ÖKOSTROM: Doppelte Empfehlung

Welche Stromangebote wirklich umweltfreundlich und nachhaltig sind, dazu haben Mouvement écologique und Greenpeace eine klare Meinung.

Dass Mouvement écologique und Greenpeace eine gemeinsame Pressekonferenz organisieren, kommt nicht so häufig vor. Jene vom vergangenen Montag war aber eine Premiere, denn als zusätzlicher Partner saß Eurosolar, der Verein zur Förderung erneuerbarer Energien in Luxemburg, mit am Tisch. Thema war die durch die europäische Stromliberalisierung eröffnete Möglichkeit, seinen Elektrizitätslieferanten frei zu wählen. Weil es keine einheitliche Definition gibt, was grüner Strom ist, haben die drei NGOs gemeinsam Kriterien ausgearbeitet, nach denen sie die Luxemburger Angebote bewerten und den KundInnen eine Entscheidungshilfe bieten.

Am wichtigsten ist natürlich die Qualität der erneuerbaren Energiequellen. Dabei kann sich vor allem Biomasse als unnachhaltig entpuppen, zum Beispiel, wenn für ihre Gewinnung Wälder zerstört werden. Bis zu 50 Prozent Strom aus fossilen Quellen wird toleriert, wenn er in hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen produziert wird. Elektrizität aus der Twinerg-Gasturbine, wie sie vom Escher Stadtwerk angeboten wird, erfüllt diese Bedingung zurzeit nicht.

Am zweiten Kriterium scheitert der 100-Prozent-Wasserkraft-Strom der Merscher Firma Electris. Ein „zusätzlicher Umweltnutzen“ müsse gegeben sein, meinen die Umwelt-NGOs. Das sei bei den jahrzehntealten Wasserkraftwerken, die Electris nutzt, nicht der Fall. Andere Angebote, wie „Nova Naturstroum“, garantieren, dass regelmäßig in neue Kraftwerke investiert wird – dieser Strom stammt integral aus Anlagen, die jünger als fünf Jahre sind.

Des weiteren fordern die drei NGOs eine unabhängige Kontrolle, eine Energie-Einspar-Beratung der Kunden und eine nachhaltige Geschäftspolitik der Stromproduzenten und Stromlieferanten. Am Ende bleiben von den zwölf untersuchten Angeboten nur noch zwei übrig: „Nova Naturstroum“ von Cegedel und „eida.green“ der Firma „Eida“.

Schaut man sich die Bewertung im Detail an, so ähnelt sie jener, die die woxx in der Ökofoire-Nummer vor zwei Monaten erstellt hatte. Allerdings erscheint die ausdrückliche Doppel-Empfehlung der NGOs etwas willkürlich – die woxx hatte angesichts der Vielschichtigkeit des Themas, auf eindeutige Empfehlungen verzichtet.

Inkonsequente Bewertung

Wenn nämlich die Geschäftspolitik eines der Kriterien ist, dann hätte das „Nova Naturstroum“-Angebot durchfallen müssen. Zwar ist die deutsche Herstellerfirma „Greenpeace electricity“ durch und durch grün, doch der luxemburgische Weiterverkäufer Cegedel handelt ansonsten vor allem mit Strom aus fossilen Quellen. Sogar in ein neues Kohlekraftwerk will die Firma investieren – wogegen Greenpeace Luxemburg vor ein paar Wochen Sturm lief. Obwohl auch für Greenpeace „das grünste der grünen Produkte“ Eida ist, weigerte sich die NGO vermutlich, eine gemeinsame Empfehlung mitzutragen, bei der das „Nova“-Produkt außen vor bliebe.

Leider ging dieser Deal auf Kosten anderer, durchaus interessanter Angebote. Vor allem der atomfreie Standardstrom der Stadt Esch hat viele Qualitäten, und wird demnächst dank der Twinerg-Wärmeauskopplung noch „grüner“. Doch auch der zu zwei Dritteln grüne und zu einem Drittel „schmutzige“ Strom der Stadt Luxemburg steht für eine viel größeres Nachfragevolumen an Ökostrom, als es durch die paar Tausend „Nova“- und „Eida“-KundInnen erreicht wird. Führt man solche Überlegungen zu Ende, dann erscheint einem die Idee des „Wandels durch Handel“ in Sachen Elektrizitätswirtschaft zweifelhaft. Doch die Stromliberalisierung an sich in Frage zu stellen, das war nicht Thema der Pressekonferenz.

Kriterien und Bewertung: www.oeko.lu


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