Richtigstellung zum Artikel „Weinbau: Die Stimmung ist miserabel“.
Neben den nachweislich falschen und deshalb imageschädigenden Informationen und Argumenten sticht zunächst die sehr polemische Einstellung gegenüber der Genossenschaft Domaines Vinsmoselle hervor, die den uneingeweihten Leser glauben lässt, die Genossenschaft sei ein zum Untergang verdammtes Auslaufmodell, während es den Privatwinzereien gut gehe.
Folgende Punkte verlangen eine Richtigstellung:
1) „… die … zu leistenden Zahlungen … wiesen aber einen Rückstand von bis zu zwei Jahren auf“. Diese Behauptung ist völliger Unsinn und ein Beweis dafür, dass sich die Redakteurin nicht, wie es der Deontologiecodex eines Journalisten verlangt, ausreichend über das Auszahlungssystem einer Genossenschaftskellerei informiert und dokumentiert hat. Das Prinzip der Genossenschaft basiert darauf, die Trauben der Mitglieder zu keltern und die Produkte zu vermarkten. Die Bewertungen, welche den Auszahlungen zu Grunde liegen, werden auf Basis der Verkäufe errechnet. Die Ernte eines Jahres kommt demnach meistens ab Mitte des darauffolgenden Jahres in den Handel; der Verkauf läuft dann in der Regel 12 Monate. Somit kann z. B. eine endgültige Bewertung der 2015er Ernte erst Mitte 2016 erstellt werden. Würden die Behauptungen von R.W. stimmen, so würden wir unsere Winzer erst im Herbst 2017 für die Ernte des Jahres 2015 auszahlen. Fakt ist aber, dass bereits heute zwei Anzahlungen auf die Ernte 2015 gezahlt worden sind! Im übrigen erwirtschaften auch die Privatwinzer ihren Erlös erst mit dem Verkauf ihrer Ware.
2) „… die auf Quantität ausgerichteten Genossenschaften …“, „… der Akzent auf Quantität statt auf Qualität liegt …“ Die Bemühung dieses alten und jeder Grundlage entbehrenden Vorurteils seitens einer Wochenzeitung, die sich als „soziale Alternative“, als kritisch und unabhängig sieht, ist eigentlich schäbig. Fakt ist, dass unsere Genossenschaft jegliche Bestrebungen der Marque Nationale nicht nur unterstützt, sondern seit Anbeginn und auch weiterhin fördert. So waren die Domaines Vinsmoselle Antragsteller für die Charta Crémant de Luxembourg und haben mit POLL-FABAIRE die höchsten Standards gesetzt. Wir verfolgen seit vielen Jahren sehr strenge Qualitätsregeln, sowohl im Weinberg als im Keller. Die Domaines Vinsmoselle waren der erste Weinproduzent im Land, der sowohl ISO 9001 als auch ISO 22000 zertifiziert wurde und beschäftigen einen betriebsinternen Weinbauberater, der jedem seiner 280 Winzer mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Domaines Vinsmoselle waren Mitbegründer der Charta Schengen Prestige, der ersten grenzübergreifenden Charta für höchste Qualitätsweine. Sie setzen nicht nur auf strengste Regeln bei Anbau und Lese der Crémant Trauben, sondern verfolgen auch ein Bonitur-System für Cru-Weine. Dies sind nur einige der markantesten Fakten, die unsere Bestrebungen nach Qualität untermauern und die nicht zuletzt durch die zahlreichen Auszeichnungen auf nationalen und internationalen Verkostungen bestätigt werden. So ist der POLL-FABAIRE Cuvée Brut vom Guide Hachette 2017 mit dem Coup de Coeur ausgezeichnet worden, was nichts anderes bedeutet als bester Crémant Luxemburgs! Insgesamt haben die Domaines Vinsmoselle Winzer allein in den letzten beiden Jahren nicht weniger als 13 Auszeichnungen beim Guide Hachette erhalten.
Fr. Wagener hat am Montag dem 7. November der Präsentation durch Minister Fernand Etgen in Remich beigewohnt: Mit etwas Aufmerksamkeit hätte sie sehr schnell erfahren können, dass uns 8 von den 29 diesjährigen Hachette-Auszeichnungen zuteil wurden und wir somit mit Abstand erfolgreichster Luxemburger Teilnehmer waren. Beim Mundus Vini Concours war unser Riesling Grevenmacher Paradäis „Best of Show“. Die Behauptung, Domaines Vinsmoselle setze nur auf Quantität und nicht auf Qualität, ist demnach völlig haltlos und zeugt nicht von seriösem Journalismus.
3) „… Remembrement … Planierung der Weinberge ….. fatal für die Biodiversität..“ Bei dieser Behauptung fragt man sich ernsthaft, ob R.W. jemals an der Mosel war und durch die Weinberge gewandert ist. Die Biodiversität und Sortenvielfalt ist heute um ein vielfaches höher als jemals zuvor. Vor dem Remembrement bestand der Luxemburger Weinbau fast ausschließlich aus Elbling und Rivaner. Heute hingegen sind es die Edelsorten Auxerrois, Pinot Blanc, Pinot Gris, Pinot Noir, Riesling, Gewürztraminer, Chardonnay und zahlreiche weitere Rebsorten, welche das Landschaftsbild der Mosel äußerst beeindruckend prägen. Sicherlich hat der Remembrement auch zu einer Erleichterung der Bewirtschaftung geführt, aber durch die zahlreichen und bis heute andauernden Anstrengungen wurde die Mosellandschaft zu einem wahren Schmuckstück: Unzählige Trockenmauern wurden erneuert, die Sortenvielfalt gewaltig gesteigert, Monumente gepflegt, usw. Fast jeder Winzer setzt heute außerdem auf Begrünungsmaßnahmen im Weinberg, um die Biodiversität zu steigern und den Einsatz von Herbiziden auf ein Minimum zu reduzieren. Auf Pestizide wird gar komplett verzichtet! Als selbsterklärte ökologische Wochenzeitung sollte die WOXX vielmehr diese Anstrengungen aller Winzer würdigen, als mit unhaltbaren und nicht fundierten Behauptungen pseudo-grüne Polemik zu schüren.
4) „… Immobilität der Vinsmoselle …., wenig konkrete Bestrebungen zu geben, dem Reformgedanken neues Leben einzuflößen und das Steuer des schweren Tankers Vinsmoselle herumzureißen.“ Von professioneller journalistischer Recherche zeugen solche Aussagen allemal nicht, auch wenn sich dabei – oder gerade weil sich nur – auf einen anonymen „Kenner der Szene“ berufen wird. Wenn in diesem Zusammenhang dann auch noch Minister Etgens Meinung zum stärkeren Zusammenschluss lokaler Spritzgenossenschaften miteinbezogen wird, ist der Tutti-Frutti Journalismus komplett. Wer immer dieser vermeintliche Kenner sein mag, eine Ahnung über die Bestrebungen der Domaines Vinsmoselle Gremien, die Belange der Genossenschaftswinzer voranzubringen, hat er jedenfalls nicht, und es hätte R.W. gut zu Gesicht gestanden, im Sinne der Objektivität zusätzliche „Kenner der Szene“ zu befragen.
Gez. Domaines Vinsmoselle
Patrick Berg, Generaldirektor
(woxx) – Die „Domaines Vinsmoselle“ haben der „woxx“ einen als Richtigstellung deklarierten Text zum in der woxx Nr. 1387 am 11.11. erschienenen Artikel der Autorin Renée Wagener zur Lage des Luxemburger Weinbaus zugesandt. Der vom Generaldirektor Patrick Berg signierte Text ist alles andere als eine Richtigstellung, vielmehr stellt er lediglich den Standpunkt von „Vinsmoselle“ dar, wie auch seine Rede von „falschen“ Argumenten Wageners unterstreicht – ein Argument kann allenfalls nicht stichhaltig sein. Die Stellungnahme unterlässt es wohlweislich, darauf hinzuweisen, dass in dem betreffenden Artikel durchaus verschiedene Stimmen zu Wort kamen, darunter ausführlich auch die des Generaldirektors selbst. Grundsätzliche Fragen wie die zur Zukunft des Genossenschaftswesens im Weinbau mögen für die einen zwar unbequem sein, brennen aber anderen unter den Nägeln, wie unser Artikel deutlich gemacht hat. Im Sinne des Meinungspluralismus veröffentlichen wir die Stellungnahme von „Vinsmoselle“ gleichwohl und überlassen es unseren LeserInnen, welcher der vorgetragenen Standpunkte am überzeugendsten ist. Vielleicht trägt dieser Beitrag auf seine Weise trotzdem dazu bei, endlich eine offene Debatte dieser Fragen zu ermöglichen.