(lm) – Verstaatlichen! Mit dem Vorschlag, die öffentliche Hand solle die Stromnetze übernehmen, sorgte der grüne Europaabgeordnete Claude Turmes 2005 für Erstaunen. Immerhin befand sich die Welt, Europa und die luxemburgische Politsphäre noch immer im Liberalisierungswahn. Noch erstaunlicher war, dass Energieminister Jeannot Krecké zwei Jahre später Turmes’ Idee aufgriff. Bei der Schaffung der neuen Firma Enovos wurde dieses Ziel fast, aber nicht ganz umgesetzt.
Etienne Schneider, Kreckés Nachfolger, ließ eine weitere Gelegenheit aus, als 2012 Arcelormittal seine Anteile an Enovos verkaufte. Als „inakzeptabel“ bezeichneten es damals Déi Lénk, dass die Regierung der Fondsgesellschaft Axa den Vortritt ließ. Doch diesmal ist alles anders: Als vor ein paar Tagen bekannt wurde, dass auch das Energieunternehmen RWE seine Anteile an Enovos loswerden will, schlug der LSAP-Abgeordnete Fränk Arndt vor, von dem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Der Mouvement écologique, der lange darauf hoffte, mit Marktmechanismen die Energieweitschaft zu ökologisieren, stieß in die gleiche Kerbe. Und Etienne Schneider ließ wissen, man strebe tatsächlich an, die Aktienmehrheit am gesamten Energiekonzern zu übernehmen. Bemerkenswert, denn 2005 klang die Forderung nach Energienetzen in öffentlicher Hand schon fast nach Kommunismus. Andererseits, befand sich bereits in den 1970ern der damalige Strom-Monopolist Cegedel de facto unter staatlicher Kontrolle.
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