Der Deputierte Marc Goergen (Piraten) erbat in einer parlamentarischen Anfrage Informationen zu den Alten- und Pflegeheimen in Luxemburg. Die Antworten der Familien- und Integrationsministerin Corinne Cahen (DP) bringen zwar Licht ins Dunkel, beleuchten aber auch offensichtliche Problemherde.
Manche Fragen lassen sich leicht mit Zahlen beantworten. So beispielsweise die nach der Anzahl von Alten- und Pflegeheimen im Großherzogtum und deren Belegung im vergangenen Jahr. Ende 2018 gab es 30 Centres intégrés pour persones âgées (CIPA), davon wurden 13 Häuser öffentlich, 17 privat verwaltet. In den CIPA waren 96,82 Prozent der insgesamt 3.914 verfügbaren Betten belegt. Die Heime für pflegebedürftige Senior*innen, derer es 9 öffentliche und 13 private gab, waren zu 96,24 Prozent ausgelastet.
Zu anderen Fragestellungen konnte die Ministerin keine genauen Daten angeben. Zum Beispiel zur Länge der jeweiligen Wartezeiten, die verstreichen, bevor man in den entsprechenden Einrichtungen unterkommt. Zwischen den Zeilen ihres Schreibens kann man herauslesen: Niemand hat die Situation so richtig im Blick.
Die Ministerin teilt mit, dass die CIPA und die Pflegeheime ihre eigenen Listen führen, die in „Notfälle“ und „generelle Warteliste“ unterteilt sind. Das System geht aber nicht auf: Viele Leute schreiben sich oder ihre Angehörigen nämlich gleich auf mehrere Listen ein und melden sich nicht ab, wenn sie in einem der Häuser ein Zimmer erhalten. Aus dem Grund sei es auch schwer konkrete Daten zu erarbeiten, sagt die Ministerin. Manche Strukturen sollen erst beim zehnten oder zwanzigsten Telefonat eine Zusage für die freien Wohnräume bekommen. Oft sei es für die Eingeschriebenen noch zu früh für den Umzug oder die Entscheidung könne nicht auf die Schnelle getroffen werden.
Daraus lässt sich schließen, dass sich viele Menschen schon früh in die Listen eintragen – und dann auch noch auf mehreren gleichzeitig. Es liegt demnach nahe, dass die Büger*innen sich sorgen, keinen altersgerechten Wohnraum zu finden und sich so alle Möglichkeiten offenhalten wollen. Gleichzeitig zeigt das Phänomen der doppelten Einschreibung ohne Absage, dass die Kommunikation zwischen den Strukturen stark zu wünschen übrig lässt.
Das Ministerium gibt keine Auskunft darüber, inwiefern es sich in diese Angelegenheiten einmischt oder gedenkt dies zu tun. Im Hinblick auf eine wachsende alternde Bevölkerung wäre es jedoch angebracht, eine erweiterte Auswertung vorzunehmen und das System der individuellen, strukturspezifischen Wartelisten zu überdenken.
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