathin (Monsieur Doumani) Zypern
7. Boubacar Traoré – Dounia Tabolo (Lusafrica) Mali
8. Júlio Pereira – Praça do Comércio (Tradisom) Portugal
9. Okra Playground – Ääneni Yli Vesien (Nordic Notes) Finnland
10. Omar Sosa & NDR Bigband – Es:Sensual (Otá) Kuba/D
11. Elena Ledda – Làntias (S’ard Music) Italien
12. Gaiteiros de Lisboa – A História (Uguru) Portugal
13. Sara Tavares – Fitxadu (Sony Music Portugal) Kapverden/Portugal
14. Malagasy Guitar Masters – Volo Hazo (Buda Musique) Madagaskar
15. Maya Youssef – Syrian Dreams (Harmonia Mundi) Syrien/GB
16. L’Alba – A Parulluccia (L’Alba) F/Korsika
17. Efrén López, Stelios Petrakis, Bijan Chemirani – Taos (Buda Musique) Es/Gr/Iran
18. Sinan Cem Eroğlu & Muhlis Berberoğlu – Hemdem (Ahenk Müzik) Türkei
19. Son Palenque – Kutu Prieta pa Saranguiá (Palenque) Kolumbien
20. Toto Bona Lokua – Bondeko (Nø Førmat!) Kamerun/Kongo/F
Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.