Lange hat man auf ihn gewartet. Nun ist Pedro Almodovár endlich wieder im Kino zu sehen. Mit einer alltäglichen und doch magischen Frauengeschichte.
Volver heißt „zurückkehren“ und als Rückkehr wird Pedro Almodovárs Film von den Kritikern gefeiert. In Cannes wurde der Film letzte Woche mit begeistertem Applaus begrüßt und eifrig durchdiskutiert. Nach dem internationalen Erfolg von „Todo sobre mi madre“ schien der spanische Filmemacher sich auf einer Schiene zu bewegen, die sich immer mehr von seinem bisherigen Werk entfernte. Seine letzten zwei Arbeiten wirkten reflektierter, reifer. Es wohnte ihnen sogar eine für den Regisseur sehr ungewohnte, wenn auch nicht erdrückende Schwere bei.
Almodovár selbst behauptet, dass er keine leichten Filme über Männer drehen könne, da er sich in ihnen direkter mit sich selbst auseinander setzen müsse und ihm oft dafür der Humor fehle. Es überrascht dann nicht, dass „La mala educación“, sein vorletztes und wahrscheinlich ernsthaftestes Werk, ein reiner Männerfilm ist. Frauen spielen hier höchstens etwas größere Statistenrollen.
Das ist in „Volver“ wieder ganz anders. Hier dreht sich alles um die Frauen, so wie Almodovár sie verehrt: stark, gut und voller Lebenslust. Seine Heldinnen sind immer Heilige des Alltags, die den Tücken des Lebens ausgesetzt sind, doch stets unbedingte Liebe und grenzenlosen Mut beweisen.
Penelope Cruz, die mit ihrem gebrochenen Englisch in den letzten Jahren in Hollywood nach Rollen gefischt hat, feiert eine phänomenale Rückkehr. Sie glänzt in der Rolle der kämpfenden Arbeiterfrau Raimunda, die sich mit einer pubertierenden Tochter, einem lüsternem Macho und einer an Demenz leidenden Tante herumschlagen muss, bis sie schließlich von den Geistern – im wahrsten Sinne des Wortes – ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt wird.
Bei Almodovár braucht niemand Angst vor offenen Gefühlen zu haben. Es wird geschrieen, geweint, gesungen, geliebt und gehasst. Doch jede Regung wird mit iberischem Stolz und größter Würde getragen. Auch Penelope Cruz findet hier wieder zu ihren spanischen Ursprüngen und geht richtig auf in der Rolle dieser bodenständigen, leidenschaftlichen Frau. Neben ihr ist, nach langjähriger Abwesenheit, Almodovárs Muse aus den achtziger und frühen neunziger Jahren, Carmen Maura, wieder mit von der Partie. Mit grauer Mähne und verlottertem Kittelkleid ist sie zunächst nicht mehr wiederzuerkennen. Sie spielt die Mutter, die vor Jahren mit ihrem Mann in einem Brand umgekommen ist und nun überraschend im Kofferraum von Raimundas Schwester Soledad (Lola Duenas) wiederauftaucht.
„Volver“ ist eine dramatische Komödie, rabenschwarz und doch überraschend leicht. Das Thema des Filmes ist wie so oft heikel. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe, aber auch um Inzest, Tod und Wahnsinn. Der spanische Regisseur verbindet die Tragik der Situation und den Schmerz der Figuren meisterhaft mit einer erfrischenden Unbeschwertheit und Komik.
Die Geschichte verwickelt die Schicksale dreier Frauengenerationen, die am Ende in Verbundenheit über seelische Wunden triumphieren. Im Laufe des Filmes kommen mehrere dunkle Geheimnisse zum Vorschein, doch die Figuren, jede im Kampf mit den eigenen Gespenstern der Vergangenheit, halten stets zusammen und lassen sich nicht unterkriegen.