Lärmender Wintergeist

Konzept mit Sogwirkung: beim „Winter Ghost“ in Gent gab’s Kunst und Krach im Karussell.


Fand am vergangenen Samstag bereits zum dritten Mal statt: das Winter Ghost-Festival in Ghent. (Bildquelle: Winter GHOST Gent)

Man nehme vier um einen Platz gruppierte Locations, ein Dutzend Bands, eine Handvoll Getränke- und Food-Trucks – und fertig ist das Winter-Festival. Das für seine lebendige Musikszene bekannte Gent wusste am vergangenen Samstag mit dieser schönen Idee aufzuwarten: Bereits zum dritten Mal fand das so genannte „Winter Ghost“-Festival statt, bei dem nicht nur rund um die St. Jakobskirche, sondern auch innerhalb ihrer Mauern um die Wette gelärmt wurde. Je rund 20 Minuten hatten die sich mit Liveauftritten, Performances und Installationen präsentierenden Künstlerinnen und Künstler Zeit, bevor das Publikum im Uhrzeigersinn zum nächsten Auftrittsort zog – immer im Kreis herum.

Bei winterlich-nasskaltem flämischen Wetter, das durch alkoholhaltige Getränke und einige offene Feuerstellen etwas abgemildert wurde, vergnügten sich mehrere hundert Leute mit zunehmendem Enthusiasmus an den verschiedenen Shows. Manche derer, die dort aufspielten, hatten sich nämlich etwas Besonderes einfallen lassen. Die Genter Formation „Rumours“ etwa präsentierte ihren düsteren Synthie-Pop nicht einfach von der vor der Kneipe aufgebauten Bühne aus. Die vier Bandmitglieder hatten sich auf verschiedene Räume und Stockwerke des mitveranstaltenden „Afsnis“ verteilt. Während man ihre drei Mitstreiter*innen nur schemenhaft hinter blau beleuchteten geschlossenen Fenstern erkannte, rockte Sängerin Hannah vor offenem Fenster in der Küche im ersten Stock. Und das „Nymphonic Orchestra“ verband teils grollend-bedrohlich, teils tanzbar gehaltenen Techno mit dem Vortrag von Sarah Veders‘ etwas trivialer, an die Hauswand über der Location des „Raveyards“ projizierter Poesie.

Aufräumen mit „Drums Are for Parades“

Die Sängerin der Genter Band „Rumours“ bei ihrem Auftritt in der Küche des Club „Afsnis“. (Foto: Danièle Weber)

Doch auch Freunde und Freundinnen eher klassischer Line-ups kamen bei dem „carousel of unique performances“ auf ihre Kosten. Etwa mit dem von der Ladefläche eines LKWs präsentierten Synthesizer-Doom der Band „Future old People are Wizards“ und deren Keyboarderin Nele De, die völlig unbeeindruckt vom heranpeitschenden Regen und drohenden Stromschlägen ihr Instrument bearbeitete. Der Abschluss war den altgedienten Sludge-Metallern „Drums Are for Parades“ vorbehalten. Die hatten sich das Warten auf ihren Auftritt in der Kälte mit Whisky versüßt und räumten das Ganze dann auf, indem sie das bibbernde Publikum noch einmal in eine feiernde Meute verwandelten.


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