Zur politischen Lage in Brasilien: Absurdität und Hoffnung

Brasiliens Präsident Lula da Silva steht vor der Herkulesaufgabe, die Spaltung der brasilianischen Gesellschaft, die sein Vorgänger Jair Bolsonaro vertieft hat, zu kitten. Zwei politische Biografien zeigen, wie unterschiedlich die beiden Politiker waren und sind.

Die Bilder ähneln sich. Die Erstürmung des brasilianischen Kongressgebäudes, des Präsidentenpalastes und des Sitzes des Obersten Gerichtshofes in Brasilia durch mehrere Tausend Anhänger*innen des abgewählten Präsidenten Jair Bolsonaro am 8. Januar (siehe „Bolsonaros klägliches Spiel“ in woxx 1719) erinnert an den Angriff auf das Washingtoner Capitol durch Gefolgsleute von Donald Trump zwei Jahre zuvor. Beide Fälle zeigen, wie ernst es um die Demokratie sowohl in Brasilien als auch in den USA zurzeit bestellt ist. mehr lesen / lire plus

Brasilien: Bolsonaros klägliches Spiel

Der Sturm der Anhänger Jair Bolsonaros auf Brasília am 8. Januar war ein Putschversuch. Er bildete das jämmerliche Ende der Eskalations-strategie des ehemaligen brasilianischen Präsidenten.

Die demokratischen Institutionen reparieren: Aufräumarbeiten nach dem Sturm auf das Regierungsviertel von Brasília. (Foto: EPA-EFE/Andre Borges)

Am 8. Januar randalierte unter den Augen der Polizei ein Mob von bis zu 3.000 Anhängern des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro im Regierungsviertel von Brasília und drang in mehrere Regierungsgebäude ein. Nur wenige zweifeln noch daran, dass es sich dabei um einen Putschversuch handelte. Es war der letzte verzweifelte Versuch der Anhänger Bolsonaros, die neue Regierung von Luís Inácio „Lula“ da Silva zu destabilisieren, die gerade erst dabei ist, sich zu konsolidieren. mehr lesen / lire plus

Brasilien in der Pandemie: Bolsonaros schwerste Krise

Die brasilianische Opposition hat einen „Superantrag“ zur Amtsenthebung des Präsidenten Jair Bolsonaro eingereicht, bei Demonstrationen gegen seine Pandemiepolitik versammeln sich Zehntausende. Derweil feiert sein Vorgänger „Lula“ ein Comeback.

Der Präsident als Gevatter Tod: Diese Symbolik wird auf Demonstrationen gegen die Pandemie-Politik der brasilianischen Regierung zunehmend populär; hier Mitte Juni in Rio de Janeiro. (Foto: EPA-EFE/Andre Coelho)

Viele Demonstranten trugen Fotos mit sich, als sie auf die Straßen der Städte Brasiliens zogen. Lächelnde Menschen waren auf den Bildern zu sehen, einige älter, manche jung. Es waren Fotos von an Covid-19 verstorbenen Verwandten. In den vergangenen Wochen demonstrierten mehrfach Zehntausende gegen die Regierung. mehr lesen / lire plus

Brasiliens Staatspräsident: Ein Mythos verblasst

Seit Beginn der Coronapandemie hat der brasilianische Staatspräsident diese heruntergespielt – mit dramatischen Folgen für das Land. Nun soll eine Untersuchungskommission Bolsonaros Verantwortung klären. Der Kreis seiner Unterstützer schwindet, das Verhältnis zum Militär ist angespannt.

„Impfstoff rettet Leben”: Protest gegen die Regierung von Jair M. Bolsonaro in Brasilia am 31. März. Die Umfragewerte für den brasilianischen Staatspräsidenten haben sich angesichts der vielen an Covid-19 Verstorbenen im Land rapide verschlechtert. (Foto: EPA-EFE/Joedson Alves)

Das ist nicht der „Mythos“, den seine Anhänger sehen wollen. Viele Unterstützer des brasilianischen Staatspräsidenten Jair M. Bolsonaro, dem sie in den sozialen Medien diesen sagenhaften Spitznamen gegeben haben, waren enttäuscht, als sie die Aufnahmen eines Telefongesprächs hörten, das der Senator des Bundesstaats Goiás, Jorge Reis da Costa Nasser, besser bekannt als Jorge Kajuru, am 11.  mehr lesen / lire plus

Brasilien: Das Kabinett des Hasses

Während sich Brasilien zu einem Schwerpunkt der Covid-19-Pandemie entwickelt, gerät Präsident Bolsonaro ins Visier der Justiz. Eine Gruppe um seinen Sohn soll unter anderem illegale Wahlkampffinanzierung und die Verleumdung der Opposition organisiert haben.

Rund dreißig Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung stehen scheinbar unerschütterlich hinter Bolsonaro: Anhänger des brasilianischen Präsidenten präsentieren Mitte Mai in Brasilia einen Sarg, der dem im April zurückgetretenen ehemaligen Justizminister Sérgio Moro gewidmet ist. Moro hatte Bolsonaro die Einflussnahme auf Ermittlungsverfahren vorgeworfen. (Foto: EPA-EFE/Joédson Alves)

„Chloroquina, Chloroquina von der Sus – ich weiß, dass du mich heilst, im Namen von Jesus!“ Ein Video zeigt Menschen, die zu den Klängen eines Akkordeons singen und in den Farben des brasilianischen Fußballnationalteams gekleidet sind. mehr lesen / lire plus

Kontroverse um brasilianischen Film: Und Jesus darf doch schwul sein!

Petition, Brandanschlag, Gerichtsverfahren: Die Satire „A Primeira Tentação de Cristo“ sorgte in Brasilien für Konflikte. Darin ist Jesus schwul und Gott ein Schwerenöter.

Bildquelle: IMdB

Jesus bringt zu seinem dreißigsten Geburtstag Orlando, eine schillernde Bekanntschaft aus der Wüste, mit nachhause. Dort werden sie unter anderem von Maria, Josef und „Onkel Vittorio“ – Gott – mit einer Geburtstagsparty überrascht. So beginnt die umstrittene Netflix-Satire der brasilianischen Produktionsfirma und Comedy-Gruppe Porta dos Fundos. Jesus ist schwul und zunächst unwillig seine Mission als Sohn Gottes anzunehmen; Gott ist ein schmieriger Lustmolch; Josef ein unfähiger Schreiner: Die Figuren und der Plot der kurzweiligen Satire „A Primeira Tentação de Cristo“, auf deutsch „Die erste Versuchung Christi“, erzürnte im Dezember 2019 breite Teile der brasilianischen Bevölkerung. mehr lesen / lire plus

Amara: Kaffee trinken und Klima retten

Konsumieren und trotzdem den Amazonas erhalten? Mit einem neuen Produkt will partage.lu gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Fotos: partage.lu

Wer erinnert sich nicht an Pit aus Guy Rewenigs Roman „Mass mat dräi Hären“, der vor lauter Solidarität mit der nicaraguanischen Revolution in den 1980er Jahren literweise Kaffee trank. Die Kaffeebohnen bezog er im Abonnement, zehn Kilo im Monat. Das sind zehn Tassen am Tag, hat er ausgerechnet. „Bis bei déi drëtt Taass weess ech nach genee, wat ech maachen: aus Solidaritéit mam nicaraguaneschen Vollek an aus Verbonnenheet mat der sandinistescher Revolutioun drénken ech bewosst a konzentréiert dat sauméissegt stoarkt Gesëffs aus nicaraguaneschen Kaffisbounen, dee marxistesch-leninisteschen Schluutjen, ech froe mech wat déi do dra maachen! mehr lesen / lire plus

Brasilien: Wenn die Demokratie zerfressen wird

Brasilien kehrt unter Jair Bolsonaro in autoritäre Zeiten zurück, Erinnerungen an die nie wirklich aufgearbeitete Militärdiktatur werden geweckt. Eine erste Bilanz der seit Januar 2019 dauernden Amtszeit des Präsidenten.

Wer demokratisch gesinnt ist, hat unter ihm nichts zu lachen: Präsident Jair Bolsonaro bei den Feierlichkeiten zum brasilianischen Unabhängigkeitstag am vergangenen Samstag in Brasilia. (Foto: EPA-EFE/Joedson Alves)

Ein Haus in Recife soll abgerissen werden und einem neuen Großprojekt weichen. Clara ist die letzte Bewohnerin des zweistöckigen Gebäudes. Nachdem sie mehrere Angebote einer Baufirma abgelehnt hat, versucht das Unternehmen, sie mit allen Mitteln zu verjagen. Zuletzt sogar mit Termiten. Diese haben die leerstehende Wohnung über ihr bereits zerstört. mehr lesen / lire plus

Rio de Janeiro : Guerres de gangs et jeux d’enfants

Le « Projeto Morrinho » dans une favela de Rio de Janeiro mêle jeu, street art et politique. Visite dans cette aire de jeux qui se veut une « révolution artistique ».

Le projet Morrinho s’étend désormais sur 450 mètres carrés. Impossible de dire combien de briques y ont trouvé place. Voici Cirlan Souza de Oliveira, le fondateur du projet. (Photo : David Angel)

« À partir d’ici, plus de photos s’il vous plaît. » Raniere Dias, la quarantaine, chauve, de taille moyenne, un peu rondelet, accélère un peu. Quelques mètres plus loin, un groupe de jeunes est assis sur les escaliers. mehr lesen / lire plus

Der Wald brennt trotz Informationsflut

Die Waldbrände in Brasilien sorgen für Aufregung – kombiniert mit viel Medienschelte. Dabei brennt es nicht nur dort.

Feuer im Amazonasgebiet, aufgenommen vom Infrarot-Instrument des Suomi NPP-Satelliten der Nasa.

Als am vergangenen Montag der Rauch von Feuern, die im Amazonas wüten, die brasilianische Millionenstadt Sao Paulo erreichte, wurde die breite Öffentlichkeit auf die Brände in Brasilien aufmerksam. Die Lage ist definitiv dramatisch, aber auch unübersichtlich: Während sich Anfang der Woche noch viele Menschen auf sozialen Medien darüber wunderten, dass der Brand einer Kathedrale in einer europäischen Hauptstadt mehr Medienaufmerksamkeit bekam als Brände in entlegenen Gebieten, so kann man sich aktuell kaum mehr vor dramatischen Bildern retten. mehr lesen / lire plus

Brésil : La démocratie abolie

La fin de la dictature militaire au Brésil, il y a plus de 30 ans, marquait le début de la démocratisation de tout un continent. Serait-ce la fin d’un cycle ?

Photo : CC BY-SA 2.0_CPERS Sindicato_EleNao

« Le Brésil vient d’élire le chef d’État le plus extrémiste des nations démocratiques », commentait lundi le journaliste brésilien Celso Rocha de Barros. Il se demandait par ailleurs combien de temps son constat resterait encore d’actualité, le Brésil risquant justement de quitter le camp démocratique.

Ce n’est pas la première fois qu’un représentant de la droite « anti-establishment » se présente comme le mieux placé pour mettre fin à la corruption, qui n’épargne pas le Brésil. mehr lesen / lire plus

Filmpremiere: Dokumentarfilm über Belo Monte-Megastaudamm

Auf Einladung von ASTM / Klima-Bündnis Lëtzebuerg ist der deutsche Filmemacher Martin Keßler zu Besuch in Luxemburg und wird sich anlässlich der Filmtorführungen am 6., 7. und 8. November den Fragen des Publikums stellen.

Pascalg622 (CC BY 3.0)

Am Xingu, einem der großen Nebenflüsse des Amazonas, ersteht seit 2011 der Belo Monte-Staudamm. Der nach seiner Fertigstellung drittgrößten Staudamm der Welt ist seit stieß von Anfang an auf massiven Widerstand: 400 Quadratkilometer werden der Überflutung anheim fallen. Bedroht sind zum einen die Anwohner der Stadt Altamira, welche zum Teil durch das Staudammprojekt geflutet wird und deren 20.000 Einwohner*innen zwangsumgesiedelt werden. Die an der „großen Schleife“ des Flusses Xingu ansässige indigene Bevölkerung, sieht ihren Lebensraum zerstört. mehr lesen / lire plus

Hoffnung trotz Haft?

Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva hockt nach seiner Verurteilung wegen Geldwäsche und Korruption im Knast. In den Umfragen für die Präsidentschaftswahlen im kommenden Oktober liegt er trotzdem noch immer vorn. Doch von der Justiz droht weiter Ungemach.

In vielen brasilianischen Städten wurden die 1. Mai-Demonstrationen für Forderungen zur Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Lula genutzt. (Bildquelle: Twitter)

Seit Anfang April sitzt der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Lula da Silva wegen Korruption und Geldwäsche im Gefängnis. Anfang der Woche ist nun ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden, in dem ihm gleichlautende Vergehen vorgeworfen werden. Neben ihm wird unter anderem gegen Gleisi Hoffmann ermittelt; die Vorsitzende der „Partido dos Trabalhadores“ (PT) soll Schmiergelder angenommen haben. mehr lesen / lire plus

DER PREIS DES HANDYS: iSlave oder Fairphone?

Berichte über die Umstände der Gewinnung von speziellen Metallen und Herstellung von elektronischen Geräten sind erschreckend, doch wer möchte schon auf sein Handy verzichten? Die Entwicklung eines authentischen Fairphones kommt nur langsam voran.

Logo-Vielfalt, vom kongolesichen Okapi bis zum Made-in-China-Siegel. Das erste Fairphone-Modell: umweltschonend verpackt.
(Foto: FAIRPHONE/CC BY-NC-SA)

Kaffee, Tee, Bananen, Schokolade – diese Lebensmittel gibt es als fair gehandelte Produkte zu kaufen. Ein Smartphone mit Fair-Trade-Siegel ist dagegen noch nicht auf dem Markt erschienen. Kein Wunder: Die etwa 30 Metalle, die in einem Smartphone stecken, werden häufig unter katastrophalen Bedingungen abgebaut. In Kobaltminen des Ostkongos etwa sind Arbeiter giftigen Dämpfen ausgesetzt. mehr lesen / lire plus