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An die belgische Küste zieht es die neue Forum-Ausgabe nicht, auch nicht nach Mallorca mit Luxair. Dafür erkundet das Heft „Voyage, voyage“ anhand von Forschungsarbeiten und philosophischen Überlegungen das Reiseverhalten und -bedürfnis der luxemburgischen Bevölkerung. Eine Studie zu den zwar kürzeren aber oft langwierigeren Wegen des Alltags eröffnet das Heft: Wie kommen wir zur Arbeit und inwiefern unterscheiden sich die Reisegewohnheiten der vielen Grenzpendler*innen von denen der im Großherzogtum lebenden Personen? Denn Luxemburger*innen, erfahren die Leser*innen, sind eine der reisefreudigsten Bevölkerungen der EU. Die Anzahl der Freizeitreisen sei seit der Pandemie erneut gestiegen und habe vergangenes Jahr auf dem höchsten Niveau der letzten sechs Jahre gelegen. Über Privilegien und Konsumverhalten wird zwar kurz philosophiert, an stereotypen Aussagen und kolonialen Weltsichten kommen einige der schwächeren Texte jedoch nicht vorbei. Dafür entschädigen vor allem die interessanten Berichte, die sich mit Luxemburg selbst beschäftigen: Texte über das Wachstum des Flughafens (dem auch eine dokumentarische Fotoserie gewidmet ist), die Entwicklung der Postkarte, die Arbeit an einem Reiseführer oder die Performance der Künstlerin Clio Van Aerde entlang der Luxemburger Grenze. Auch das Gedicht zur Straßenraserei und die Ode an Bibliotheken sind hervorzuheben. Fernweh entsteht bei der Lektüre also nicht. Das Heft ermutigt vielmehr zu einer inneren Reise und erforscht dabei sowohl Bedenken als auch positive Auswirkungen eines Tapetenwechsels.

