„Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ ist ein ambitioniertes Filmprojekt mit tollem Cast. So ganz zu überzeugen weiß die Tragikomödie trotzdem nicht.
Schaut man sich einen Film von Martin McDonagh an, weiß man genau, worauf man sich einlässt: pechschwarzer Humor, spritzige Dialoge, sinnlose Gewalt und ein hervorragender Cast. Wer also gerade Lust auf diese Kombination hat, kann sich mit Filmen wie „In Bruges“ oder „7 Psychopaths“ gut aufgehoben fühlen. Auch „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ entspricht wieder McDonaghs etabliertem Stil. Was bei „In Bruges“ jedoch dynamisch und originell war, mutet in diesem Fall wie eine nicht so recht gelungene Nachahmung an.
Ausgangslage der Handlung sind die titelgebenden drei Werbeplakate am Rande der Stadt Ebbing im Staat Missouri. Um genau zu sein, handelt es sich dabei um einen Aufruf an den Stadtsheriff Bobby Willoughby (Woody Harrelson): „Raped while dying.“ und „And still no arrests?“, ist auf zwei der Anschlagtafeln zu lesen. In Auftrag gegeben wurden sie von Mildred Hayes (Frances McDormand), der Mutter des vergewaltigten Mordopfers. Nachdem sie sieben Monate lang keine Fortschritte in der Aufklärung des Falls feststellen konnte, sieht Mildred in dieser öffentlichen Anprangerung eine letzte Möglichkeit, etwas Bewegung in die Ermittlungen zu bringen. Die Aktion schießt allerdings weit über ihr Ziel hinaus: Nicht nur bei der örtlichen Polizei, sondern auch bei einer ganzen Reihe an Bürger*innen, sogar Mildreds eigenem Sohn (Lucas Hedges), stoßen die Billboards auf Unverständnis und Ablehnung. Eine Kette an Ereignissen wird ausgelöst, die nicht wenige Opfer fordern wird …
Größter Schwachpunkt von „Three Billboards“ ist, dass der Film sich zu durchkalkuliert anfühlt, um so recht zum Leben zu erwachen. Die Figuren sind Typen, die Handlungsstränge entsprechen gängigen Formeln. Da ist zum Beispiel der Polizist Jason Dixon (Sam Rockwell), ein recht generischer Bösewicht: extrem gewaltbereit und inkompetent, kurz – gefährlich. Da ist auch Mildreds Ex-Mann Charlie (John Hawkes), eine Figur, die sich hauptsächlich durch ihre Aggressivität und generelle Widerwärtigkeit auszeichnet. Beim Sheriff Willoughby scheint sich McDonagh nicht so ganz im Klaren darüber gewesen zu sein, wie er den Mann denn nun darstellen soll. Einerseits handelt es sich um einen ehrlichen, guten Menschen, der nach seiner Krebsdiagnose alles versucht, um das meiste aus der ihm noch verbleibenden Zeit herauszuholen. Andererseits nimmt er Leute wie Dixon in Schutz und der Verdacht, dass er – entgegen eigenen Aussagen – nicht alles Erdenkliche getan hat, um Angela Hayes’ Mörder zu finden, hält sich hartnäckig.
Das gewisse Etwas wird dem Film einerseits durch die eiserne Standhaftigkeit und beißende Schlagfertigkeit der Protagonistin verliehen. Dass diese letztlich zur Sympathieträgerin wird, ist andererseits dem beeindruckenden Talent McDormands zu verdanken.
Doch selbst bei ihr schöpft sich die Charakterisierung schnell aus. Bereits ihre erste Dialogszene zeigt fast alles, was es über sie zu wissen gibt: Sie ist einfallsreich, tatkräftig und durchsetzungsfähig, hat aber auch eine empathische Seite.
All dies führt dazu, dass der Reiz des Films nach etwa einer Stunde gehörig abflaut. Die Figuren sind etabliert, und alles, was bereits erzählt wurde, wird in den restlichen 55 Minuten nur noch intensiviert. Was vor allem heißt, dass die Gewalt extremer und absurder wird.
Eine Wende gen Ende des Films entpuppt sich als besonders bedenklich. Indem man nämlich dazu angehalten wird, mit einer zutiefst rassistischen Figur zu sympathisieren, wird zugleich verlangt, von ihren vorherigen Handlungen (u.a. dem Foltern einer schwarzen Person) abzusehen.
Das alles soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Three Billboards …“ ein solide gemachter Film ist: Die Dekors sind ansprechend, die Regie souverän, die Schauspieler*innen ausgezeichnet. Vor allem letztere vermögen es, den teils verstaubten Klischees und Figurentypen etwas Leben einzuhauchen.
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Bewertung der woxx : XX