Im Kino: Hustlers

Der auf einer wahren Begebenheit beruhende Film „Hustlers“ stellt viele interessante, unterrepräsentierte Aspekte in den Fokus, bleibt dabei aber stets leicht und unterhaltsam.

Destiny und Ramona beim Pole-Dance-Training. (© Impuls Pictures AG)

Kunden und Angestellte tummeln sich in einem großen Raum, der größtenteils mit Stühlen und Tischen eingerichtet ist. Erstere sind hier, weil sie etwas geboten bekommen wollen. Letztere versuchen ihr Bestmögliches, um genau dies zu verwirklichen. Mit dieser Szene stellen die Macher*innen von „Hustlers“ gleich zu Beginn klar: Dieser Film zeigt Strippen und Pole Dancing als einen unter zahlreichen Dienstleistungsjobs.

Im Zentrum steht die bei ihrer Großmutter lebende Dorothy (Constance Wu), die als Stripperin den Namen Destiny angenommen hat. Nach einigen mäßigen Erfahrungen in der Szene hofft sie auf mehr Erfolg in Manhattan. Dort lernt sie Ramona (Jennifer Lopez) kennen, die daraufhin nicht nur zu ihrer Mentorin, sondern auch zu ihrer besten Freundin wird. Ihr Leben verändert sich schlagartig zum Besseren.

Seit Jennifer Lopez in der medialen Öffentlichkeit steht, wird mindestens genauso viel über ihren Körper gesprochen und geschrieben, wie über ihre Arbeit. Entgegen einer verbreiteten Meinung, ist „Hustlers“ aber weit mehr als die Gelegenheit, einmal Lopez’ nacktes Hinterteil sehen zu können. Der Film rückt das in den Vordergrund, was in filmischen Repräsentationen von Stripclubs meist unerwähnt bleibt: die körperlichen Anforderungen, die Geldsorgen, die Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung, eifersüchtige Partner und die Unsicherheiten bezüglich eines möglichst gewinnbringenden Umgangs mit den Kunden.

Dass das Interesse allein der Perspektive dieser Frauen gilt, wird auch an der Kameraarbeit deutlich. Im Stripclub werden ihre Körper nie durch die Augen ihrer Kunden gesehen, die Frauen werden nicht objektiviert. Stattdessen wird der alleinige Fokus darauf gelegt, wie jede einzelne Bewegung, jedes Lächeln strategisch eingesetzt wird, um die Kunden – allesamt Wall-Street-Männer – um den Finger zu wickeln.

Der Film wird auch dem Letzten die Illusion nehmen, dass die Frauen ihre Arbeit aus Spaß machen oder Lust dabei empfinden: Strippen ist ein Job, den sie ausüben, um Geld zu verdienen, nicht mehr und nicht weniger. Die Arbeitsbedingungen sind alles andere als rosig, doch immerhin ist der Job gut bezahlt. Zumindest bis zur Finanzkrise 2008 als Kunden schlagartig nicht mehr ganz so zahlungswillig sind.

Statt jedoch die Berufssparte zu wechseln, denkt Ramona, kreativ werden zu müssen. Ihr Plan: Zusammen mit Destiny und noch zwei weiteren Frauen potenziellen Kunden mit Drogen zu betäuben, um ihnen anschließend möglichst viel Geld abzuzapfen. Sich selbst gegenüber rechtfertigen sie ihr Handeln damit, dem regulären Prozess der Kundenanwerbung nur ein wenig auf die Sprünge helfen zu wollen. Nachdem sie jahrelang beobachten konnten, womit ihre Kunden und vor allem ihre Arbeitgeber davonkommen, empfinden sie es als legitim auch in dieser Ausbeutungskultur mitzumischen.

Mitleid mit den Männern hat man als Zuschauer*in demgemäß kaum. Doch auch den Frauen gegenüber sinkt im Laufe des Films zunehmend die Sympathie. Angesichts dessen, dass das, was sie tun, nicht nur unmoralisch, sondern auch illegal ist, wundert es, wie sehr der Film ihr Handeln stellenweise glorifiziert. Nachdem sie so lange ausgebeutet wurden, sollen wir sie für ihren Rachefeldzug feiern und ihnen ihre Louis Vuitton Handtaschen, Louboutin Schuhe und Pelzmäntel gönnen. Das wird leichter, sobald man „Hustlers“ in einen größeren Kontext stellt. Es ist nämlich nicht nur so, dass dieser Stripperinnen auf nuanciertere Weise darstellt als in den meisten anderen Filmen: Es ist einer der seltenen Fälle, wo weibliche Figuren im Zentrum eines Betrugsskandals stehen und sie dabei cool sein und (zumindest zeitweise) Spaß haben dürfen. Der sei ihnen in der Tat gegönnt.

Im Kinepolis Belval und Kirchberg.

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