GARETH EDWARDS: Monsteraction statt Tiefgang

Mit „Godzilla“ wagt sich „Monsters“-Regisseur Gareth Edwards an einen Klassiker heran. Ein Versuch, den er besser unterlassen hätte.

Kommen weder gegen die Mutos, noch gegen das schlechte Drehbuch an … Bryan Cranston und Aaron Taylor-Johnson in „Godzilla“

Als im Jahr 1999 ein japanisches Atomkraftwerk zerstört wurde, lautete die offizielle Version der Ereignisse, ein Erdbeben habe dies verursacht. Der Atomphysiker Joe Brody (Bryan
Cranston), verantwortlich für die Sicherheit der Atomzentrale, verlor bei dem Unglück seine ebenfalls in dem Kraftwerk beschäftigte Frau (Juliette Binoche), die sich während der Katastrophe auf einem Kontrollgang befand. Joe glaubte nicht an die offizielle Version der Geschichte und machte sich auf eigene Faust auf die Suche nach der Ursache des Unfalls. 15 Jahre später, während denen er, von Drogenproblemen geplagt, um das Sperrgebiet, das rund um das zerstörte AKW ausgerufen wurde, ruhelos herumgeschlichen ist, wird er schließlich bei dem Versuch, auf das Gelände vorzudringen, festgenommen. Sein Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson), Bombenexperte der US Navy, reist nach Japan, um ihn zu sich in die USA zu holen. Doch gerade während seines Aufenthalts wird die eigentliche Ursache der Atomkatastrophe bekannt: Unter dem Reaktor ist jahrelang ein riesiges Monster, ein „Muto“, herangewachsen, das sich von atomarer Strahlung ernährt. Das Monster scheint nun ausgewachsen zu sein und macht sich, auf ziemlich brutale Art und Weise, auf den Weg in die USA, wo eine zweite, ähnliche, Kreatur existiert, mit der es sich paaren will. Auf seinem Weg hinterlässt das hochhaushohe, insektenähnliche Muto eine Spur der Verwüstung. Doch da taucht Godzilla auf, der natürliche Feind des Mutos und das einzige Wesen, das imstande ist, das Gleichgewicht wiederherzustellen.

„Godzilla“, unter der Regie von Gareth Edwards entstanden, ist die zweite US-amerikanische Verfilmung der ursprünglich japanischen Geschichte. Mit 160 Millionen Dollar Produktionskosten war „Godzilla“ 320 mal teurer als Edwards erster Kinofilm, der Low-Budget-Horrorfilm „Monsters“ aus dem Jahr 2010. Der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben: Bereits am Startwochenende spielte der Streifen weltweit 196 Millionen Dollar ein.

Eines muss man dem Film lassen: Rein visuell ist er gelungen. Wer auf krachende Monsteraction, endlose Trümmerfelder und apokalyptische Szenarien steht, kommt voll auf seine Kosten. Anders als beim Original von 1954, in dem ein Schauspieler im Kostüm die Hauptfigur mit betont täppischen Bewegungen zu verkörpern suchte, lassen die Spezialeffekte bei diesem Film nichts zu wünschen übrig. Viel mehr hat der Streifen aber auch nicht zu bieten. Trotz Starbesetzung zeigen die (Nicht-)Charaktere des Films sehr wenig Tiefgang und bleiben einem den ganzen Film über völlig gleichgültig. Ein lückenhaftes Drehbuch und Logikfehler an allen Ecken und Enden geben der Story den Rest. In der Tradition des ersten „Godzilla“, der neun Jahre nach Hiroshima und Nagasaki gedreht wurde und voller Anspielungen auf diese Katastrophe war, versucht auch dieses Remake, kollektive Traumata zu verarbeiten. In Hochhäuser krachende Flugzeuge erinnern an den 11. September, riesige Flutwellen an den Tsunami und das Trümmer-AKW selbstverständlich an Fukushima. Doch an der Story, von der man den Eindruck hat, sie schon hundertmal gesehen zu haben, kann all das wenig bessern. Genauso wenig wie die Szene mit dem Eisenbahnzug, der – Hommage an den 1954er „Godzilla“ – von einem Muto verspeist wird.

„Godzilla“ ist ein schwacher Film mit oberflächlich gezeichneten Figuren und einem seichten Drehbuch. Es soll hinterher keineR behaupten, er/sie sei nicht gewarnt gewesen.


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