Venezolanisches Feuerwerk
Die Sängerin Betsayda Machado leitet seit 30 Jahren die Musikgruppe Parranda El Clavo in ihrem kleinen Dorf in der Nähe von Caracas. Die Musiker wurden erst vor kurzem „entdeckt“, gingen zum ersten Mal auf Tour und erregten sofort großes Aufsehen in Amerika. Das Ensemble, bestehend aus 18 SängerInnen und 13 Perkussionisten, hat das Album Loé Loá unter dem Mangobaum des Dorfes eingespielt. Die CD strotzt von Anfang bis Ende vor tropischer Lebensfreude, denn die Nachkommen aufständischer afrikanischer Sklaven fackeln hier im Wechselgesang ein pausenloses Feuerwerk eingängiger Melodien ab. Die instrumentelle Begleitung beschränkt sich auf den Einsatz lokaler Trommeln und Perkussionsgeräte, die aber einen so dichten und komplexen Teppich legen, dass nie das Gefühl entsteht, hier fehlten Akkord- oder Soloinstrumente. Betsayda Machado legt Wert darauf, dass die überlieferten Vortragsformen beibehalten und die Trommeln von den beteiligten Musikern gemäß alter Tradition selbst hergestellt werden. Loé Loá steckt an!
Betsayda Machado & Parranda El Clavo – Loé Loá (Odelia)
Kongo-Power
Jupiter & Okwess haben jetzt ihre zweite Platte veröffentlicht, auf der es heiß hergeht. Jupiter heißt eigentlich Jean-Pierre Bokondji, wurde vor 54 Jahren in Kinshasa geboren und lebte auch einige Jahre in Ost-Berlin, wo sein Vater für die kongolesische Botschaft arbeitete. Aus dem Kongo ist in Europa vor allem die Rumba Congolaise, bzw. der daraus entwickelte Soukouss bekannt, Stile die auch in der Musik dieser Gruppe, vor allem in den Gitarrenläufen, eine wichtige Rolle spielen. Jupiter und seine Band gehen aber deutlich weiter, denn so harte, treibende Poly-Rhythmen, wie auf Kin Sonic, kennt man hier aus Afrika kaum. Auch die röhrende Stimme Jupiters entspricht nicht dem verbreiteten Klischee, denn er ist sowohl von kongolesischer als auch US-amerikanischer Soul-Musik geprägt. Live ist die Gruppe faszinierend, und es ist ihr gelungen, diese schweißtreibende Stimmung im Studio zu reproduzieren. Das ist kompromissloser afrikanischer Rock feinster Sorte!
Jupiter & Okwess – Kin Sonic (Glitterbeat)
St. Petersburg tanzt
Das aus St. Petersburg kommende Oktett Dobranotch erweitert den Horizont derer, die bei russischer Musik an die Don Kosaken, Ivan Rebroff und vielleicht noch an Tschaikowski denken. Die Gruppe entstand 1998 in Frankreich und ging später wieder nach Russland zurück. Dobranotch selbst beschreiben ihre Musik als Mix aus Klezmer-, Gypsy- und Balkanklängen. Natürlich kommen auch die russischen Einflüsse nicht zu kurz, und selbst Ragtime wird verarbeitet. Mit Blasinstrumenten, Pauke, Banjo, Geige und Akkordeon hat die Combo auf Makhorka eine wirklich anregende, schöne Mischung aus Balladen und schmissigen Tanzmelodien produziert. Das Akkordeon spielt übrigens Ilya Shneyveys, der mit Andrea Pancur den Alpenklezmer erfunden hat. Wer gut gelaunte, tanzbare Musik aus Russland hören will, ist bei dieser Platte an der genau richtigen Adresse!
Dobranotch – Makhorka (CPL-Music)
Oktober Top 20
1. Lo’Jo – Fonetiq Flowers (World Village) Frankreich
2. Trio Da Kali and Kronos Quaret – Ladilikan (World Circuit) Mali/USA
3. Frigg – Frost on Fiddles (Frigg) Finnland
4. Bokanté – Strange Circles (GroundUp) USA/Karibik
5. Magín Díaz – El Orisha de la Rosa (Noname) Kolumbien
6. Toko Telo – Toy Raha Toy (Anio) Madagaskar
7. Gwyneth Glyn – Tro (Bendigedig) GB/Wales
8. Jupiter & Okwess – Kin Sonic (Glitterbeat) DR Kongo
9. Saeid Shanbehzadeh – Pour-Afrigha (Buda Musique) Iran/Frankreich
10. Sabîl – Zabad, l’Écume des Nuits (Harmonia Mundi) Palästina
11. Omar Faruk Tekbilek – Love Is my Religion (Alif) Türkei
12. Tribalistas – Tribalistas (Phonomotor) Brasilien
13. Frank London – Glass House Orchestra: Astro-Hungarian Jewish Music (Piranha) USA/Ungarn
14. Ghalia Benali & Mâäk – MwSoul (W.E.R.F) Tunesien/Belgien
15. Moh! Kouyaté – Fe Koti (Foli Son) Guinea Conakry
16. Rahim Alhaj – Letters from Iraq (Smithsonian Folkways) Irak/USA
17. Meïkhaneh – La Silencieuse (Buda Musique) Frankreich
18. Tony Allen – The Source (Blue Note) Nigeria
19. V.A. – Abatwa (The Pygmy): Why Did We Stop Growing Tall? (Glitterbeat) Ruanda
20. Rafiki Jazz – Har Dam Sahara (Riverboat Records) GB/Fusion
Die TWMC TOP 20/40 bei: http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und www.woxx.lu/author/Klopottek.