GESUNDHEIT: Gut geimpft ist halb gewonnen?

Die Regierung strebt die Grippeimpfung von rund 75 Prozent der Gesamtbevölkerung an. Kritisiert wird diese Massenimpfung kaum.

Gesundheitsminister Mars Di Bartolomeo macht es vor: Demonstrativ hustet er in ein Wegwerftaschentuch. Ihn hätte es schon erwischt und so soll die neue Kampagne „Halte aux microbes“ über Erkältungskrankheiten informieren. Insbesondere an den Schulen soll die neue Gesundheitskampagne auf elementare Maßnahmen zur Verhinderung von Ansteckung aufmerksam machen: Bei Husten und Niesen Wegwerftaschentuch vor den Mund halten und regelmäßig die Hände waschen ? so lautet die wichtigste Benimmregel des Gesundheitsministers.

Bei einer Pressekonferenz gab Mars Di Bartolomeo den offiziellen Startschuss für die Grippeimpfung, die sich jedes Jahr in der Zeit ab Oktober empfehle. Diese Impfung soll gegen die Influenza schützen. Menschen mit chronischen Krankheiten oder einem geschwächten Immunsystem, sowie Ältere, bei denen eine Infektion zu schweren Komplikationen wie Lungen- und Herzmuskelentzündungen bis zum Tod führen kann, sollten sich impfen lassen. Eine Influenza sei nicht mit einem banalen „grippalen Infekt“ zu verwechseln, gegen die auch die Impfung nicht immun mache.

Auch wenn sich die Anzahl der bisher in Luxemburg Geimpften verdoppelt hat – 30 Prozent der Risikopatienten und 50 Prozent der über 65-Jährigen sind mittlerweile geschützt – reiche dies nicht aus: „Ziel ist es, 75 Prozent der Allgemeinbevölkerung zu erreichen“, meint Mars Di Bartolomeo zu der Impfung, die bei Risikogruppen komplett von der Krankenkasse übernommen wird. Die Regierung selbst will mit gutem Beispiel vorangehen und schreitet am Freitag geschlossen zur Grippeimpfung.

Dieses vorbehaltlose Eintreten für die Grippeimpfung ist erstaunlich. „Bei der Impfung wird injiziert, als ob das Immunsystem bei allen das selbe sei. Doch es ist bei jedem Menschen zu jeder Lebenszeit anders beschaffen – eine Massenimpfaktion ist in meinen Augen überproportioniert“, meint Jean Huss, Vizepräsident der Patientenvertretung. Impfung sei in seinen Augen höchstens bei Risikogruppen angebracht.

„Ich habe eine absolut kritische Haltung zu Impfungen insgesamt“, sagt Huss und weist darauf hin, dass man bei diesem auch in der Medizin heiklen Thema jedes Wort auf die Waagschale legen müsse.

Inhaltlich sei nach wie vor umstritten, inwiefern Impfungen überhaupt effektiv sind. Es gebe Studien, wonach Krankheiten wie etwa Cholera am Ende des 19. Jahrhunderts in England nicht durch Impfungen verschwunden seien, sondern durch eine bessere Hygiene. Dazu komme, dass Viren sehr schnell mutieren. Die Impfstoffe, die auf den Markt geworfen werden, müssen nicht unbedingt dem Virus entsprechen, der letztlich auftritt. „Es gibt Studien, die die Nutzbarkeit der Grippeimpfung maximal auf 40 bis 80 Prozent beziffern“, so Huss.

Darüber hinaus seien in der Pharmaindustrie enorme Interessen im Spiel: Es werde massiv Druck gemacht, um die eigenen Produkte verkaufen zu können. Etwa, indem versucht werde, Studien zu manipulieren oder die Gesundheitsministerien zu beeinflussen.

Über die Problematik der Nebenwirkungen werde in der offiziellen Medizin nicht gerne geredet. Der Vorrang liege auf der Aussage, dass man den Krankheiten vorbeugen müsse. „Auch der Gesundheitsminister möchte Präventionspolitik machen“, so Huss, „ob die Grippeimpfung jedoch wirklich eine seriöse Präventionsmaßnahme ist – gerade wenn sie so massenhaft betrieben wird – sei dahin gestellt.“ Alle anderen Präventionsprogramme der Regierung begrüße er. – So etwa die Aufforderung zu mehr Bewegung und zu gesünderem Essen, um das Immunsystem zu stärken. „Bisher werden jene, die die Impfwut kritisieren, immer noch als Fundamentalökologen abgestempelt“, so Huss, „Jedoch gibt es hochkarätige Immunologen und Mediziner, die ebenfalls diese Skepsis zum Ausdruck bringen.“ Eine öffentliche Diskussion, so Huss‘ Fazit, sei dringend nötig.


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