Indie-Psychedelica: Kraut aus dem Rübenkeller

Krautrock ist nicht tot, er riecht nur komisch – und auch ein bisschen kosmisch: Die amerikanische Band Cave belebt den vintage Musikstil auf ihre Weise.

Mehr als verdammte
Hippies: Cave.

Wo genau der Name Krautrock herkommt, daran scheiden sich die Geister. In den späten 1960ern und frühen 1970ern bezeichnete er die Musik von einer ganzen Reihe von westdeutschen Rockbands, die sich – jede auf ihre Art – vom Mainstream absetzten: Gruppen wie Can, Tangerine Dream oder Amon Düül gehören zu den noch heute bekanntesten Repräsentantinnen des Genres. Sicher ist auch, dass Kraut ironisch gemeint war und sich wohl auf die englische Bezeichnung „Krauts“ für die bösen, barbarischen Deutschen bezog, dass der Konsum von Krautrock mit dem Konsum eines gewissen anderen Krauts zusammenhängen könnte.

Denn die Musik, die damals entstand, versuchte nicht einmal, den Pop-Olymp zu stürmen, sondern viel mehr, eigene Reisen ins Ungewisse zu organisieren – dies durch lange Improvisationen, neue Arten zu komponieren und das Einbauen neuer, elektronischer Klänge in ihre Musik. Nicht verwunderlich also, dass diese Herangehensweise zu musizieren die Jahrzehnte überdauert hat und die nachfolgenden Generationen sich am Spirit dieser Zeit inspirieren, um eigene Wege in die unendlichen Weiten der psychedelischen Musik zu finden.

Ein bestechendes Beispiel sind die Amerikaner von Cave. 2006 als loses Kollektiv in Columbia, Missouri gegründet, wandern sie bereits ein gutes Dutzend Jahre über die Bühnen der Welt und begeistern ihre Fangemeinde mit (über)langen Konzerten, in denen sie ihre epischen Kompositionen immer wieder neu aufbereiten.
Die Musik von Cave ist vor allem basslastig: Die Bassgitarre gibt oft den Ton an und zeigt den Weg, dem die anderen Instrumente dann folgen, die Drums an erster Stelle, über die sich dann die Keyboards und manchmal auch eine Gitarre legen. Außerdem experimentiert Cave auf ihren Alben gerne mit Perkussionselementen, um ihre Soundteppiche noch fetter zu machen.

Cave als reine Krautrock-Retroband zu bezeichnen, würde dem Kollektiv nicht gerecht. Zwar ähneln die fünf Musiker rein visuell einer Bande ewig bekiffter Hippies, ihre Musik aber trägt durchaus zeitgenössische Züge. So spiegeln sich zum Beispiel auch Hardcore-Tendenzen in der Härte des Drummers und der Einsatz der Stimmen der Bandmitglieder als rhythmisches Begleitinstrument erinnert doch eher an Musiker*innen aus der letzten Dekade als an verstaubte Langhaarzeiten.

Die letzten Jahrzehnte, die den Aufstieg und teilweise den Fall von instrumentellen Musikrichtungen wie Postrock gebracht haben, sind nicht spurlos an Cave vorbeigegangen und so schwingt auch in ihren Melodien die eine oder andere melancholische Note mit. Anstatt sich rein auf den Ursprung des Krautrocks zu konzentrieren, baut Cave so ziemlich alles in ihre Musik ein, was sie inspiriert, und das macht sie sicherlich zu einer originellen und kreativen Band, der man gerne einen Abend widmet. Übrigens: Da die Rotondes auf eine Vorband verzichten, könnte es sein, dass die Reise in den Keller etwas länger dauert.

Am heutigen Freitag, dem 19. April in den Rotondes.

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