RETRO-NOSTALGIA-MUSIK: Zeitreise? Nicht ohne meine Blouse!

Die junge Band „Blouse“ liegt mit ihrer 80er Retro-Nostalgia-Musik momentan voll im Trend.

Am kommenden Freitag kann man Blouse die nähere Zukunft etwas schmackhafter machen, indem man ihr Konzert in Luxemburg besucht.

„That’s what the present is. It’s a little unsatisfying because life’s a little unsatisfying,“ sagt der Protagonist in Woody Allens Film „Midnight in Paris“. Es ist unklar ob Blouse, wie so viele andere junge Bands in den letzten Jahren, sogar Jahrzehnten, diese Einsicht erreicht hat. Die dreiköpfige Band aus Oregon in den USA scheint festzuhängen in der Vergangenheit. Äußerlich dreht sich alles um die 80er Jahre – musikalisch, thematisch, visuell.

Und doch ist es eine Erfindung der Neuzeit, das Internet, das sie zu dem machte, was sie heute sind: Eine gefragte Band, die Säle in den USA und in Europa bespielt, und vom Label Captured Tracks im Internet entdeckt und unter Vertrag genommen wurde. Und das begab sich so Anno Domini 2010.

Seitdem hat die Band, das heißt Sängerin und Multiinstrumentalistin Charlie Hilton, Bassist Patrick Adams und Produzent und Multiinstrumentalist Jacob Portrait, im November 2011 ein selbstbetiteltes Debutalbum veröffentlicht, für das die Kritiken durchweg positiv ausfallen. Ein zu Recht immer wieder auftauchendes Stichwort, ist „Nostalgie“. Denn obwohl man der Musik anhört, dass sie nicht tatsächlich dreißig Jahre bei Phil Spector im Gerümpelkeller gelegen hat, ist deutlich, dass „Blouse“ eine Hommage an die 80er Jahre darstellt.

Es fängt an mit den dunklen, atmosphärischen Sounds auf „Into Black“ und dem sich durch das Album hindurch ziehenden, romantisch gehauchten Gesang Charlie Hiltons. Auf „Controller“ und „Firestarter“ sind es die Synthesizer, die allzu schlechte Imitationen von Streichern und Keyboardklängen als Geräuschkulisse erzeugen. So altbekannt diese Stilmittel auch klingen mögen, Blouse versteht sich darauf, sie so zusammenzusetzen, dass immer wieder neue Songs entstehen, die schön sind und melancholisch und eben diesen 80er Sound schaffen, der das Markenzeichen dieser Band ist.

Auch visuell sind Blouse sich ihrer Linie treu: Das Albumcover ziert ein romantisch beleuchtetes Foto im Pastellrosa-Ambiente und die Videos sind ein wahres Schmankerl für Freunde der Mode der 80er. Thematisch gesehen passt „Videotapes“ besonders gut ins Schema. Mit der mantrahaften Textzeile „what it would be like to see you again“ beschwört Hilton eine verpasste Momentaufnahme, die angesichts des heutigen Youtube-Zeitalters anachronistisch erscheint.

„Time Travel“, das ausnahmsweise flottere, wenn auch noch authentische 80er Jahre Töne anschlägt, steht dem in nichts nach: „I was in the future yesterday but now I’m in the past – and it keeps taking me back“ singt Hilton hier wehmütig. So dass man sie wachrütteln möchte um zu sagen: „So schlimm ist die Gegenwart doch auch nicht!“ Vertrag, Tour, Pläne fürs nächste Album im kommenden Frühling – was wollen sie denn eigentlich noch, diese Herzensnöter?

Der Krux an der Sache ist der: Mit ihrer 80er Retro-Nostalgia-Musik liegen sie momentan voll im Trend. Aber wie lange noch? Wann kommt der Punkt, an dem sich die Musikfans dieser Welt satt gehört haben? Hoffen wir, dass Blouse, die musikalisch-technisch mit ihrem Album alles richtig gemacht haben, dann den Sprung in die Zukunft schaffen. Und einfach ein bisschen mehr Mut haben, sich mit der Gegenwart zu befassen, ohne ins Schwelgen über die Vorzüge vergangener Zeiten zu geraten.

Diesen Freitag, den 10. Februar im Exit 07.


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