Und wieder einmal rettet 007 die Welt vor machthungrigen Verrückten – leider nur im Film.
Nicht alle Jahre wieder, sondern im Abstand von zwei Jahren beschert uns die große Filmindustrie ein Wiedersehen mit 007 – dem kostspieligen Geheimagenten der britischen Krone, der stets die Lizenz zum Töten in der Tasche trägt. Während sich die jüngere Generation im Kinosaal nebenan von Harry Potter verzaubern lässt, der sich seinen Ruhm als größter Leinwandheld aller Zeiten erst noch tapfer erkämpfen muss, ist James Bond mit 40 Leinwandjahren längst zur Legende geworden. Viele im Publikum sind mit seinen halsbrecherischen Rettungsaktionen groß geworden und lassen sich immer noch gern in den Bann neuer Abenteuer ziehen. Nostalgie darf sein. Doch kann ein 20ster Bond-Film überhaupt noch überraschen? Oder sind es doch nur leichte Variationen von Actionszenen mit etwas anderen BösewichtInnen sowie Liebesszenen mit anderen Schönheiten an neuen Schauplätzen ? Klar, das Muster bleibt gleich gestrickt, eher grob und oberflächlich, zum Glück mit ein paar Maschen britischen Humors bestückt. Trotzdem: Echte Bond-Fans dürften auch diesmal auf ihre Kosten kommen.
Der neuseeländische Regisseur Lee Tamahori serviert einen topfitten James Bond, in dessen Haut Pierce Brosnan nun schon zum vierten Mal schlüpft. Und es scheint, als passe das Kostüm mittlerweile, auch wenn der gute alte Sean Connery unübertrefflich bleiben wird. Brosnan spielt den eiskalten, unerschütterlichen („not shaken“) und unberührbaren Agenten, den selbst ein Jahr Folter in einem nordkoreanischen Gefängnis nicht unterkriegen kann.
Bond mit Bart
Gleich zu Beginn des Films landet er durch Verrat dort, nachdem er vergeblich versucht hat per Hovercraft über das verminte Gebiet zwischen Nord- und Südkorea zu entkommen. Von seinen zwei koreanischen Widersachern Zao (Rick Yune) und General Moon (Will Yun Lee) überlebt nur einer. Im Austausch gegen Zao kommt Bond frei, bärtig, langhaarig und gezeichnet von qualvollen Monaten in den Händen der Kommunisten. Doch seine eigenen Leute in London befürchten, dass er im Kerker Namen genannt hat und misstrauen ihrem 007. Sogar die gute M (Judy Dench) kehrt ihm den Rücken. Kein Problem für Bond, er will um jeden Preis den eigentlichen Verräter finden und außerdem Zao unschädlich machen. Dabei geht es per Rundreise um den ganzen Planeten: von Nordkorea via Hongkong nach Kuba (Drehort war allerdings die andalusische Stadt Cádiz), dann mit einem Abstecher über London weiter nach Island und wieder zurück nach Korea. Der Kreis schließt sich, die Bösen werden umzingelt. Mit dabei ist diesmal die mysteriöse Amerikanerin Jinx, interpretiert von Halle Berry. Noch weiß Bond nicht, für wen Jinx arbeitet, nur dass sie eine ernstzunehmende Konkurrentin ist. Immerhin haben beide das gleiche Ziel, nämlich Zao, der in den illegalen Diamantenhandel verstrickt ist. Dass mehr dahinter steckt als nur Diamanten, findet er zusammen mit Jinx im kalten Eispalast des wohlhabenden Graves heraus, der angeblich in Island seine Diamanten entdeckt hat.
Mehr soll nicht verraten werden, nur noch kurz, was interessant im neuen Film ist. Zum einen werden jede Menge Referenzen an Szenen und Zitate aus vorhergehenden Bondfilmen gemacht. War es damals in „Dr No“ Ursula Andress so ist es heute Halle Berry die graziös aus den Wellen tritt und in Richtung Strandbar schreitet, wo James schon längst die Aussicht genießt. Diamanten und Laserstrahlen gab es auch schon. Neu sind die immer zahlreicheren visuellen Computereffekte: Bonds Gedanken in der Folterkammer werden kunstvoll verbildlicht, untermalt von Madonnas Titelsong. Selbst das bekannte „Spielzeuglabor“ des Agenten Q (John Cleese) wird vom modernen Zeitalter erobert: Die virtuelle Realität bietet neue Möglichkeiten für Null-Nulls. Künstlerisch perfekt ist die Gestaltung des Eispalasts: eine Art Riesenhotel aus Eis. In diesem Sinne wurden selbst für die Filmpremiere keine Kosten gescheut und die Londoner Royal Albert Hall umdekoriert.
Im Utopolis