INDIE ROCK: Möge die Musik mit Euch sein

Die Indiepopkombo Pinback konnte zwar nie große Chartserfolge verbuchen – dafür haben sie über die Jahre eine mehr als treue Fanbasis errichtet.

Verborgene Indie-Götter: Pinback.

Fast hätte es das Konzert, das an diesem Sonntag in der Escher Kulturfabrik stattfindet, nie gegeben, denn Pinback war anfänglich nur ein Nebenprojekt von Armistead Burwell Smith IV, kurz Zach genannt, und Rob Crow, die neben ihren Verpflichtungen in anderen Bands wie Three Mile Pilot in ihrer Freizeit anfingen, zusammen Songs zu schreiben. Dies war im Jahr 1998, als die beiden sich entschieden, dass Studioaufnahmen finanziell unmöglich zu realisieren waren und davon abgesehen auch unnötig sind, wenn man einen nicht allzu oft abstürzenden Computer besitzt. Ein Jahr später erschien ihr Debutalbum „This Is a Pinback CD“, zwei Jahre darauf der Nachfolger „Some Voices“ .

Aber erst nachdem die beiden zum Indie-Label Touch and Go wechselten, wurde der Band mehr Aufmerksamkeit geschenkt und ihr 2004 erschienenes Album „Summer in Abaddon“ war das erste, das eine Chartplatzierung erreichte. Es überzeugte durch die als Pinback Trademark-Sound zu bezeichnende Mischung aus Popsongs, die im ersten Moment nicht nur schön klingen, sondern auch nach einer sicheren Alternative zum kommerziellen Ramsch der inzwischenzeit als „Indie“ verscherbelt wurde. Tatsächlich aber wächst Pinbacks Musik mit mehrmaligem Hören, und neben den beachtlichen technischen Fähigkeiten und den großartigen Gesangsharmonien fallen vor allem die kreativen Rhythmen auf. So geht die Musik ins Ohr und hinterlässt trotz ihrer äußerlichen Gefälligkeit Spuren.

Nach dem 2007 erschienenen „Autumn of the Seraphs“, das das bisher kommerziell erfolgreichste Album war, wandten sich die zwei Musiker Solo-Projekten zu – musikalischen als auch persönlichen, da Zach zum ersten Mal Vater wurde. Mittlerweile sind sie wieder auf Tournee, denn die Musik ist immer noch ihr täglich Brot. Dabei stellen sie das 2012 erscheinende „Information Retrieved“ vor, ein Album, das verspricht, noch etwas weiter in dunklere musikalische Ebenen zu führen.

Diese Tournee ist jedoch alles andere als eine Pflichtübung – Pinback ist eine Band, die live erst richtig Fahrt aufnimmt, und die dafür bekannt ist, dass ihre Sets nie gleich klingen. Meist werden Schlagzeuger und andere Musiker angeheuert, die sie auf Tour unterstützen. Im letzten Sommer sind sie zum ersten Mal zu zweit durch die Clubs gezogen, um den Fans und sich selbst eine kreative Abwechslung zu gönnen. Aber auch sonst wenden sie bei jeder Tour eine andere Formel an: Mal wird ein Song live anders aufgebaut, mal etwas hinzugefügt, und manchmal wird ganz einfach und schamlos schneller gespielt.

Das erklären die Musiker damit, dass sie sich musikalisch der gerade gegebenen Situation anpassen. Das heißt, wenn sie zu Hause sitzen und einen Song schreiben, nehmen sie sich Zeit und Ruhe, und so fallen die Studioversionen meist gediegener aus. Live dagegen spielt das Adrenalin mit, und schlägt das Herz höher, tut es ihm der Rhythmus gleich. In einem Tournee-Jahrzehnt sammelten sich so viele unterschiedliche Versionen ihrer Songs an, dass ganze EPs entstanden, auf der kein Song seiner Originalversion entspricht.

Neben ihrer Liebe zur Musik haben die Musiker von Pinback ein ausgeprägtes Faible für Sci-Fi-Filme. Zu ihrem Bandnamen hat sie eine Figur aus John Carpenters Sci-Fi-Komödie „Dark Star“ von 1974 inspiriert. Dieses Hobby hat die beiden Musiker so geprägt, dass Zach sogar seinen Hochzeitstermin nach einem Wortspiel auf das „Star Wars“-Mantra „May the 4th (Force) be with you“ auf den 4. Mai legte. In diesem Sinne gilt für das kommende Pinback-Konzert in Luxemburg: Möge die Musik mit Euch sein!

In der Kulturfabrik in Esch, an diesem Sonntag, dem 27. November.


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