Die politischen Arbeiten zur Regularisierung von Cannabis gehen voran. Diese Woche startete eine Suchtpräventionskampagne, die auf Aufklärung und Risikokompetenz setzt.
Es hat lange gedauert, bis die ersten konkreten Schritte in Richtung Legalisierung von Cannabis getan wurden. Trotz Pandemie und Energiekrise sieht es jetzt jedoch so aus, als würden die Vorbereitungen weitergehen. Schafft die Regierung es, das Gesetzesprojekt noch vor den Parlamentswahlen in einem Jahr zu finalisieren?
Zwei Ereignisse dieser Woche zeigen, dass die Cannabis-Legalisierung nach langer Wartezeit dann doch demnächst ins Haus steht. So waren Justizministerin Sam Tanson (Déi Gréng) und Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am 10. Oktober auf Arbeitsvisite in den Niederlanden, um sich über die Spezifika der dortigen Cannabis-Legalisierung zu informieren.
Beim Treffen mit Mitarbeiter*innen der niederländischen Justiz- und Gesundheitsministerien wurde der Versuch einer regulierten und kontrollierten Lieferkette für Cannabis zu nichtmedizinischen Zwecken diskutiert. Dieses Pilotprojekt hat die niederländische Regierung 2017 ins Leben gerufen. Dabei soll überprüft werden, ob es möglich ist, die sogenannten „Coffeeshops“ – Verkaufsstellen für rekreatives Cannabis – mit hochwertigem Cannabis aus legaler Produktion zu versorgen. Die Ministerinnen haben auch die Auswirkungen einer kontrollierten Lieferkette auf Kriminalität, Sicherheit und öffentliche Gesundheit besprochen.
Wichtig ist für Luxemburg vor allem die Frage, wie eine heimische Cannabisproduktion auf die Beine gestellt werden kann. Beim medizinischen Cannabis ist Luxemburg aktuell noch auf Importe angewiesen, die vor allem aus der Schweiz kommen. In der Vergangenheit kam es jedoch immer wieder zu Lieferengpässen. Obwohl in einem ersten Schritt lediglich der Heimanbau von bis zu vier Cannabispflanzen pro Haushalt legalisiert werden soll, ist vorgesehen, einen kontrollierten Markt für die Droge aufzubauen. So wird angedacht, Cannabis in Luxemburg anzubauen und dann in konzessionierten Coffeeshops zu verkaufen.
Einen Tag später, am 11. Oktober, stellte Lenert gemeinsam mit dem Centre National de Prévention des Addictions (CNAPA) die neuen Bestrebungen zur Cannabis-Suchtprävention vor. Unter dem Motto „Méi informéiert ass manner riskéiert!“ soll in einer ersten Phase über die Droge informiert werden. Besonders Jugendliche sind Zielgruppe der Kampagne, die ab November über soziale Netzwerke und die Medien verbreitet wird. Informationsveranstaltungen in allen Regionen Luxemburgs sollen das Angebot abrunden.
Wer das persönliche Gespräch sucht, kann dienstags bei der neuen Cannabis-Hotline des CNAPA anrufen. Dort werden Fragen zum Thema von Expert*innen beantwortet. Um Jugendliche besser zu erreichen, wird für Pädagog*innen eine Schulung zum „Resilienztrainer“ angeboten. In Jugendhäusern soll sich „aktiv und kreativ“ mit Cannabis auseinandergesetzt werden, um die Risikokompetenz und die Konsummündigkeit zu stärken. Für Lehrer*innen werden ebenfalls Schulungen angeboten, damit sie mit dem sogenannten „Cannabiskoffer“ Wissen über die Droge und ihr Suchtpotenzial vermitteln können.
Laut dem CNAPA sei es wichtig, Cannabiskonsum weder zu dramatisieren noch zu verharmlosen. Lenert betonte, dass die Förderung der Suchtprävention eine ihrer Hauptprioritäten sei.