Gnawa feminin
Asmaa Hamzaoui wurde in Casa- blanca geboren und ist als Frau eine Ausnahmeerscheinung in der Gnawa-Musik Marokkos, die von Männern dominiert wird. Sie ist nämlich nicht nur Sängerin, sondern spielt – sehr virtuos – die dreisaitige Gimbri-Laute mit ihrem dunklen, perkussiven Klang. Die Gnawa sind eine ganz besondere Bevölkerungsgruppe in Marokko, da ihre Vorfahren als Sklav*innen aus dem südlichen Afrika in den Norden verschleppt wurden. Auch ihre Musik ist singulär, da sie, begleitet von der Gimbri und den Metall-Kastagnetten Qaraqib, einen Gesangstil entwickelt haben, in der die Führungsstimme von einer Gruppe von Sänger*innen kommentiert wird. So ist es auch hier bei der zweiten Platte von Hamzaoui, L’Bnat, auf der sie wieder von dem Frauenduo Bnat Timbouktou (Töchter Timbuktus) gesanglich und mit Perkussion begleitet wird. Trotz des energischen Rufgesangs und der durchaus flotten instrumentalen Begleitung tragen die Stücke durch die häufigen Wiederholungen einen Trancecharakter. Es immer wieder schön zu hören, wenn junge Künstler*innen fast puristisch die überlieferten musikalischen Formen pflegen und ganz ohne den heute üblichen Einsatz von modernen Instrumenten beweisen, dass das vollkommen unverstaubt und faszinierend klingen kann. Genau so ist das auf dieser starken Platte!
Asmaa Hamzaoui & Bnat Timbouktou – L’Bnat – Ajabu!
Von Bartók bis Jazz
In Ungarn werden jedes Jahr zahlreiche rootsorientierte Platten veröffentlicht, die leider zum größten Teil in Westeuropa nicht erhältlich sind. Diese Platte hier ist glücklicherweise eine Ausnahme. Die Gruppe Söndörgö hat sich 1995 gegründet und jetzt ihr neuntes Album Gyezz herausgebracht. Was diese Instrumentalband bietet, fußt auf den traditionellen Musikformen in Ungarn, eingespielt auf Tamboura-Langhalslaute, Kontrabass, Akkordeon, Klarinette, Saxofon, Trompete und Perkussion. Zur Verstärkung hat das Quintett, das auch schon mit der Amsterdam Klezmer Band kooperierte, auf einigen Stücken den US-amerikanischen Saxofonisten Chris Potter hinzugenommen. Da ist klar, dass man hier nicht konservativen ungarischen Czárdás erwarten darf. Stattdessen geht die Gruppe unter Einbeziehung von Einflüssen vom Balkan frei mit der Verarbeitung ungarischer Wurzeln um, was man vielleicht jazzig nennen könnte. Da passt es hervorragend, dass man hier Béla Bartóks wilde Pianokomposition Allegro barbaro, die 1911 das Publikum schockte, unter dem Titel A.B. auffrischt. Insgesamt: Auch so kann man mit Tradition überzeugend umgehen. Jedenfalls, wenn man die musikalische Klasse von Söndörgö besitzt.
Söndörgö feat. Chris Potter – Gyezz – Ground Up Music
Asiatische Schnittmengen
Natürlich gibt es Unterschiede in der Musik verschiedener Länder Asiens, dieses Trio hier erkundet aber die gemeinsamen Schnittpunkte. Guo Gan ist einer der bedeutenden Meister der chinesischen Erhu, einer zweisaitigen gestrichenen Spießgeige, deren Urformen bereits vor über 1000 Jahren existierten. Er arbeitete schon mit so unterschiedlichen Künstlern wie Lang Lang und Hans Zimmer zusammen. Huong Thanh ist eine mehrfach preisgekrönte Sängerin aus Vietnam, die sowohl die traditionellen Gesangsformen beherrscht als auch früher zusammen mit dem franko-vietnamesischen Gitarristen Nguyên Lê alte Lieder in experimentelle Jazz-Sphären überführte. Fumie Hihara aus Japan beherrscht sowohl die Wölbbrett-Zither Koto als auch die perkussiv klingende Langhalslaute Shamisen. Alle drei singen, wobei allerdings Huong Thanh den Hauptteil trägt. Das Trio offeriert auf der aktuellen Platte Three Perfumes eine akustische Reise durch die Traditionen ihrer Heimatländer, auf die sich einzulassen sich wirklich lohnt, weil hier erstklassige Instrumentenbeherrschung mit feiner Gesangskunst verbunden wird. Wunderschöne asiatische Melodien in überwiegend entspanntem Modus.
Guo Gan, Huong Thanh, Fumie Hihara – Three Perfumes – Felmay
Neapolitanische Revue
Das Trio Suonno d’Ajere (Klänge von früher) hat nun sein zweites Album Nun v’annammurate veröffentlicht. Das Ensemble verarbeitet populäre Lieder aus der reichen Musikkultur Neapels, die im 20. Jahrhundert entstanden sind. Hier und da klingt es auch mal nach dem Gypsy-Jazz eines Django Reinhardt. Zwar kann man auf dem Album auch Gastmusiker*innen hören, aber der Kern der Gruppe besteht aus Gian Marco Libeccio, der verschiedene Gitarren spielt, aus Marcello Smigliante Gentile, der vor allem Mandoline und Mandola bedient, sowie der Sängerin Irene Scarpato. Die drei haben Jazz studiert und haben die Stücke neu arrangiert, aber die bei anderen Bands häufig zu hörenden Jazzklischees werden erfreulicherweise vermieden. Stattdessen sind ihre Interpretationen originell, abwechslungsreich und flott und bieten eine interessante Facette süditalienischer Musik jenseits von Italo-Pop und Tarantella-Nostalgie. Eine schöne Form der Musik aus Neapel in unterschiedlichen Stilen mit versierter Instrumentalbegleitung und ausdrucksstarker Stimme.
Suonno d’Ajere – Nun v’annammurate – Italian World Beat
Transglobal World Music Chart September – Top 20
1. Bassekou Kouyate & Amy Sacko · Djudjon, l’Oiseau de Garana · One World
2. The Zawose Queens · Maisha · Real World
3. Vigüela · We · Mapamundi Música
4. Buzz’ Ayaz · Buzz’ Ayaz · Glitterbeat
5. Bab L’ Bluz · Swaken · Real World
6. Meridian Brothers · Mi Latinoamérica Sufre · Les Disques Bongo Joe
7. Ruşan Filiztek · Exils · Accords Croisés
8. Arooj Aftab · Night Reign · Verve
9. Varijashree Venugopal · Vari · GroundUP Music
10. Dobet Gnahoré · Zouzou · Cumbancha
11. Jyotsna Srikanth · Carnatic Nomad · Naxos World
12. Bhutan Balladeers · Your Face Is Like the Moon, Your Eyes Are Stars · Glitterbeat
13. Landless · Lúireach · Glitterbeat
14. Russudan Meipariani featuring Ensemble Anchiskhati · Voices & Mountains · Timezone
15. Marta Topferova · Sombras · Moravia Publishing
16. Nfaly Diakité · Hunter Folk Vol 1: Tribute to Toumani Koné · Mieruba
17. Tiganá Santana · Caçada Noturna · Ajabu!
18. Ali Doğan Gönültaş · Keyeyî · Mapamundi Música
19. Maré · Maré · Sons Vadios
20. Carla Pires · VaiVem · Ocarina