Lithium-Rausch: Kollas gegen Konzerne

Das Metall Lithium wird benötigt für effiziente Batterien und die Elektromobilität der Zukunft. Doch wie unser Beitrag Europäisches Lithium? anführt, kommt der Rohstoff von weither und wird unter problematischen Bedingungen gewonnen.

Vikunjas an der Salzpfanne Salar de Chalviri in Bolivien.
(Wikimedia; kallerna; CC BY-SA 4.0)

Für die Andenländer Chile, Bolivien und Argentinien stellt der Batterienboom theoretisch eine wirtschaftliche Chance dar. Die weltweite Nachfrage für Lithium wird rasch steigen und die „Lithiumdreieck“ genannte Zone verfügt über große Lagerstätten. Doch wenn Regierungen und internationale Konzerne nur nach Devisen und Profiten schauen, sind Umweltschäden und Konflikte mit den Ureinwohner*innen vorprogrammiert.

Ein konkretes Beispiel liefert ein Feature des Deutschlandfunks von April 2019 (Kehrseite der Energiewende): In Argentinien wehren sich Kolla-Gemeinden in der Hochwüste Puna gegen die Lithiumgewinnung. Probleme bereitet ihnen, dass die Fördermaschinen die ganze Landschaft zerstören und dass überall Staub herumfliegt – vermutlich die Chemikalie Natriumhydroxid. Vor allem aber werden durch die Produktionsmethode die kostbaren Trinkwasserreserven mit Salzen kontaminiert. Die oft als „ökologisch“ dargestellte Methode besteht darin, das Lithiumsalz im Süßwasser zu lösen und das Wasser dann wieder verdunsten zu lassen – das ist energiesparend und billig, verbraucht aber Unmengen an Wasser.

Virtuelles Wasser in der Autobatterie

Dadurch ist die Funktion der Hochwüste als Lebensraum für die Ureinwohner*innen und Grundlage für ihre extensive Weidewirtschaft bedroht. Darüber hinaus berichten die Kollas von Behinderungen und Krankheiten bei den neugeborenen Lamas, die ihnen wegsterben. Die Umweltbelastung dürfte auch den Bestand der geschützten Vikunjas (Spanisch: Vicuña, eine Art wilde Lamas) bedrohen.

Im Feature richtet sich der Kolla-Wortführer Clemente Flores auch an die Europäer*innen: „Der Abbau von Lithium für Europa und der Wechsel zum Elektroauto wird unsere Gemeinden und unsere Landschaft umbringen. Und bisher kannten wir hier keine Autos. Schon gar keine Elektroautos – die kennen wir nur vom Foto. Ihr glaubt, damit könnt ihr die Menschheit retten, aber ihr werdet uns alle umbringen.“ Grund genug, über Alternativen für die Lithiumgewinnung nachzudenken. Diese reichen von einer umweltschonenderen Gewinnung in den Anden bis zum Recycling ausgedienter Batterien – und zur Gewinnung als Nebenprodukt der Geothermie (woxx 1624: Europäisches Lithium?).

 


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