Amara: Kaffee trinken und Klima retten

Konsumieren und trotzdem den Amazonas erhalten? Mit einem neuen Produkt will partage.lu gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Fotos: partage.lu

Wer erinnert sich nicht an Pit aus Guy Rewenigs Roman „Mass mat dräi Hären“, der vor lauter Solidarität mit der nicaraguanischen Revolution in den 1980er Jahren literweise Kaffee trank. Die Kaffeebohnen bezog er im Abonnement, zehn Kilo im Monat. Das sind zehn Tassen am Tag, hat er ausgerechnet. „Bis bei déi drëtt Taass weess ech nach genee, wat ech maachen: aus Solidaritéit mam nicaraguaneschen Vollek an aus Verbonnenheet mat der sandinistescher Revolutioun drénken ech bewosst a konzentréiert dat sauméissegt stoarkt Gesëffs aus nicaraguaneschen Kaffisbounen, dee marxistesch-leninisteschen Schluutjen, ech froe mech wat déi do dra maachen! Do leet sech op eemol e Lasso ëm déng Häerzpomplel an zitt sech zou bei all Schlupp!“

Während der trotzkistisch-anarchistische Bankangestellte Pit aus politischer Überzeugung fast sein Leben aufs Spiel setzen musste, um seiner solidarischen Pflicht nachzukommen, haben wir es heute etwas leichter. Die fairgehandelten Kaffees sind inzwischen bester Qualität und passen sich auch in den Röstgraden hiesigen Geschmäckern und der Absorptionsfähigkeit der luxemburgischen Bevölkerung an, ohne länger die Volksgesundheit zu gefährden.

Aber auch die Zielregion unserer Solidarität hat sich gewandelt: Spätestens seit der rechtsextreme brasilianische Präsident Bolsonaro die Amazonasregion der Ausbeutung durch Großkonzerne uneingeschränkt preisgegeben hat, überlegen viele Zeitgenoss*innen, wie sie der geschundenen indigenen Bevölkerung zu Hilfe kommen und sich dabei auch noch etwas schönes gönnen können.

Abhilfe schafft nun die ONG partage.lu (früher „Bridderlech deelen“), die an diesem Mittwoch einen besonderen fair gehandelten Kaffee in Umlauf gebracht hat, der aus dem Amazonas stammt. Zwar nicht aus dem brasilianischen Teil der grünen Lunge, die eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel einnimmt (respektive deren kontinuierliche Zerstörung diesen zusätzlich befeuert), dafür aber aus dem angrenzenden Peru stammt der „Amazonas-Kaffi Amara“.

Er wird von den rund 3.000 Familien, die der im peruanischen Amazonas beheimateten, bio- und fairtrade zertfizierten Kooperative „Centrocafé“ angehören, angebaut und geerntet. Geröstet und vertrieben wird der Amara-Kaffee über eine luxemburgische Rösterei. Pro verkaufter Kaffeepackung fließt ein Euro an die ONG partage.lu, die damit ein Projekt der indigenen Bevölkerung im brasilianischen Amazonas mitträgt. Die Projektpartner*innen werden so in ihrem Kampf um den Erhalt ihres angestammten Territoriums, aber auch um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Region unterstützt.

Mit einer solchen Tasse Amazonas-Kaffee können also selbst nicht-trotzkistische engagierte Bürger gleich mehrfach Gutes tun: Sie gewähren den peruanischen Produzent*innen einen fairen Preis, der diesen nicht nur eine gerechte Entlohnung bietet, sondern ihnen auch die Chance gibt, auf Dauer nachhaltig produzieren zu können, und sie solidarisieren sich mit den von Bolsonaro frontal angegriffenen indigenen Einwohner*innen des brasilianischen Regenwalds.

Wem die eingangs erwähnten zehn Tassen Kaffee am Tag dafür aber zu viel sind, und wer sich deshalb Sorgen um seine Gesundheit macht, der oder die kann natürlich das Projekt von partage.lu auch direkt unterstützen.

Die Amazonas-Kaffee-Initiative scheint gerade pünktlich für die morgige große „Fridays for Future“-Demo zu kommen: Die Marchierer*innen können die labbrigen, übersüßen Aufputschgetränke samt Pet-Flaschen oder Aluminiumdosen im Regal stehen lassen und sich stattdessen eine ordentliche, wiederverwendbare Thermoskanne besorgen. Für die richtige Stimmung und Energie, gepaart mit einem guten Gewissen, sorgt dann der Amara-Kaffee. Ganz nebenbei wird damit so manche zynische Anmerkung gestresster Erwachsener, die mit ihren SUV im Stau steckenbleiben, während die Sterndemo an ihnen vorbei zieht, ihrer Grundlage beraubt.

Weitere Infos: partage.lu


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