Fünf Fragen an: Christa Brömmel

Im Vorfeld der Gemeindewahlen interviewt die woxx jede Woche einen Kandidaten oder eine Kandidatin: Dieses Mal haben wir mit Christa Brömmel gesprochen, die für déi Gréng in Luxemburg-Stadt antritt.

(Foto: déi gréng)

woxx: Sie kandidieren zum ersten Mal für den Gemeinderat – hat Sie die Kampagne des Chancengleichheitsministeriums überzeugt?

Christa Brömmel: Nein (lacht) – aber abgeschreckt hat sie mich auch nicht, auch wenn mich der visuelle Auftritt nicht überzeugt. Mir gefällt die Politik, die die Grünen über die vergangenen beiden Legislaturperioden gemacht haben. Ich hätte gerne, dass das noch weitergeht und möchte mich persönlich dafür einsetzen.

Bislang waren Sie ausschließlich im NGO-Bereich, also quasi in der außerparlamentarischen Opposition aktiv. Was hat Sie dazu bewogen, die Seite zu wechseln?

Ich würde nicht sagen, dass ich die Seite gewechselt habe, jedenfalls nicht inhaltlich. Aber ich war lange Jahre bei Greenpeace im Vorstand aktiv und das schließt ein politisches Mandat aus. Deswegen stand das nicht zur Debatte, solange ich dort tätig war.

Sie haben sich entschlossen, sich bei den Grünen zu engagieren – warum nicht beispielsweise bei déi Lénk?

Ich denke schon, dass déi Lénk auch interessante Themen haben, sicher auch in Gleichstellungs- und Sozialfragen. Man macht jedoch nicht nur mit einem Thema Politik. Ich denke, die Mischung macht es aus. Für mich ist das Gesamtpaket entscheidend und da fühle ich mich bei den Grünen besser aufgehoben. Ich lebe jetzt schon 25 Jahre in Luxemburg-Stadt und ich finde, dass sich gerade in Sachen Mobilität viel zum Besseren entwickelt hat. Aber auch umweltpolitisch haben die Grünen als Koalitionspartner Akzente gesetzt. Im Gleichstellungsbereich ist ebenfalls eine grüne Handschrift erkennbar.

Das frauenpolitische Profil der blau-grünen Gemeindepolitik in Luxemburg war allerdings eher schwach ausgeprägt.

Man kann ja immer über alles diskutieren. Ich glaube, dass mit dem kommunalen Gleichstellungsplan und auch mit dem Unterschreiben der „Charte européenne pour l‘égalité des femmes et des hommes dans la vie locale“ Ansätze gemacht worden sind, die eine gute Basis bilden und die man ausbauen kann. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man zum Erreichen der Gleichstellung auch einen gendergerechten Haushalt einführt, was bis jetzt allerdings nicht im grünen Programm steht – aber ich mache die Politik ja auch nicht alleine. In den vergangenen Jahren wurden meiner Meinung nach stimmige Akzente gesetzt. Und wenn im kommenden Jahr ein neuer kommunaler Gleichstellungsplan fällig wird, ist das eine gute Möglichkeit, nochmal nachzulegen und Ideen ins Spiel zu bringen, die noch ein wenig weitergehen als die Kampagnen, die bislang gestartet worden sind.

Welches sind Ihre persönlichen politischen Ziele, die Sie konkret umsetzen wollen?

Ich würde mich, auch beruflich bedingt, auf jeden Fall im Gleichstellungsbereich engagieren wollen. Zum einen geht es darum, das Verständnis dafür zu vertiefen, warum wir immer noch Gleichstellungspolitik brauchen und uns so schwer damit tun, Vorurteile, Stereotypen und Klischees abzubauen – in dieser Hinsicht muss auch unbedingt eine Verzahnung zwischen der klassischen Gleichstellungspolitik und der Schulpolitik stattfinden. Zum anderen geht es gerade auch in Luxemburg-Stadt darum, die nicht so gut gestellten Bürgerinnen und Bürger mit einzubeziehen. Die geraten recht schnell aus dem Blickfeld. Wenn man etwa an die Mietkosten denkt und was das beispielsweise für alleinerziehende Frauen bedeutet, die womöglich mit einem kleinem Gehalt in Luxemburg-Stadt über die Runden kommen müssen – da würde ich schon ganz gerne ein Augenmerk darauf legen. Ein anderer Bereich, der mir sehr am Herzen liegt, ist die politische Partizipation der Bürgerinnen und Bürger. In einer Stadt, in der alle zehn Jahre ein großer Teil der Bevölkerung quasi ausgetauscht wird, muss man die Leute immer wieder neu mit ins Boot nehmen. Da kann man nicht warten, bis sie sich in die Wählerlisten einschreiben können, sondern man muss sie, auch wenn sie keine Wähler sind, mit einbeziehen. Das sind Leute, die erstens Ideen mitbringen und die zweitens auch Lust haben, sich zu engagieren. Und sie haben einen Anspruch darauf, Teil der kommunalen Politik zu sein.


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