Konzerttipp
: Die Universalität des Gesangs

Im Rahmen des Jubiläumsprogramms des Folk-Clupp ergründet die multikulturelle Gruppe Voxtra die Schnittstellen globaler Vokaltraditionen.

Nach zahllosen Konzerten mit kleinen, großen und auch legendären KünstlerInnen präsentiert der Luxemburger Folk-Clupp im Rahmen des 40. Jubiläumsjahres am morgigen 2. Dezember eine ganz besondere Gruppe. Als die Gründer dieser Luxemburger Institution 1977 begannen, lagen sie mit ihrer Praxis, Musik aus Irland, Schottland und natürlich Luxemburg auf die Bühne zu bringen, durchaus im Trend. Eine Pionierleistung gelang ihnen aber, als sie kurze Zeit später die damals noch recht engen Grenzen der Folkszene sprengten und mit offenen Ohren und einem ausgeprägten Sinn für das Besondere auch Klänge vom Balkan, aus Amerika, Afrika und Asien ins Land holten. Die weltberühmte Diva Oumou Sangaré aus Mali erhielt vor einem Monat den Artist Award der Weltmusikmesse Womex. Der Folk-Clupp hatte sie schon 1995 im Sang a Klang präsentiert. Hut ab! Am morgigen Samstag, dem 2. Dezember, tritt in Neimënster nun die Gruppe Voxtra auf, die globale Vokalmusik auf einzigartige Weise zelebriert.

Voxtra ist in Belgien unter Leitung von Raphael De Cock entstanden, der auch Mitglied in zwei der beteiligten Gruppen ist. Alle MusikerInnen leben in Belgien: das 7-köpfige Ensemble Tenore de Monte Arvu aus Sardinien, das albanische Quartet Gjini Ensemble, Talike Gellé aus Madagaskar und Anu Junnonen aus Finnland. Jedes der vertretenen Länder hat seine eigene Gesangstraditionen. Anu Junnonen beherrscht ganz unterschiedliche finnische Stile – von dem der Grenzregion Karelien bis zu dem der indigenen Sami. Talike Gellé ist eine Meisterin des A-Capella-Gesangs der im Süden Madagaskars lebenden Antandroy, in dem auch dem Jodeln ähnliche Klänge und sogar Röcheltöne Bestandteil sind. Das sardische Septett stammt aus dem Nordteil der Insel, die für ihre polyphonen Gesänge weltweit bekannt ist. Auch die albanische Gesangsform ist polyphon, aber bisher außerhalb des Landes noch ein Geheimtipp. Beide Musiktraditionen wurden von der Unesco in die Liste des immateriellen Kulturerbes des Menschheit aufgenommen. Raphael De Cock fügt Elemente aus den Liedtraditionen Flanderns und Walloniens hinzu. Obwohl Voxtra ein Vokalensemble ist, setzen sie hier und da auch Perkussion, die Maultrommel, die finnische Zither Kantele und ein Glockenspiel ein.

Anstatt brav nacheinander Lieder der verschiedenen Regionen zu präsentieren, verweben die Projekt-Mitglieder unterschiedliche Lieder und Gesangsformen innerhalb eines Stückes miteinander. Im Stück Drommi werden z. B. drei Wiegenlieder aus Sardinien, Finnland und Madagaskar miteinander kombiniert. Dass dies so hervorragend funktioniert, liegt vor allem auch daran, dass alle Beteiligten nicht nur ihre Stimmen perfekt beherrschen, sondern sich mit einem verblüffenden Gespür für die Schnittmengen in den unterschiedlichen Melodien und Rhythmen intensiv aufeinander einlassen können. Die Madagassin Talike Gellé beschreibt das so: „L’idée est de partir des traditions de chacun et de trouver des points communs entre elles : un rythme particulier, des harmonies similaires, une mélodie qui en rappelle une autre… et de croiser les apports de chacun. Avec Voxtra, les traditions dialoguent et révèlent ce qu’elles ont de commun, tout en affirmant leur diversité.“ Das erzeugt Reibungen und Spannungen, die kaum eine Gruppe sonst riskiert und zu meistern in der Lage ist. Das Ergebnis ist dennoch erstaunlich harmonisch und zeigt, dass Musik und insbesondere Gesang eine universelle menschliche Ausdrucksform ist, die ihre Wirkung tut, auch wenn die Sprachen und musikalische Formen sich voneinander unterscheiden.

Die Gruppe hat vor rund einem Jahr eine CD beim belgischen Non-Profit-Label Muziekpublique unter dem Titel „The Encouter of Vocal Heritage“ herausgebracht und stand damit vier Monate lang in der Transglobal World Music Chart ganz oben.

Dafür, dass man morgen diesem außergewöhnlichen Projekt großer Stimmen lauschen darf, muss man dem Folk-Clupp danken! Nicht verpassen! Dem Folk-Clupp: Alles Gute für die nächsten 40 Jahre!

An diesem Samstag, dem 2. Dezember um 20h im Neimënster.

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