Kritik an dubioser Behördenschlamperei oder Tribut an
clevere Gaunertricks? Inside Man ist beides, aber keines so richtig.
„Ich wähle meine Worte mit Bedacht und wiederhole mich deshalb auch nicht“. Mit dieser knappen Einlage stellt sich der gewitzte Bankräuber Dalton Russel (Clive Owen), dem Zuschauer vor. Im ersten Augenblick geben diese Anfangszeilen, zusammen mit vorangehender orientalischer Musik und beeindruckenden Großstadtaufnahmen, dem Zuschauer Anlass sich auf reines Unterhaltungskino zu freuen. Manchmal kann weniger mehr sein, doch im Falle von Inside Man zieht sich die anfängliche Aussage wie ein roter, aber nicht besonders glücklich gewählter Leitfaden durch den weiteren Handlungsablauf.
Schon die früheren Werke von Spike Lee haben gezeigt, dass dem Regisseur bestimmte politische und soziale Aspekte am Herzen liegen. Lee ist dafür bekannt, dass seine Filme unter anderem auf Fremdenfeindlichkeit, Unterdrückung oder Behördenskandale aufmerksam machen. So ist auch sein neuester Film durchzogen von Anspielungen an diese Themen. Einerseits erhöhen die geschickt platzierten Aussagen natürlich die Spannung. Dem Zuschauer wird zum Beispiel die Idee vermittelt, dass der Bankdirektor, Arthur Case (Christopher Plummer) nicht Opfer ist, sondern selbst Dreck am Stecken hat. Während des Zweiten Weltkrieges soll Case jüdisches Geld unterschlagen, und sein gesamtes Imperium darauf aufgebaut haben. Die Philosophie, dass jeden Verbrecher die dunkle Vergangenheit irgendwann wieder einholt, auch wenn der Gauner sich schon einen Namen in der Gesellschaft gemacht hat und sich deswegen in Sicherheit wägt, ist bezeichnend für
Inside Man.
Leider werden interessant scheinende Themen, wie Erpressung, Schuld und Sühne nur angeschnitten und dann nicht weiter verfolgt. So kommt es, dass diese zum Nachdenken anregenden Ansätze oberflächlich bleiben und die doch spannende Handlung immer wieder abbremsen, anstatt dem Film mehr Tiefe zu verleihen. Konkrete Erklärungen oder Hintergrundinformationen bleiben aus.
Auch die Handlungsmotive der Hauptcharaktere sind auf den ersten Blick schwer ersichtlich. Der anfänglich als souverän dargestellte Detective Keith Frazier, von Denzel Washington verkörpert, verwandelt sich bei den späteren Geiselbefragungen unpassenderweise zum Spaßvogel. Auch die kühle und kalkulierende Rolle der Madeline White (Jodie Foster), als Direktvermittlerin, zwischen den Bösewichten und dem Bankdirektor, über die Köpfe der Polizeibeamten hinweg, wirft weitere Fragen auf. Jeder Teilnehmer ist anfangs recht überzeugt von seinen Fähigkeiten den Bankraub und die damit verbundene Geiselnahme schnellst möglich und unblutig zu beenden. Im Endeffekt jedoch trägt kein Beteiligter wirklich zur Aufklärung des Falles bei, außer vielleicht der Täter selbst.
Zurück bleibt die Frage was der Zuschauer denn nun zwischen den Zeilen hätte lesen sollen. Oder hat Spike Lees Werk gar keinen tieferen Sinn, sondern tut nur fälschlicherweise so als ob? Vielleicht genügt es einfach den mit Spannung durchzogenen und teilweise recht humorvollen Film zu genießen. Die recht clevere Weise eine Bank auszurauben und die Leistung der Schauspieler, sind letztendlich doch recht gelungen und einen Kinobesuch wert.