„Ministère de la Croissance“ – Mouvement écologique prangert wachstumszentrierte Wirtschaftspolitik an

Eine große Firma will über eine Milliarde in eine Produktionsstätte in Luxemburg investieren. Das soll im Bambësch passieren. Ein Problem? Nicht für das Wachstumsministerium!

Auf den ersten Blick sieht die Mail, die im woxx-Postfach landet eher nach einem Phishing-Versuch als nach einer ernstzunehmenden Pressemitteilung aus. Ein „Fränz Bingen“ aus dem Wachstumsministerium schreibt uns. Die Firma Tycoon Inc. würde 1,0025 Milliarden Euro in Luxemburg investieren, in eine Produktionsanlage im Bambësch. Mehr Informationen gibt es nicht, ein Link zur Aufzeichnung der Pressekonferenz ist beigefügt. Wir klicken (mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen) drauf und landen auf der Seite des „Ministère de la Croissance“, dem Wachstumsministerium.

Dort sind ein leicht umgestaltetes Regierungslogo mit Dinosaurier statt rotem Löwen und Porträtfotos eines Ministers und seines Pressesprechers zu sehen. Außerdem gibt es ein Grußwort des Wachstumsministers: „Augmenter la qualité de vie de nos citoyens et assurer durablement nos acquis monétaires! Voilà le défi auquel le Ministre de la Croissance se voit confronté jour après jour. Nous l’acceptons avec énergie, enthousiasme et créativité.“

Im Video ist eine Pressekonferenz zu sehen, in dem der Minister und sein Pressesprecher kritische Journalist*innen im Bambësch über den Deal mit Tycoon Inc. unterrichten. Vor zwei Jahren sei man in Davos ins Gespräch gekommen, die Errichtung der „Production Facilities“, über deren genaue Produkte man jedoch schweigen müsse, sei beschlossene Sache. Das Projekte füge sich gut in die Rifkin-Strategie, alle nötigen Genehmigungen seien erteilt oder wären im Gange. Sämtliche kritischen Nachfragen der Journalist*innen laufen ins Leere. Am Ende des Videos kommt der Geschäftsmann, Prosperous Tycoon, endlich an und wird freudig vom Minister begrüßt. Es handelt sich um einen Dinosaurier, der dem herzlosen Boss B.P. Richfield aus der Puppenserie „Die Dinos“ erstaunlich ähnelt.

Wem es beim Anblick eines fiktiven Ministers noch nicht klar war, wird spätestens nun begreifen, dass es sich weder bei der Website noch bei dem Video um offizielles Material der luxemburgischen Regierung handelt. Ein Blick ins Impressum zeigt: Es handelt sich um eine Aktion des Mouvement écologique. Es ist wohl kein Zufall, dass die Antworten des Wachstumsministers im Video so klingen wie die Regierung, wenn sie nach Großprojekten wie Fage-Joghurtfabrik oder Google-Datenzentrum gefragt werden: Ausweichend und stets den wirtschaftlichen Nutzen betonend.

Neben der Website existiert mittlerweile auch eine Facebookseite, außerdem können per E-Mail offizielle Sticker des Ministeriums erworben werden. Es ist also zu erwarten, dass der Méco mit dieser Kampagne weiterhin die wachstumszentrierte Wirtschaftspolitik der luxemburgischen Regierung kritisieren will.


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