Mit „Bridge to Terabithia“ präsentieren die Macher der „The Chronicles of Narnia“ eher eine Einleitung zum Träumen als einen Fantasy-Film für Teenager.
Jess (Josh Hutcherson) ist das, was man allgemein einen Außenseiter nennt. Der sensible, verschlossene Junge wird nicht nur in der Schule von den üblichen „bullies“ gepiesackt, zu Hause muss er sich mit vier nervigen Schwestern und einem Leben in prekären Verhältnissen abfinden. Seine Eltern sind die meiste Zeit damit beschäftigt, das karge Geld zusammen zu halten, und können ihren Kindern nur das Nötigste bieten. Fluchtmomente gewährt dem Teenager einzig seine große Leidenschaft, das Zeichnen.
Sein Leben erhält eine ganz andere Wendung, als eine neue Schülerin, die verträumte, leicht exzentrische Leslie Berg (Anna Sophia Robb), auftaucht. Das Mädchen ist kein gewöhnlicher Teenager und eckt natürlich gleich bei den Wortführern der Schule an. Doch anders als Jess kann sie die Gemeinheiten und Neckereien ihrer Altersgenossen wegstecken. Sie kümmert sich ganz einfach nicht darum, was andere über sie denken. Nicht nur mit dieser Einstellung hat sie Ähnlichkeit mit dem Urbild aller Rebellinnen, Pippi Langstrumpf; auch ihr extravaganter Kleidungsstil erinnert an die sympathische Schwedin. Sie nimmt sich unseres Anti-Helden Jess an und führt ihn in neue Welten. Dabei benutzt sie keine magischen Kräfte oder verwunschene Objekte: Sie nutzt das älteste und wirkungsvollste Instrument um in Traumwelten zu entfliehen, die Fantasie. Mit einer gehörigen Prise Einbildungskraft schaffen sich die beiden ihr eigenes Reich, Terabithia. Ein Wald in der Nähe ihrer beiden Häuser wird zum sagenhaften Königreich; ein Seil über einem Fluss zur magischen Brücke, und eine Baumhütte verwandelt sich in eine stolze Trutzburg.
Die Botschaft ist klar: Kinder, hört nicht auf zu träumen! Schmeißt die Playstation beiseite und geht auf Entdeckungsreisen in eurer Fantasie! Oder anders ausgedrückt: Fantasie ist eine Gabe, die nicht ungenutzt bleiben darf.
Bezeichnenderweise sind die beiden Hauptakteure junge Teenager, also sozusagen noch auf der Grenze zwischen Kindheit und Jugend. Für ihre träumerischen Spielereien sind sie eigentlich schon zu alt, aber genau das ist die falsche Denkweise. Da das Leben nicht nur angenehme Überraschungen bietet, sollte man sich nicht zu früh von der Unbeschwertheit seiner Kindheit trennen. Wie schnell sich alles ändern kann und wie unerwartet man sich in der Situation findet, plötzlich „erwachsen“ handeln zu müssen, wird ebenfalls gezeigt. Ohne zuviel zu verraten, sei angedeutet, dass der junge Jess am Ende des Films mit den bittersten Seiten des Lebens konfrontiert wird.
Mit unspektakulären filmtechnischen Mitteln hat Regisseur Gabor Csupo einen genreunüblichen Jugendfilm geschaffen. Diesen Film, der auf einer Romanvorlage von Katherine Paterson basiert, in die Kategorie Fantasy zu sortieren, ist insofern ungeschickt, da er wenig gemein hat mit typischen Vertretern dieser Sparte, wie etwa „Harry Potter“ oder eben „The Chronicles of Narnia“. Spezialeffekte gibt es zwar auch, jedoch in einer vergleichsweise sparsamen Dosis. Dementsprechend empfiehlt sich dieser Film Eltern, die ihren Kindern zeigen wollen, wie man mit einfachen Mitteln, unter anderem dem eigenen schöpferischen Potenzial, fiktive Welten schaffen kann.
Bridge to Terabithia, im Utopolis.