SKEPTIKER UND GLÄUBIGE: Blinder Klima-Eifer

Aufwind für die Klima-SkeptikerInnen? Ihre Argumente sind noch immer simplistisch, doch die KlimaschützerInnen sollten die eigene Glaubwürdigkeit nicht mit ebenso unzulässigen Vereinfachungen aufs Spiel setzen.

Jetzt, da nach dem doch recht kalten Winter die Temperaturen steigen, fällt es leichter, wieder an eine CO2-bedingte Erderwärmung zu glauben. Doch ein schaler Nachgeschmack bleibt. Wenn jeder Wirbelsturm und jede Trockenperiode als Beweis für den Klimawandel herhalten müssen, gebietet die elementare Logik, einen Winter „wie früher“ als Gegenbeweis gelten zu lassen. Hinzu kommen Aussagen des Internationalen Klimapanels (IPCC) zum Verschwinden der Niederlande und der Himalaya-Gletscher, die als völlig überzogen entlarvt wurden. Haben also die standhaften Klima-SkeptikerInnen am Ende doch noch recht, und die Versuche, ihre Thesen totzuschweigen sind nur Nachhutgefechte?

Erinnern wir daran, dass die „verfolgten“ CO2-RebellInnen von heute für den Mainstream von gestern stehen. In den 80er Jahren waren es die WissenschaftlerInnen, die vor der Erderwärmung warnten, welche Spott ernteten. Grundsätzlich richtig ist allerdings die Warnung davor, die Debatten mit dissidenten ForscherInnen abzuwürgen. Gerade die zum Teil lange unbemerkt gebliebenen Fehler in IPCC-Berichten zeigen, wie wichtig Kontroversen und Kritik bei der wissenschaftlichen Wahrheitsfindung sind.

Leider ist die Behauptung der RebellInnen, man habe es mit einer Klimawandel-Religion zu tun, die Ungläubige einfach exkommuniziere, nicht völlig aus der Luft gegriffen. Vielen KlimaschützerInnen aus Wissenschaft und Politik ist jedes Argument recht, um ihre These als die richtige darzustellen. Dass sie ihren GegnerInnen vorwerfen, von Erdöl-Konzernen finanziert zu werden, mag kein Beweisgrund sein, trifft aber immerhin meistens zu. Dagegen ist der Verweis auf die „bereits heute spürbaren“ Auswirkungen des Klimawandels höchst zweifelhaft. Nicht einmal die statistische Auswertung klimatischer Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte lässt eindeutige Schlüsse zu, auch wenn ein Einfluss der Erderwärmung durchaus plausibel ist.

In Wirklichkeit beruhen die Klimawandel-Prognosen denn auch auf abstrakteren Überlegungen. Zum einen ist der CO2-Anteil in der Erdatmosphäre seit der industriellen Revolution stark gestiegen, zum anderen weiß man, dass der dadurch verstärkte Treibhauseffekt zu einer Erderwärmung führt. Darüber hinaus stellt das Erdklima ein dynamisches System dar, weshalb die simplistischen Berechnungen der Klima-SkeptikerInnen am Thema vorbeigehen. Ebenso inadäquat sind allerdings die Vereinfachungen der KlimaschützerInnen wie „450 ppm CO2-Äquivalent bedeutet zwei Grad Temperaturanstieg?. Das System Klima besteht aus zahlreichen Untersystemen. Diese wirken zum Teil dämpfend, wie die Ozeane, die CO2 absorbieren, zum Teil verstärkend, wie die Gletscher, deren Verschwinden zusätzlich zu einer erhöhten Absorption der Sonnenstrahlung führt.

Unterm Strich weiß man nur, dass mehr Treibhausgase mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem irreversiblen Klimawandel führen. Die Zahlenmodelle, auf deren Basis derzeit diskutiert und verhandelt wird, sind Versuche, diese Entwicklung anhand der bisher bekannten Faktoren zu beschreiben. Kommenden Generationen werden diese Modelle vermutlich sehr rudimentär vorkommen, doch es sind die besten, die uns zur Verfügung stehen.

Eine neue Bescheidenheit stünde nach den IPCC-Blamagen und dem Kopenhagen-Debakel den KlimaschützerInnen gut zu Gesicht. Angesichts des langfristigen Charakters des Klimawandels wäre ein langer Atem angebracht, statt Panikmache bei jedem Wirbelsturm und Parolen zum „Gipfel der letzen Chance“.


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