Im d:qliq spielen am Samstag zwei Acts, die trotz verschiedener Musikstile eines gemeinsam haben: Ihre Musik entwickelt sich natürlich weiter, ohne dass sie sich um ihre Kritiker zu sorgen scheinen. Das ist nicht nur löblich, es verspricht für den kommenden Gig auch einen erfrischenden Mix aus Indie-Rock (Honey for Petzi) und Elektropop (Sun Glitters).
Honey for Petzi sind eine dreiköpfige Band, aus dem schweizerischen Lausanne. 1995 taten sie sich zusammen um instrumentallen Post-Rock zu spielen. Auf der simplen Gitarre-Bass-Schlagzeug-Basis schaffen die drei Kompositionen, die teilweise spontan wirken, jedoch bis ins Detail berechnet sind. Ihre Stärke ist es, den Hörer mit Melodien zu einem vermeintlichen Höhepunkt zu führen, der dann aber ausbleibt, oder ganz anders klingt, als man sich das vorgestellt hatte. Der Titel des Anfang dieses Jahres erschienenen Albums „General Thoughts and Tastes“ ist eine Anspielung darauf, dass es auf den ersten Blick um einiges massentauglicher als seine Vorgänger ist. Zum ersten Mal wird aktiv Gesang eingebunden, der hier jedoch nicht im traditionellen Popmusik-Stil das Hauptmedium ist, sondern wie bisher alle Instrumente, als gleichwertiger Teil der Kompositionen funktioniert.
Das mag einige altangesessene Fans abschrecken, ist aber lediglich eine natürliche Entwicklung der Musik von Honey for Petzi, die auf diesem Album generell vielschichtiger arrangiert wurde. Einserseits ist sie melodiöser, unterstützt von synthetischen Sounds, andererseits wurden die Elemente, die diese Musik spannend machen, wie arhythmische Einschübe oder das dominierende Schlagzeugspiel, weiter ausgebaut.
Auch Sun Glitters hat sich seit den Tagen seines ersten musikalischen Alter Ego sug(r)cane 1998 verändert. Der Luxemburger Produzent, der eigentlich Victor Ferreira heißt und nicht nur selbst Musik macht, sondern auch andere Künstler remixt, ist zwar noch nicht unter Vertrag, hat aber besonders außerhalb Luxemburgs bereits viele Fans.
Seine Musik ist nicht leicht zu kategorisieren, und so beschreibt er selber sie mit den abenteuerlichsten Etiketten von Dubstep-Shoegaze-Dreampop bis Wonky (wackelig). Dabei könnte man sie ganz banal nach ihrer Funktion mit dem weit gefassten Namen Chillout-Musik bezeichnen. Denn das ist das Hauptmerkmal dieser Musik:
Sie entspannt.
Ob das den seichten Melodien, den überlagerten Gesangssamples oder den langsam dahin rollenden Beats zu verdanken ist, scheint dem Hörer recht egal. Genauso, wie es gleichgültig ist, ob Sun Glitters sich angesichts der 1001 musikalischen Zitate der neueren Popmusik, die er in seinen Songs verbrät, nicht noch mehr von diesen absetzen sollte. Denn das Ergebnis ist schön, extrem entspannend und in sich absolut stimmig.
Tatsächlich bietet Sun Glitters ein Gesamtkunstwerk, denn neben der Musik sind auch die Fotos, die seine Platten und zuweilen auch seine Auftritte schmücken, hausgemacht. Sie scheinen in der gleichen Herangehensweise geschaffen worden zu sein, wie seine Musik. Filter und Überlagerungen schaffen hier eine vielschichtige Gesamtkomposition.
Die Kombination von Honey for Petzi und Sun Glitters ist trotz ihrer unterschiedlichen Musikstile besonders deshalb intelligent, weil ihre Musik für ein Publikum gedacht ist, das bereit ist, sich in klanglichen Welten zu verlaufen und den eigenen Gedanken – im Gegensatz zu gesangslastiger Popmusik – freien Lauf zu lassen.
Am 10. Dezember im d:qliq