Lehmann Michael: 40 days, 40 nights

In der Teenage-Komödie „40 days, 40 nights“ dreht sich (mal wieder) alles um den männlichen Triebstau.

Peinlich-pubertärer Humor

Um es gleich vorweg zu sagen: In diesen Film geht man besser mit möglichst wenig Erwartungen, dafür aber mit umso mehr Popcorn (zum Zeitvertreib) und einem Haufen konservativ-prüder Klischees im Kopf (zum besseren Verständnis). Die Teenage-Komödie „40 days, 40 nights“ ist ein Märchen aus dieser Zeit: Matt (Josh Hartnett), blendend aussehender Emporkömmling der Dot.com-Gesellschaft mit Computer, Geld und ständiger Partylaune, ist geknickt. Eine unglückliche Liebe zur schönen, kühlen und natürlich blonden Sexbombe Nicole (Vinessa Shaw) hat ihm ordentlich den Spaß verdorben. So sehr, dass den männlichen Jugendlichen offenbar sein Wichtigstes, das allnächtliche Flachlegen von hübschen Mädels, nicht wirklich über den Kummer hinwegtrösten kann.

Ein Beicht-Besuch bei seinem Bruder, einem angehenden Priester, bringt Matt die himmlische Idee: 40 Tage und 40 Nächte ohne – kein Küssen, kein Sex, kein Masturbieren – soll das verkorkste Liebesleben wieder in Ordnung und die Angebetete zurückbringen.

Klar, dass diese sechs Wochen irgendwann zur Hölle werden. Spätestens als die süße Erica (Shannyn Sossamon) auf der Bildfläche erscheint. Die ist übrigens, noch ein Klischee mehr, ebenfalls im Dot.com-Business aktiv: Erica spürt ungeschützte Hardcore-Pornoseiten auf, blockiert sie und hat natürlich kein sehr gutes Bild von den Jungs im Allgemeinen. Als allerdings ihr knackiger Märchenprinz Josh kommt, kann auch sie es kaum erwarten, dessen selbstkasteiendes Zölibat zu „knacken“ …

Bei soviel Plattitüden erübrigt sich fast jeder Kommentar über den Unterhaltungswert dieser Kömodie von No-Name-Regisseur Michael Lehmann. Ohne Charme, mit belanglosem, eher peinlich-pubertärem Humor wird der Mythos vom geläuterten Sexprotz inszeniert. Zur schwachen Story passen immerhin die nicht minder faden schauspielerischen Leistungen von Jungstar Josh Hartnett (vielen wahrscheinlich aus „Pearl Harbor“ bekannt) und Sternchen Shannyn Sossamon. Wirklich glaubhaft wirken beide nie, egal wie oft sie sich scheu belächeln.

Und falls es überhaupt so etwas wie eine Message in diesem Teenagefilm geben sollte, dann ist die mehr als fragwürdig. (Männliche) Einsichten kommen anscheinend nur durch körperliche Erfahrungen extremer Art: Erst wird gevögelt, was der Ständer hergibt (wie steht’s da eigentlich mit Aids?), dann aus gekränkter Eitelkeit sechs Wochen puritanisch keusch gelebt (wer hat das noch nicht?) und schließlich kommt die reine Liebe … Dann freilich darf, aber bitte schön hinter verschlossenen Türen und nur mit der einen!, wieder stundenlang gevögelt werden. Die US-amerikanische Sexualmoral, konservativ, bigott und prüde, hat am Ende des Films einmal mehr einen peinlichen „Sieg“ davongetragen.

Ines Kurschat

Im Utopolis40 days, 40 nights: Es geht zur Not auch ohne Sex – lasst die Blumen sprechen!


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