STEVEN SPIELBERG: Pferdekram

Steven Spielbergs neuestes Epos „War Horse“ verfehlt sein Ziel wegen eines kitschüberfrachteten Drehbuchs und einem Mangel an Vertrauen in den Zuschauer.

Ich glaub mich tritt ein Pferd

Langsam schweift die Kamera über die pittoresken Hügel des englischen Devonshire und kündigt an: Wir werden jetzt großes, episches Kino sehen. Steven Spielberg lässt die Zuschauer, wie gewohnt, in ein farblich übersaturiertes Schmachtfest eintauchen, eine irreale Mischung aus künstlich-idyllischen Bildern, die von einer Ästhetik zeugen, welche durchaus an die Landschaftsbilder des Magiers von Oz erinnern, mit einer Prise von Stanley Kubricks Barry Lyndon. Des Weiteren untermalt John Williams melodramatische Musik diese visuelle Gemütssaga mit orchestralem Pomp, lässt wenig Freiraum für Fantasie. mehr lesen / lire plus

ROCK: Alte Freunde

Schon bevor das erste Konzert gespielt war, wurde die amerikanische Alternative-Rockband „The Raconteurs“ in Insiderkreisen als das nächste musikalische Überding gehandelt.

Wissen wie’s geht:
The Raconteurs

Kein Wunder, denn mit einem Line-Up, das so talentierte und gleichzeitig erfolgreiche Musiker wie Jack White (White Stripes), Brendan Benson (Solo-Künstler), Jack Lawrence und Patrick Keeler (beide von The Greenhornes) aufweist, sind die Erwartungen von Anfang an hoch. Und der Erfolg lässt auch nicht lange auf sich warten. Innerhalb von kürzester Zeit ist die Vinyl-Single „Steady As She Goes“ vergriffen. Das darauffolgende Studio Album „Broken Boy Soldiers“ erscheint 2006 und wird sofort für zwei Grammys nominiert. mehr lesen / lire plus

CESAR CHARLONE/ENRIQUE FERNANDEZ: Geschäfte mit dem Reisepabst

„El Baño del Papa“, ist ein charmanter Film, der mit viel Gefühl und Witz dem uruguayanischen Landleben auf den Zahn fühlt.

Warten auf große und auch kleine Geschäfte: die Toilettenherren von Melo.

Melo ist ein ärmliches Städtchen im Osten Uruguays, unweit der brasilianischen Grenze. Batterien oder auch nur eine anständige Holztür sind hier Luxusgüter. Kaufen kann man sie nicht, man muss sie schon vom reicheren Nachbarn ins Land schmuggeln.

Der schnurrbärtige Beto (César Troncoso) und seine Freunde, alle von lokalen Laienschauspielern gespielt, erkämpfen sich ihren spärlichen Lebensunterhalt, indem sie mehrere Male pro Woche mit ihren schrottreifen Drahteseln nach Brasilien radeln. Hier kaufen sie die wertvollen Waren ein und geistern dann wieder, voll beladen bis zum Geht-nicht-mehr, über die Grenze, in der Hoffnung, nur nicht von der korrupten Polizei erwischt und gedemütigt zu werden. mehr lesen / lire plus

INDUSTRIAL POP: Ende neu?

Einen passenderen Bandnamen für ein Rockhal-Konzert kann man sich nicht mal einfallen lassen: Die Einstürzenden Neubauten, ergraut aber immer noch entzürnt kommen am 8. April nach Esch.

Der Mick Jagger der intellektuellen Geräuschemacher: Blixa Bargeld.

Am 1. April 1980 trommelte Punk-urgestein Blixa Bargeld einige seiner Freunde zusammen, um mit ihnen im Berliner Schuppen „Moon“ die Bühne in ein musikalisch-dadaistisches Feuerwerk zu verwandeln. Bargeld und seine Kollegen gehörten damals der dadaistischen Musikströmung „Die genialen Dilettanten“ an und hatten sich schon einen gewissen Namen in der lokalen Underground-Szene erkämpft. Mit ihrer Performance im „Moon“ trafen sie den Nerv der Zeit, verschwanden dann aber wieder diskret von der Bildfläche. mehr lesen / lire plus

Alexander Supertramp

SEAN PENNSean Penns vierter Kinofilm ist eine Hommage an das Außenseitertum, die nichts verklärt, aber auch nichts erklärt. Und das ist auch gut so.

Diplomüberreichung an der renommierten Emory University in Atlanta. Ein Student stolpert unbeholfen auf die Bühne, um den begehrten Schein entgegen zu nehmen. Im Publikum hält seine Mutter kurz den Atem an und verdreht die Augen. Die ganze Welt scheint diesem Jungen zu Füßen zu liegen: Ein gesicherter Platz an der Jurafakultät Harvard, ein üppiges Sparkonto, Eltern mit der nötigen Finanzspritze und ein brandneues Auto. Was mehr könnte sich ein 22-Jähriger an diesem großen Tag wünschen?

Doch langsam zerplatzt jene Luftblase amerikanischer Mittelklasse-Idylle. mehr lesen / lire plus

WONG KAR-WAI: Von Blaubeertorten und wandernden Frauen

Mit „My Blueberry Nights“ transponiert Wong Kar-Wai das für ihn so typisch überschwängliche Melodrama in den amerikanischen Kontext, in das Reich der endlosen Landschaft, der blinkenden Neonlichter und jener einsamen Seelen, die sich auf den Weg machen, um sich selbst zu finden.

Verschwimmen zu emotionalen Potpourris: Norah Jones und Natalie Portman in „My Blueberry Nights“.

Der Film ist Wong Kar-Wais englischsprachiges Debüt. Im Mai eröffnete er mit „My Blueberry Nights“ die Filmfestspiele in Cannes und stieß dort auf sehr unterschiedliche Meinungen. Wie gewohnt schwelgt der asiatische Regisseur im Überdruss seiner poetischen Bilder. Er schafft grobgepixelte Einstellungen, in denen die Menschen und Gegenstände zu abstrakten Farbkompositionen verschwimmen, nimmt den Fokus meisterhaft aus der Mitte in die oberste Ecke des Bildschirms und filmt seine Darsteller durch beschriebene Fenster und aus ungewöhnlichen Perspektiven. mehr lesen / lire plus

FESTIVAL: Intelligente Tänze

Dieses Wochenende steht Luxemburg – dank des Kollektivs „Musiques Volantes“ – unter dem Zeichen von IDM (Intelligent Dance Music).

Der Mann im Hintergrund nennt sich Jackson … aber mit Vornamen.

Jackson Fourgeraud –  bekannt als „Jackson and his Computer Band“ – ist ein wahrer Virtuose in der elektronischen Musikwelt. Ein roher Diamant, der sich langsam, aber unaufhaltsam in den letzten Jahren zum Liebling der IDM Szene (Intelligent Dance Music) heraufgearbeitet hat. Über vier Jahre hat der gebürtige Pariser gebraucht, um den perfekten Sound für sein Debütalbum Smash zusammenzuwerkeln. Er hat so eine äußerst intelligente Mischung aus verschiedenen Elektronica-Elementen geschaffen: IDM, Hip Hop, Techno. mehr lesen / lire plus

KINO: Zurück zu den Frauen

Lange hat man auf ihn gewartet. Nun ist Pedro Almodovár endlich wieder im Kino zu sehen. Mit einer alltäglichen und doch magischen Frauengeschichte.

Auch wieder da: Carmen Maura, Almodovárs Muse aus den 80er und 90ern.

Volver heißt „zurückkehren“ und als Rückkehr wird Pedro Almodovárs Film von den Kritikern gefeiert. In Cannes wurde der Film letzte Woche mit begeistertem Applaus begrüßt und eifrig durchdiskutiert. Nach dem internationalen Erfolg von „Todo sobre mi madre“ schien der spanische Filmemacher sich auf einer Schiene zu bewegen, die sich immer mehr von seinem bisherigen Werk entfernte. Seine letzten zwei Arbeiten wirkten reflektierter, reifer. Es wohnte ihnen sogar eine für den Regisseur sehr ungewohnte, wenn auch nicht erdrückende Schwere bei. mehr lesen / lire plus

ISABELLE MERGAULT: Je vous trouve très beau

Je vous trouve très beau“, erzählt, auf seichte Weise, von der Liebe eines Bauern zu einer jungen Rumänin.

Er: Extrem Wortkarg. Sie: Spricht kein Wort französisch. Trotzdem verstehen Michel Blanc und Medeea Marinescu sich hervorragend.

Die Handlung von Isabelle Mergaults Erstlingswerk „Je vous trouve très beau“ erinnert an eine dieser nervigen Reality Shows in der sich in jeder Episode ein alleinstehender Bauer auf die Suche nach seiner Traumfrau begibt. Die Bewerberinnen mussten sich mehreren Aufgaben auf einem Bauernhof stellen. Dabei waren weder das Aussehen, noch ihre inneren Werte ausschlaggebend – getestet wurden vor allem Hühnerfüttern, Ausmisten und Melken.

Auch Aymé Pigrenet ist, nach dem Unfalltod seiner Gattin, auf der Suche nach einer neuen Frau. mehr lesen / lire plus

GEORGE CLOONEY: Good Night, and Good Luck

George Clooneys „Good Night, and Good Luck“ befasst sich mit den Wirren des Kalten Krieges in den amerikanischen Medien.

Im UtopiaClooney macht auf alt.

Wir befinden uns Anfang der fünfziger Jahre. Das Fernsehen ist noch in den Babyschuhen. Sein kommerzielles Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft. Der amerikanische Sender CBS strahlt mit „See It Now“ zum ersten Mal ein Nachrichtenmagazin aus. Es ist eine Sendung die den Zuschauer mit Fakten auf dem Laufenden halten soll. Edward Murrow (David Straithairn) ist das Gesicht von CBS und prägt als solches die Fernsehlandschaft der Vereinigten Staaten wie kein anderer Reporter.

Für Murrow ist Fernsehen Leidenschaft und weit mehr als eine Kathode in einer rechteckigen Kiste. mehr lesen / lire plus

LARS VON TRIER: Manderlay

In „Manderlay“, dem zweiten Teil seiner Amerika-Trilogie, dekonstruiert Lars von Trier die Ideale der humanistischen Wertegesellschaft.

Idealistin im Einsatz: Bryce Dallas Howard auf der Baumwollplantage „Manderlay“.

Lars von Trier hasst das Reisen, deshalb sei er noch nie in Amerika gewesen, sagt er. Der Regisseur bleibt lieber im heimischen Dänemark, wo er sich seine eigenen Sinnbilder für die Außenwelt schafft.

Amerika kennt er nur aus Büchern und Filmen. Das, glaubt er, genüge, um sich ein Bild von diesem Land zu verschaffen, diese Entfremdung erlaube, seiner künstlerischen Freiheit den nötigen Raum zu verschaffen. Er könne die Art von naiven Fragen stellen, welche die Amerikaner selbst nicht stellen dürften, so Trier kürzlich in einem Interview. mehr lesen / lire plus