Unsere freie Mitarbeiterin Anne Schaaf ist Teil des Teams, das derzeit die letzten Vorbereitungen für das Food for Your Senses-Festival trifft. Alles läuft auf Hochtouren, denn am 4. August ist es so weit. Ein kurzer Lagebericht.
Das Food for Your Senses-Festival steht schon seit vielen Jahren für ein abwechslungsreiches Programm, das gleich mehrere Sinne stimuliert. Nicht nur das eklektische Line-Up verspricht spannende Neuentdeckungen, sondern im „Container Village“ warten gleich mehrere Ausstellungen auf interessierte BesucherInnen. Unter dem Thema „Fusion“ haben junge Kunst-Aficionados monatelang mit anerkannten luxemburgischen KünstlerInnen zusammengearbeitet und präsentieren nun am ersten Augustwochenende ihre gemeinsamen Werke. Nebst der Stimulation für Hör- und Sehorgane, kommen dieses Jahr aber noch weitere „Spielwiesen“ hinzu. Wer den Kater vom Vortag bekämpfen möchte, kann beispielsweise im Freien an Yogakursen teilnehmen oder direkt zu den OsteopathInnen vor Ort eilen.
„Verdammte fucking Scheiße“ schallt es aus einer Ecke der alten Turnhalle am Boulevard Konrad Adenauer auf Kirchberg. Die nicht allzu zarte Stimme übertönt schrille Sägegeräusche und Gehämmer. Jeder aus dem Team weiß, wer da gerade verbal explodiert ist. Niemand vermutet jedoch etwas Ungutes. Eher im Gegenteil. Denn Sophie, die Chef-Flucherin im Team, setzt bekanntermaßen mit Schimpfworten neue Energie frei und kann dann besser arbeiten. „Bei meinem festen Job kommt das nicht so gut an, wenn ich fluche“ gesteht die junge Frau, „aber hier kennen die Leute mich und verstehen mein Aggro-Yoga mehr als Unterhaltungsshow“. Sie grinst. Die Endzwanzigerin ist seit vielen Jahren (hyper)aktiv dabei und hat in den vergangenen Wochen etliche Stunden hier und vor Konzerthallen in der Großregion verbracht. Eigentlich ist sie für die Koordination der Werbung verantwortlich; wenn sich aber nicht genug Freiwillige finden, um Mitmenschen mittels Flyern von ihrem baldigen Glück zu überzeugen, dann muss sie selbst ran. Dann steigt sie in ihren mit Promomaterial vollbeladenen kleinen Flitzer und düst durch die Nacht. Das kommt häufiger vor.
Einige Teammitglieder stehen vor einem Haufen halbfertiger Schilder und müssen erst einmal selbst den Weg aus dem Labyrinth herausarbeiten, damit die FestivalgängerInnen ab kommenden Freitag den rechten Weg finden können. Es wird sortiert, geschliffen, gestrichen und lackiert. Hier treffen Menschen, die Werkzeuge sonst nur aus Baumarkt-Werbespots kennen, auf Leute, die augenscheinlich mit einer Flex in der Hand auf die Welt gekommen sind. Das Team zählt einige professionelle HandwerkerInnen zu seinen Mitgliedern, viele andere haben aber erst durch das „Food“, das nun in die zehnte Runde geht, ihre Leidenschaft für das Werkeln entdeckt. Und der Kompetenzaustausch fruchtet. So werden aus Akkuschraubern Orchesterinstrumente, und selbstentworfene Bühnen wirken wie ein einziges Gedicht. Anna aus Polen ist zum ersten Mal dabei. Sie steht nach drei Stunden Nähmaschinen-Feinarbeit mitten unter den umherwuselnden Festivalameisen von ihrem Stuhl auf und räkelt sich. Auch sie hat eine beachtliche Strecke zurückgelegt und über einen halben Kilometer Deko-Fahnenleine zusammengenäht. Nach ihrer eigenen Aussage hat die studierte Ökonomin das noch nie zuvor gemacht. Sieht aber nicht so aus.
Wegen des Pfadfinder-Camps „GoUrban“, mit dem das Festival sich das Areal teilt, kann das Gelände erst ab dem 1. August wieder betreten werden. Viel Raum und vor allem Zeit für Korrekturen bleibt demnach nicht. Ein langjähriges Teammitglied steht vor einer riesigen Konstruktion, das die Sens’Area Stage wie einen strahlenden Sonnenpalast aussehen lassen wird, und sagt: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“ Gemeinsam mit zwei anderen hatte er den Entwurf hierfür angefertigt, und nun wurde während zwei Tagen gemessen, geschraubt und im übrigen gehofft, dass das Design der Realität standhält. Der Mittdreißiger ist eigentlich freischaffender Fotograf, aber beim Food for Your Senses obliegt ihm die gesamte Bebauungsplanung. Er wohnt förmlich in der Halle und sieht manchmal vor lauter Brettern die Wand nicht mehr. Die beste Ablenkung ist dann die Anwesenheit seiner Freundin, die ebenfalls mithilft. „Es war klar, dass wenn ich ihn sehen will, das wohl besser hier als zuhause funktionieren würde. Da ich gerne dabei bin, ist das kein Problem, aber ich freue mich auch auf die festivalfreie Zeit.“