Palästinensisches im Doppelpack
Zwei ganz unterschiedliche palästinensische Platten sind jetzt erschienen. Die drei Brüder vom berühmten Trio Joubran haben acht Jahre gebraucht, um The Long March herauszubringen. Wie schon auf früheren Platten hört man die Stimme des Poeten Mahmoud Darwish und auch Pink Floyds Roger Waters ist beteiligt. Die drei Ouds der Ausnahmekünstler aus Nazareth stehen im Zentrum. Der Pariser Produzent Renaud Letang hat sie aber in elektronische Klänge gebettet, woran man sich erst einmal gewöhnen muss. Die 25 Musikstudentinnen, die sich Daughters of Jerusalem nennen, kommen aus dem arabischen Osten dieser Stadt. Auf ihrer CD findet man volkstümlich klingende, palästinensische Lieder von Größen wie Rim Banna und den Rahbani Brüdern in beeindruckendem Chorgesang mit Begleitung von Cello, Kontrabass, Perkussion und Kanun. Das sind musikalisch zwei ganz verschiedene Platten, in denen es aber inhaltlich um dieselbe – die palästinensische – Sache geht. Beide sind unbedingt eine Empfehlung wert!
Le Trio Joubran – The Long March (Randana/Cooking Vinyl)
Daughters of Jerusalem – Daughters of Jerusalem (Kirkelig Kulturverksted)
Die Anfänge der Rumba Congolaise
Ende der 1940er-Jahre entstand im damals noch kolonisierten Kongo durch die Vermischung einheimischer Traditionen mit kubanischer Musik die kongolesische Rumba mit so illustren Protagonisten wie erst Le Grand Kalle, dann Franco und Tabu Ley, sowie später Papa Wemba. Ältere Kompilationen mit Aufnahmen aus den musikalisch goldenen 1950ern sind vergriffen, aber jetzt ist eine sehr schöne Zusammenstellung unter dem Titel Nostalgique Kongo erschienen, die 23 Stücke aus dieser Zeit enthält, die sowohl von kleinen Ensembles als auch von Orchestern eingespielt wurden. Fast alle Künstler*innen sind hier unbekannt, bis auf den bedeutenden Akkordeonisten Camille Feruzi und „Papa“ Wendo Kolosoy, der in den 1990ern ein Revival erlebte. Da hat man echte Schätze gehoben, die seit über 60 Jahren im Verborgenen schlummerten, aber immer noch ganz viel Spaß machen.
V.A. – Nostalgique Kongo (Buda Musique)
So gut klingt Antikapitalismus
Leyla McCalla hat ihr soziales Engagement von ihren politisch aktiven, haitianischen Eltern geerbt. Sie wurde in New York geboren, lebt in New Orleans und mixt ihren speziellen Musikstil aus Cajun, Zydeco, Blues, Creole-Jazz und haitianischen Traditionen. Die Sängerin ist studierte Cellistin, spielt auf ihrem dritten Album The Capitalist Blues aber oft das Tenorbanjo und lässt sich von einem kleinen Ensemble begleiten. Sie verarbeitet in ihren Stücken die üblen ökonomischen und psychologischen Auswirkungen des kapitalistischen Systems auf die Menschen und zeigt sich – musikalisch agressiver – auch vom Schicksal Aleppos betroffen. Eine sympathische Frau mit intimer Stimme und überzeugenden Songs auf einer sehr schönen Platte, die trotz der verschiedenen Stile wie aus einem Guss klingt.
Leyla McCalla – The Capitalist Blues (Jazz Village/Pias)
März – Top 20
1. Le Trio Joubran – The Long March (Cooking Vinyl) Palästina
2. Bassekou Kouyate & Ngoni Ba – Miri (Outhere) Mali
3. Urna Chahar-Tugchi & Kroke – Ser (Urna Chahar-Tugchi/UCT) Innere Mongolei/Polen
4. Dhafer Youssef – Sounds of Mirrors (Anteprima) Tunesien
5. Belonoga – Through the Eyes of the Earth (NarRator Records) Bulgarien
6. Vardan Hovanissian & Emre Gültekin – Karin (Muziekpublique) Armenien/Türkei
7. Ukandanz – Yeketelale (Buda Musique) Äthiopien/F
8. Tartit – Amankor / The Exile (Riverboat / World Music Network) Mali
9. Salif Keita – Un Autre Blanc (Naïve) Mali
10. Rodopi Ensemble – Thraki: Thrace, the Paths of Dionysus (ARC Music) Griechenland
11. Kel Assouf – Black Tenere (Glitterbeat) Niger/Tunesien/BE
12. Leyla McCalla – The Capitalist Blues (Jazz Village/PIAS) USA
13. Alfredo Rodríguez & Pedrito Martínez – Duologue (Mack Avenue) Kuba
14. Oratnitza – Alter Ethno (Fusion Embassy) Bulgarien
15. Kitka – Evening Star (Diaphonica) USA
16. Debashish Bhattacharya, H. Zemler & W. Traczyk – Joy!Guru (Unzipped Fly) Indien/Polen
17. Kelly Thoma – Ama Kopasoun oi Kairoi (Kelly Thoma) Griechenland
18. Moonlight Benjamin – Siltane (Ma Case) Haiti/F
19. Ali Hassan Kuban – From Nubia to Cairo (Piranha) Ägypten
20. Shooglenifty & Dhun Dhora – Written in Water (Shoogle) GB/Indien
Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.