Eine gütliche Trennung, danach sieht es bei der Loslösung der Biomilch-Produzenten vom großen Partner Luxlait aus.
Wenn man nicht alles selber macht! Ist der öko-skeptische WG-Mitbewohner beim Einkaufen an der Reihe, dann gibt‘s statt Biomilch nur das einfache Luxlait-Produkt. Tröstlich war bisher, dass mit ein bisschen Glück in der Verpackung doch noch Biomilch steckte – die Überproduktion der Ökobauern wurde nämlich von Luxlait als „normale“ Milch verkauft. Das wird ab 2016 anders sein: Die Milch der Biog-Genossenschaft wird dann aus einer eigenständigen Biog-Molkerei kommen, wie die Oikopolis-Gruppe auf einer Pressekonferenz ankündigte.
Verdanken tun wir dies, wie alles Gute auf der Welt, der Liberalisierung. Denn durch die Abschaffung der EU-Milchquoten sind die Preise für gewöhnliche Milch unter Druck geraten. Die für Biomilch dagegen blieben stabil und stiegen sogar noch an. Davon hatten allerdings die Luxemburger Biobauern wenig. Seit 15 Jahren wird nämlich ihre Milch von Luxlait verarbeitet. Für jeden als bio verkauften Liter erhalten sie einen Aufpreis, für die Übermenge dagegen nur den normalen Milchpreis. Da letzterer gefallen ist, ist auch ihr durchschnittlicher Erlös pro Liter zurückgegangen – und der Unterschied zum reinen Biomilch-Marktpreis wurde größer.
Um zu verhindern, dass die Bauern sich nach anderen Verarbeitungs- und Vertriebspartnern umsehen, suchte die Oikopolis-Gruppe, in der Erzeuger, Groß- und Kleinhandel vereint sind, eine Lösung, um die gesamte Biomilch-Menge zum Bio-Marktpreis zu verkaufen. Luxlait weigerte sich allerdings, die Übermenge an ausländische Bio-Verarbeiter weiterzuverkaufen. Auch bei der nun neu gegründeten Biog-Molkerei wollte die Firma nicht einsteigen, sodass es nun zu einem Alleingang der Bio-Landwirtschaft gekommen ist.
In der neuen Molkerei wird Milch verarbeitet und später auch Joghurt hergestellt – auf den Packungen wird „Bio & Regional & Fair“ stehen. Und obwohl man die Kapazitäten großzügig ausgelegt hat, ist nicht geplant, mehr Biomilch zu verarbeiten, als der heimische Markt nachfragt, teilte Oikopolis auf Nachfrage der woxx mit. Die Übermenge soll einfach an Verarbeiter im Ausland verkauft werden. Was Luxlait angeht, so betonten die Vertreter des Bio-Landbaus, die langjährige Kooperation sei durchaus „fair“ gewesen. Die Differenzen seien vor allem auf die Marktentwicklung zurückzuführen. Man darf gespannt sein, ob Biog die bisher in Zusammenarbeit mit Luxlait ausgefüllte Marktnische ganz übernehmen kann oder ob Konkurrenten die Gelegenheit nutzen werden, ausländische Bioprodukte zu platzieren.