STUDIE: Arm sein in Luxemburg

Die Anzahl der vom Armutsrisiko Betroffenen steigt: Insbesondere Alleinerziehende, Alleinlebende sowie kinderreiche Familien.

„Die neuen Zahlen bestätigen leider, dass wir in Luxemburg in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Armut zu verzeichnen haben“, heißt es in dem Armutsbericht, den die Arbeiterkammer diese Woche zusammen mit Nichtregierungsorganisationen, die im luxemburgischen Ableger des Netzwerks „European Anti Poverty Network“ (EAPN) zusammengeschlossen sind, vorgestellt hat. Obwohl das Einkommen eines Armen in Luxemburg natürlich nicht mit dem eines Bewohners eines Landes der „dritten Welt“ vergleichbar ist, haben Arme in Luxemburg nur wenig Lobby und leben am Rande einer prosperierenden Gesellschaft. Bei rund vierzehn Prozent der Haushalte lag 2006 das verfügbare Äquivalenzeinkommen unter der Armutsschwelle. Das ist nicht wenig, auch wenn Luxemburg im internationalen Vergleich – bezogen auf den Durchschnitt der europäischen Länder – eher gut abschnitt. Dabei wurde die Armutsrisikoschwelle 2006 für eine Person auf 17.808 Euro pro Jahr und bei einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern auf 37.397 Euro beziffert. „Besonders alarmierend ist der Anstieg der Armut bei Alleinerziehenden und bei Alleinlebenden sowie bei kinderreichen Familien“, erklärt Marco Wagener, Berater bei der Arbeiterkammer. Ebenfalls steige in Luxemburg die Zahl der Arbeitnehmer, die dem Armutsrisiko ausgesetzt sind: den so genannten „working poor“.

Die Gründe, die Armut verursachen sind vielfältig: Eine schlechte und überteuerte Wohnung – die Armutsquote von Mietern ist wesentlich höher als von Wohnungseigentümern -, Arbeitslosigkeit, eine angeschlagene Gesundheit, wenig Unterstützung aus dem Lebensumfeld und eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe sind die Faktoren, die Armut ausmachen und insbesondere Kinder ein Leben lang benachteiligen können. In puncto Kinderarmut stellte schon im April diesen Jahres der luxemburgische Wirtschafts- und Sozialrat (WSR) in einer Stellungsnahme über die wirtschaftliche, soziale und finanzielle Entwicklung Luxemburgs fest, dass „in Luxemburg viele Kinder in armen Haushalten leben, was darauf schließen lässt, dass die Umverteilungsmechanismen zugunsten dieser Haushalte lückenhaft sind und es der Familienpolitik nach wie vor nicht gelingt, diese Situation zu beheben“.

Andererseits ist der Studie der Arbeiterkammer zufolge das Armutsrisiko ohne monetäre soziale Transferleistungen, unter anderem Renten, sehr hoch – nämlich 40 Prozent, was auch den europäischen Durchschnitt übertrifft. Auch viele Vollzeitbeschäftigte, die den sozialen Mindestlohn erhalten, könnten ohne soziale Transferleistungen kaum dem Armutsrisiko entgehen: „Während man in Belgien und Frankreich mit dem Mindestlohn oberhalb der Armutsrisikoschwelle leben kann, ist dies in Luxemburg nicht der Fall“, so Wagener. Denn der ausbezahlte soziale Mindestlohn lag 2005 bei rund 1.244 Euro im Monat, wobei die relative monetäre Armutsrisikoschwelle auf 1.484 Euro im Monat fixiert wurde. „Die Arbeiterkammer will mit ihrer Studie auf diese Missstände hinweisen. Sie stellt jedoch keine Forderungen“, so Marcel Detaille, Vorsitzender der Arbeiterkammer.


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