Zwei Stimmen mit Bass und Gitarre – das Singer-Songwriter Duo Textor & Renz lädt dazu ein, am Samstag im gemütlichen „De Gudde Wëllen“ seinen minimalistischen Blues zu entdecken.
Zu ihren wichtigsten Einflüssen zählen legendäre Figuren wie Johnny Cash und Neil Young. Henrik von Holtum alias Textor singt und zupft den Kontrabass, Holger Renz singt ebenfalls und spielt Gitarre. Wort und Musik stehen in einem spannenden Verhältnis zueinander: Den Hörer erwartet musikalisches Storytelling der feineren Art.
Denn im Geschichtenerzählen hat Textor schon sehr früh Erfahrungen gesammelt. Als er 13 Jahre alt war, nahm der junge Henrik von Holtum seinen Künstlernamen an und legte zusammen mit seinem Jugendfreund Sascha Klammt („Quasi Modo“) den Grundstein zu einer erfolgreichen Karriere im Deutschrap. Die beiden Ulmer gründeten „Kinderzimmer Productions“: Ihr Schaffen umfasst seither neun Alben, fünf Singles und zahllose Live-Auftritte. Umso überraschter dürften die Fans gewesen sein, als sich Textor drei Jahre nach der Auflösung des ikonischen Hip-Hop-Projekts mit einem englischsprachigen, akustischen Duo zurückmeldete. 2010 machten Textor und Renz mit ihrem Debut-Album „A Chair Is Not a Chair a House Is Not a Home“ zum ersten Mal auf sich aufmerksam.
Wer mit der Erwartung an klassischen Blues oder Country mit schematischem Akkord-Geschrammel an Textor und Renz‘ Musik herangeht, wird enttäuscht – und das ist gut so. Das Duo lebt seine Zweisamkeit durch bewusst minimalistische Arrangements voll aus. Gitarre und Kontrabass stehen einander gleichwertig gegenüber, ergänzen sich oft in einem einheitlichen Kontrapunkt zur Stimme. Überhaupt wird einzelnen Tönen, Klängen und Worten sehr viel Platz gelassen, um ihre Wirkung zu entfalten. Textors warme Stimme ist im ganzen Werk sehr präsent und eindeutig das führende Element, der rote Faden. Nach mehrmaligem Hören bekommt man beinahe den Eindruck, die beiden Musiker säßen am anderen Ende der Couch. Die Musik von Textor und Renz strahlt eine innere Ruhe aus, von der der Zuhörer schnell erfasst wird. An Dynamik mangelt es allerdings nicht. Auch wenn komplett auf Rhythmuselemente wie Percussion, Cajón oder Schlagzeug verzichtet wurde, bleibt die Musik spannend, und der Hörer verliert sich nicht in ihr.
Das 2010 erschienene Album „A Chair Is Not a Chair a House Is Not a Home“, die bislang einzige Veröffentlichung des Duos, enthält zehn Titel. Das Debüt-Album erschien beim Hamburger Label „Granted Records“. Das Werk einzuordnen, ist nicht leicht. Titel wie „Heavy Metal“ lassen recht viel von den traditionellen Einflüssen aus Blues und Country durchblicken, während „Glad to be Sad“, nicht zuletzt wegen des prominenten Einsatzes des Kontrabass, eher jazzig angehaucht ist. Die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Genres sind fließend. Textor und Renz driften allerdings nie in Klischeehaftigkeit ab. Sie überzeugen vielmehr mit ihrer Glaubhaftigkeit und der Einfachheit ihrer Musik, die dem Hörer das Gefühl geben, dass in diesem Werk alles stimmig ist. Textor verbindet ernste Texte mit einer natürlichen Sorglosigkeit, die einfach Lust am Zuhören vermittelt.