TRIP HOP: Zurück in die Zukunft?

Nach einer siebenjährigen Pause hat die Trip Hop Band Morcheeba zu ihrem ursprünglichen Lineup zurückgefunden und kommt am 18. Juli nach Luxemburg, um ihr im Juni erschienenes Album „Blood Like Lemonade“ vorzustellen. Doch ist dies wirklich ein Schritt zurück in die Zukunft?

Wieder auf Achse:
die drei Trip Hopper
von Morcheeba.

Als sich Skye Edwards, Background-Sängerin einer Funk-Coverband, und die Brüder Ross und Paul Godfrey Mitte der neunziger Jahre auf einer Party in Kent trafen, waren Künstler wie DJ Shadow, Massive Attack und Portishead schon dabei die britische Musikszene mit Trip Hop maßgeblich zu verändern. In einem Genre, das Hip Hop und Electronica vereinte, war Morcheebas Debütalbum „Who Can We Trust?“ eine ernstzunehmende Konkurrenz, die sich hauptsächlich auf den Gebrauch von Rhodes Piano, Synthesizer, Schlagzeug und Scratching stützte. Auch der Nachfolger, „Big Calm“ (1998), von den meisten Fans als ihr bestes Album angesehen, blieb dem Trip Hop trotz unkonventionellerer Instrumentalisierung – unter anderem wurden eine Sitar und eine Hammond-Orgel benutzt – treu.

Der Anfang vom vorläufigen Ende trat mit dem Erscheinen des dritten Albums „Fragments of Freedom“, im Jahr 2000 ein, für das die Band ihren Sound komplett umkrempelte, um ein kommerziell erfolgreiches Popalbum zu schaffen, das nicht nur die Fans der ersten Stunde wie ein Brett vor den Kopf traf, sondern auch die bandeigene Identität verleugnete. Die unglaublich fröhliche Ohrwurm-Single „Rome Wasn’t Built in a Day“ ist zugleich Höhepunkt der Chart-Historie und persönlicher Tiefpunkt Morcheebas. Trotz aller gesundheitlichen Bedenken hätte es hier wohl nicht geschadet, hätte man sich an das ursprüngliche Motto der Band – „More cheeba“ heißt so viel wie „Mehr Cannabis!“ – zurückbesinnt.

Nach „Charango“, dem vierten Studioalbum das 2002 veröffentlicht wurde, und der darauf folgenden Tour hatten sich die Bandkollegen künstlerisch und persönlich so weit auseinandergelebt, dass es zu einer Trennung der Sängerin Skye Edwards von den Godfrey Brüdern kam. Letztere veröffentlichten noch zwei weitere Alben, für die sie zahlreiche Gastvokalisten engagierten, die jedoch Skye Edwards nicht das Wasser reichen konnten. Diese entwickelte sich zwischenzeitlich ihrerseits mit zwei Soloalben zu einer akzeptablen Songschreiberin.

2010 kam es nach einem zufälligen Treffen der ehemaligen Sängerin und dem Multi-Instrumentalisten Ross Godfrey zur Wiedervereinigung der Band. In einem Zeitraffer, der selbst dem Zeitreisenden und Möchtegern-Musiker Marty McFly, aus dem bekannten Science-Fiction Klassiker „Zurück in die Zukunft“, imponiert hätte, wurde innerhalb von fünf Monaten ein neues Album aufgenommen und gemixt.

„Blood Like Lemonade“ ist wesentlich zugänglicher und melodieverliebter als die frühen Alben, dafür aber auch dunkler sowie mysteriöser. Es vereint die altbekannten Trip Hop Elemente mit starken Melodien, und die wundervolle Stimme von Skye Edward, der es früher noch Selbstvertrauen und Präsenz gemangelt hat, übernimmt nun die ihr gebührende Hauptrolle.

Dieses Album wird die Band, die live zu sechst auf der Bühne steht, nach einer Amerikatournee nun auch den luxemburgischen Fans vorstellen. Der Treue der Fans haben Morcheeba es zu verdanken, dass die meisten Konzerte der bisherigen Tournee trotz mangelnder Publicity und ausbleibender Charterfolge der neuen Songs ausverkauft waren. Wenn „Blood Like Lemonade“ der erste zögerliche Schritt zurück in die Zukunft war, bleibt nur zu hoffen, dass die Band ihrerseits ihren Fans treu ist und live den nächsten Schritt wagt.

Am 18. Juli im Rockhal Club.


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