Das Stück „Narzissus und Echo“ bildet den Auftakt des diesjährigen Summer Dreams-Festivals zum 15-jährigen Bestehen der Theatertruppe Independent Little Lies (ILL). Gewoben werden Träume an zauberhaften Orten.
Echo kann Narziss seine Liebe nicht gestehen, denn eine Göttin hat ihr die Stimme gestohlen. Doch eines Tages, als Narziss im Wald auf Hirschjagd ist, folgt ihm Echo und versucht es trotzdem. Doch nichts als ein Echo schallt zurück. Wenngleich die Stimme hallend zu ihm dringt, verschmäht Narziss ihr Werben. Echo fühlt sich so gedemütigt, dass sie sich verletzt zurückzieht, sich in einer Höhle versteckt, keine Nahrung mehr zu sich nimmt und schließlich verkümmert, bis sie nur noch eine Stimme ist. Doch auch der eitle Narziss erhält seine gerechte Strafe. Die Rachegöttin Nemesis sorgt dafür, dass er sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt, als er sich in einem Teich erblickt. Beide ereilt ein ähnliches Schicksal. Schein und Wirklichkeit, Traum und Furcht vor Verwandlung verwoben mit den immerwährenden Themen Liebe und Begierde bilden so die Grundmotive des Mythos von Narziss und Echo.
Für ihr erstes Theaterstück im Rahmen des Sommerfestivals „Summer Dreams“ hätten „Independent Little Lies“(ILL) sich kaum einen besseren Stoff ausdenken können. In dem verzaubert und verwunschen anmutenden Escher Pavillon auf dem Galgenberg wird „Narzissus und Echo“ als erstes Stück in einer Reihe von insgesamt fünf aufgeführt. Dabei führt eine Zusammenstellung verschiedener Textfragmente in englisch und deutsch den Zuschauer bis in die Gegenwart und hinterfragt den Mythos. Inspiriert an Ovids Metamorphosen hat Linda Bonvini die Texte zusammengestellt und das Konzept erarbeitet. Claire Thill und Steve Hoegener spielen die Hauptfiguren, instrumental wird das Stück vom Trio Aurora begleitet.
An ausgefallenen, theater-unüblichen Orten werden die fünf Theater-Kompositionen des Summer Dreams Festivals zwischen dem 11. September und dem 3. Juli einmalig, als „one offs“ gespielt. Dabei schillert das Traummotiv in allen fünf Inszenierungen durch. „The@ter – Love: (im)possible“ lautet beispielsweise der Titel eines von Anne Simon in der Villa Mousset ausgetragenen experimentellen Bühnenwerks, ein Stück über Frauen, „Voix des Femmes“ von Jill Christophe wird hingegen am 27. August im Café Diva inszeniert. Die in mehreren Sprachen konzipierten Stücke richten sich an ein durchmischtes Publikum, es gilt das Prinzip: „Pay what you can“. Eine Förderung erfährt das Summer Dreams Festival vom „Fonds Culturel National“, der Gemeinde Esch, sowie dem Kulturministerium.
Man habe das Sommerloch kreativ füllen wollen, meint Linda Bovini, künstlerische Leiterin von „Narzissus und Echo“. ILL besteht seit 1995, dem Kulturhauptstadtjahr und feiert mit dem Festival in diesem Jahr zugleich sein fünfzehnjähriges Jubiläum.
Der Verein verfolgt seit der ersten Stunde das Ziel jungen Künstlern und Künstlerinnen Chancen zu bieten, kreativ zu wirken und innovative Theaterprojekte mit sozialkritischen Themen zu verwirklichen. Zugleich verfolgt ILL seit 1995 aufmerksam die kulturpolitischen Entwicklungen. So bildet denn auch eine Veranstaltung mit dem Titel „Dramkulturlandschaftletzebuerg“ am 11. September im Resistenzmuseum, die die Luxemburger Kulturpolitik einem kritischen Blick unterwirft, den krönenden Abschluss. Zugleich ist eine Abschlussparty vorgesehen, die vom „Save Esch Kollektiv“ veranstaltet wird.
Narzissus und Echo an diesem Samstag, dem 10. Juli im Pavillon Galgenberg Esch um 20h30 (open air).