Die Klimakrise beschleunigt die Gletscherschmelze. Eine neue internationale Forschungsarbeit dokumentiert den dramatischen Rückgang der letzten zwei Jahrzehnte.
Seit Längerem ist bekannt, wie die Klimakrise dafür sorgt, dass überall auf der Welt Gletscher schmelzen und sich zurückziehen. Bisher aber gab es wenig Daten darüber, wie viel Eis jedes Jahr verloren geht. Eine neue internationale Studie stellt fest: Im Durchschnitt verloren die Gletscher weltweit seit der Jahrtausendwende 267 Milliarden Tonnen Masse im Jahr. Die Verluste haben sich in den letzten Jahren beschleunigt: Waren es zwischen 2000 und 2004 noch jährlich 227 Gigatonnen, so wurde zwischen 2015 und 2019 ein Eisverlust von 298 Gigatonnen im Jahr gemessen.
In den Alpen, in Island und in Alaska sind die Gletscher am schnellsten geschmolzen, während sich die Schmelzgeschwindigkeit in Skandinavien und Grönland verlangsamt hat, was einer meteorologischen Anomalie zu verdanken ist. Grundsätzlich sind lokale und kurzfristige Schwankungen bei Gletschern oft auf Änderungen des Niederschlags zurückzuführen. Die globale Beschleunigung der Schmelzvorgänge ist jedoch auf den weltweiten Temperaturanstieg zurückzuführen. Gletscher bestehen aus verdichtetem Schnee, der zu Eis wird. In den rund 220.000 Gletschern, die überall auf der Welt verteilt sind, ist ungefähr 70 Prozent des Süßwassers gespeichert.
Die Forschungsarbeit, deren Resultat am 29. April in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wird, wurde von einem internationalen Team aus der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, Norwegen, Kanada unter der Leitung des französischen Laboratoire d’études en géophysique et océanographie spatiales durchgeführt. Die Forscher*innen haben eine halbe Million Fotos von Gletschern analysiert, die seit dem Jahr 2000 vom Erdbeobachtungssatelliten Terra geschossen wurden. Dadurch war es möglich, die Gletscherschmelze mit einer bisher nie dagewesenen räumlichen und zeitlichen Präzision zu erfassen.