Willis Tipps: November 2019

Miriam Makeba remastert

Miriam Makeba hat als erste afrikanische Künstler*in 1968 die Pop-Hitparaden Europas und Amerikas mit ihrem Lied Pata Pata erobert. Sie hatte das in der Sprache der Xhosa gesungene Stück schon Jahre vorher einmal in ihrer Heimat, der Republik Südafrika, aufgenommen. Nach einer Auslandsreise 1959 ließ das weiße Apartheidsregime sie nicht zurück und mit Unterstützung des Sängers und Bürgerrechtlers Harry Belafonte setzte sie ihre Karriere in den USA fort. Trotz ihres Charterfolges führte ihr Engagement für die US-Bürgerrechtsbewegung zu Repressalien, die sie zwangen, in das westafrikanische Guinea zu gehen. Auch hier blieb sie eine laute und scharfe Kritikerin von Apartheid und Rassismus. Ihr großer Hit war Bestandteil eines gleichnamigen Albums, das neben Songs aus verschiedenen Ländern auch den bekannten „Click Song“ enthielt. Diese Platte ist nun in einer remasterten Version mit Mono- und Stereomixen wiederveröffentlicht worden. Ein Meilensteinalbum der großen südafrikanischen Sängerin und Aktivistin! Jetzt in ausgezeichneter Qualität erhältlich.

Miriam Makeba – Pata Pata (Strut) 2 LP/CD


Rachid Taha posthum


Im September 2018 starb Rachid Taha im Alter von nicht einmal 60 Jahren. Das Album, das er vorher noch fertigstellen konnte, ist nun erschienen. Der in Algerien geborene Taha gehörte zu der Führungsriege der Musiker*innen, die in Frankreich die moderne Form nordafrikanischer Musik weiterentwickelten. Was ihn heraushob, war seine Vorliebe für auch rockig-punkige Stile und seine klare Haltung zur Diskriminierung von Migrant*innen in Frankreich. Taha hatte in den 1980ern bei den Rockern von Carte de Séjour begonnen und machte ab 1990 Soloplatten. Der Titelsong seines allerletzten Albums Je suis Africain ist eine Hommage an bedeutende Schwarze von Bob Marley über Angela Davis bis zu Patrice Lumumba. Die Stücke bewegen sich zwischen Rock und Chanson – immer mit arabischem Flair und häufigem Einsatz der Oud; also ganz so, wie man es von Taha in den letzten Jahren kannte. Schade, dass er nicht mehr da ist. Schön, dass er uns noch diese wunderbaren Aufnahmen mit seiner unverwechselbaren Stimme hinterlassen hat.

Rachid Taha – Je suis Africain (Naive / Believe) LP/CD


Kolumbien mit scharfem Biss

Die Musikszene Kolumbiens hat eine enorme Bandbreite und glücklicherweise schwappt das eine oder andere auch bis nach Europa. Die Mitglieder des Trios Los Pirañas haben einen festen Bezug zu Latin-Rhythmen inklusive Cumbia und machen daraus ihr ganz eigenes Ding. Die drei kommen aus Gruppen wie Ondatrópica und Meridian Brothers, die sich zwischen Tropical Beat und Avantgarde bewegen. Das Ergebnis geht folglich weit über das hinaus, was viele andere lateinamerikanische Gruppen liefern. Historia Natural ist ein technisch minimalistisches Instrumentalalbum, das wohl live im Studio eingespielt wurde. Die Drums sorgen für straffe Beats, der Bass blubbert, eine schräge Gitarre und Computerklänge verwandeln eigentlich nette Melodien in spannend kaputte Ohrwürmer. Wäre der Vergleich nicht so abgelutscht, könnte man das Latin-Punk nennen. Frechheit und Power haben diese bissigen kolumbianischen Gesellen jedenfalls. Ganz aufregend!

Los Pirañas – Historia Natural (Glitterbeat) LP/CD


November – Top 20

 

1. The Garifuna Collective – Aban (Stonetree) Belize
2. Tinariwen – Amadjar – (Anti-/Wedge /PIAS) Mali/Algerien
3. Habib Koité – Kharifa (Contre-Jour) Mali
4. Aziza Brahim – Sahari (Glitterbeat) Westsahara
5. Lakou Mizik – HaitiaNola (Cumbancha) Haiti
6. Mah Damba – Hakili Kélé (Buda Musique) Mali
7. Lajkó Félix & Vołosi – Lajkó Félix & Vołosi (Fonó) Ungarn/Polen
8. Baba Zula – Derin Derin (Glitterbeat) Türkei
9. Kayhan Kalhor, Rembrandt Frerichs, Tony Overwater, Vinsent Planjer – It’s Still Autumn (Kepera) Iran/NL
10. Rachid Taha – Je Suis Africain (Naïve) Algerien/F
11. Ballaké Sissoko & Baba Sissoko – Sissoko & Sissoko (Homerecords.be) Mali
12. Dona Onete – Rebujo – (Mais Um) Brasilien
13. Otava Yo – Do You Love (ARC Music) Russland
14. Laurie Anderson, Tenzin Choegyal, Jesse Paris Smith – Songs from the Bardo (Smithsonian Folkways) USA/Tibet
15. Vova – Garmi Doç (Ada Müzik) Türkei
16. Cimarrón – Orinoco (Cimarrón Music) Kolumbien
17. V.A. – Pour Me a Grog: The Funaná Revolt in 1990s Cabo Verde (Ostinato) Kapverden
18. Nusrat Fateh Ali Khan and Party – Live at WOMAD 1985 (Real World) Pakistan
19. Baba Sissoko – Amadran (Homerecords.be) Mali
20. Jako el Muzikante – Ven al Luna Park (Xurxo Fernandes) Spanien

Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.


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