Olympische Spiele in Paris: In Seine setzen

Nach 100 Jahren sind die Olympischen Spiele wieder zu Gast in Paris. Das Verhältnis zwischen dem mythischsten aller Sportevents und den Zuschauer*innen ist durch die abgeschotteten Corona-Spiele in Tokyo angeschlagen. Können diese Spiele dem Versprechen gerecht werden und den viel beschworenen Olympischen Geist wieder aufleben lassen?

Bei den verschiedenen Leichtathletik-Wettbewerben gingen zwar Luxemburger Sportler*innen an den Start, eine Medaille konnte das „Team Lëtzebuerg“ jedoch nicht ergattern. (Foto: Tessy Troes)

Die Eröffnungszeremonie war eine Kampfansage: Als die Welt am Abend des 26. Juli nach Paris schaute, wurde ihr ein fast vierstündiges Spektakel geboten, das divers, vielfältig und bunt war. Paris 2024 machte schon in den ersten Stunden seiner Existenz klar, dass diese Olympischen Spiele klotzen und nicht kleckern, unwiderstehlich „français“ und in Zeiten eines aufkommenden Front National provokativ offen sein sollen.

Statt das Programm zur Eröffnung brav im Stade de France abzuspielen, hatte Paris einen anderen „pari“: das Spektakel zu den Leuten zu bringen und die Zeremonie auf und entlang der Seine über mehrere Kilometer verteilt im Stadtzentrum stattfinden zu lassen. Kein anderer als Thomas Jolly, beliebter französischer Schauspieler und Theaterregisseur, bekannt für seine Arbeit bei Starmania, nahm sich als „Artistic Director“ dieser Aufgabe an. Eine Problemstellung, zu der noch keiner die Lösung kennt, heißt es in einem TV-Dokumentarfilm, der kurz vor der Zeremonie auf France TV zu sehen war. Und die Probleme ließen nicht auf sich warten. Zum Beispiel waren die Originalbaupläne der Quais an der Seine nicht auffindbar. Um herauszufinden, welcher Belastung die Steine ausgesetzt werden können, ohne abzubrechen, musste man im Vorfeld alles mit Betonblöcken nachmessen. Als die Organisationscrew, in Begleitung eines Kamerateams im Büro des französischen Präsidenten vorstellig wurde, konnte Emmanuel Macron natürlich nichts anderes sagen als „wir machen euch alles möglich.“

Unter Wasser

Nach zwei Jahren Planung für die Zeremonie war es dann soweit: Mehr als Zehntausend Athleten auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere wurden auf Booten auf der Seine der Welt vorgestellt. Entlang des Flusses performten Tänzer*innen und Musiker*innen (die teilweise kurz vorher wegen schlechter Bezahlung streikten), es wurden neue Statuen eingeweiht (da die Organisator*innen sich dem gender gap der Statuen in Paris bewusst wurden), und in einer Szene die Hinrichtung Marie-Antoinettes dargestellt (was später in einigen Ländern zensiert werden würde). Schlussendlich trat auf dem Eiffelturm eine der Divas schlechthin, nämlich Céline Dion (auf Wunsch Macrons) auf.

Fast wäre es der Regen gewesen, der den ersten großen Wurf des Pariser Organisationskomitees vereitelt hätte: Etwa die Hälfte der TV-Kameras fiel während der Eröffnungszeremonie aus, da durch die Wetterlage keine Helikopter fliegen konnten. Durch den vielen Regen in den ersten Stunden dieser Olympischen Sommerspiele wurde das neue Abwassersystem um die Seine, welches den Fluss sauber halten soll, so überlastet, dass eine erhöhte Konzentration der Escheri Coli-Bakterien im Wasser festgestellt wurde und die Triathlon-Veranstaltung der Männer kurzerhand um mehrere Tage verschoben werden musste. Die Triathleten waren genervt, die Organisator*innen standen unter Druck.

Das große Versprechen

Insgesamt war der Druck auf die Veranstalter*innen vor diesen Olympischen Spielen groß: die Pariser Einwohner*innen machten klar, dass sie keine Lust auf diese Spiele und die damit verbundenen überfüllten Straßen und Hotels hatten. Die Stadt, in der ohnehin im Sommer Einwohner*innen durch Tourist*innen ausgetauscht werden, also noch weniger Einheimische beherbergt. Die Pariser*innen, die ihre Wohnungen mittels Airbnb (übrigens ein Sponsor des Events) vermieten, konnten sich mit Zusatzeinnahmen trösten. Außerdem hing, mehr oder weniger ausgesprochen, die Angst vor einem möglichen Terroranschlag in der Luft.

In den Wochen vor den Spielen wurde klar: Der Tourismussektor hatte sich verschätzt, die Schlafzimmer in der Stadt waren nicht ausgebucht und die Hotelpreise fielen um fast die Hälfte. Um die Angst vor dem Terror zu mildern, wurden Polizist*innen aus über 40 Ländern eingezogen und Sicherheitsperimeter von etwa 200 Meter um die jeweiligen Sportstätten gezogen.

Eines der großen Versprechen dieser Sommerspiele war ihre Nachhaltigkeit. Paris wollte nicht in die Fußstapfen von etwa Rio, Gastgeber 2016, treten. Die meisten Infrastrukturen, die dort errichtet wurden, finden nur acht Jahre nach den Olympischen Spielen keinen Gebrauch mehr und verwittern. An die Fußball-WM in Katar und die Fußballstadien in der Wüste, bei deren Errichtung mehrere tausende Gastarbeiter*innen starben, will sich die Sportwelt noch weniger erinnern. Dass auch Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus mit falschen Papieren an der „adidas Arena“ in Paris, Gaststätte für die Badminton-Spiele, unter schlechten Arbeitsbedingungen im Auftrag des Mega-Konzerns Bouygues gearbeitet haben, wird kaum mediatisiert.

In Paris findet man vor allem temporäre Strukturen wie etwa den „Parc urbain“ auf der Place de la Concorde, wo vier kleine Arenen auf den weltberühmten Obelisken zugerichtet sind und die neuen, urbanen Sportarten wie Skateboarden, Breakdancen und 3 x 3 Basketball begrüßen. Oder bereits vorhandene Strukturen, wie etwa das Stade de France im Vorort St. Denis wurden renoviert. Auch das Olympische Dorf für 10.500 Athlet*innen wurde in dieser Gemeinde nördlich von Paris unter dem Versprechen, eine möglichst nachhaltige Nachnutzung zu finden, errichtet. Dabei wurde ein alter industrieller Park von 330.000 Quadratmetern umfunktioniert und soll nach den Paralympischen Spielen im September bis 2025 zu einem neuen Viertel mit Wohn- und Gewerbeflächen umfunktioniert werden.

Im Olympiadorf sollte aus Nachhaltigkeitsgründen auf Klimaanlagen verzichtet werden. Marie-Jo Ries, die Games Managerin vom COSL, die Verantwortliche für die Logistik für das Olympische Komitee Luxemburgs, muss darüber schmunzeln: Es sei von Anfang an klar gewesen, dass dieses Versprechen bei den Sommertemperaturen in Paris nicht umsetzbar wäre. Besonders Sportler*innen aus Ländern wie den USA würden nicht ohne ihre „AC“ klarkommen. Auch das „Team Lëtzebuerg“ hat von der Nähe zur Heimat profitiert und so einiges mit nach Paris gebracht – darunter auch Klimaanlagen.

Marie-Jo Ries unterstrich im Gespräch mit der woxx, dass bei den Olympischen Spielen vor allem die Leistung der Sportler*innen im Fokus steht und dieser alles untergeordnet wird – und diese Einstellung ganz klar im Zwiespalt mit ökologischem Denken steht. Man sehe zwar, dass die Organisator*innen von Paris 2024 die einzelnen Länder im Olympiadorf immer wieder an die Guidelines erinnere, etwa wiederbenutzbare Wasserflaschen zu nutzen oder in der Kantine den Müll zu trennen, dass aber ein grundlegender Wandel im Sinne der Ökologie eben nicht “binnen eines Jahres“ komme.

Stadtmarketing all-inclusive

Das Öko-Image war nur ein Teil der Pariser Charmeoffensive. Das Theatralische der Eröffnungsfeier spiegelt sich auch bei der Wahl der Spielstätten wider: Auch bei den Wettbewerben wird die Stadt an sich in Szene gesetzt. Gab es in Sydney, Beijing oder auch London einen zusammenhängenden Sportkomplex, wo sich die meisten Wettbewerbe und somit auch Fans tummelten, so treiben die Sportler*innen die Fans bei diesen Olympischen Spielen quer durch die Stadt. Die Bilder vom Beachvolleyball vor dem Eiffelturm, von den Skateboarder*innen mit dem Obelisken der Place de la Concorde im Hintergrund, vom Radrennen vor Sacré-Coeur, sie alle gingen um die Welt und sind perfektes City-Branding, wie es auch etwa Barcelona 1992 betrieb. Die katalanische Hauptstadt war dem darauf folgenden touristischen Andrang nie gewachsen; Paris hat mit Menschenmassen aber mehr Erfahrung.

Einmal um die Welt ging es auch für die Surfwettbewerbe. Die fanden auf Tahiti, einer Insel im Südpazifik und französisches Kolonialerbe, statt. Für die Olympischen Spiele wurde der existierende Schiedsrichter-Turm aus Holz durch eine neue Aluminiumkonstruktion ersetzt: 5 Millionen Dollar soll das die Organisator*innen von Paris 2024 gekostet haben. Die lokalen Ma’Ohi beklagen einen größeren Verlust: die Zerstörung des Reefs und damit mittelfristig – ironischerweise – auch der Wellenqualität. War Surfen neben Skateboarding noch ein Überraschungshit der Olympischen Spiele in Tokio, so erfreute sich der Wettbewerb dieses Jahr keiner Beliebtheit. Womit sich einmal mehr die Frage stellt, inwiefern Hochleistungssport im Zwiespalt und im Zweifelsfall über der Natur stehen sollte.

Marchand, Marchand

Wer sich keins der sündhaft teuren Tickets leisten konnte, kann die Übertragungen in den Fanzonen gemeinsam mit anderen anschauen. (Foto: Tessy Troes)

Neben atemberaubenden Sportbildern sind Organisator*innen, Presse und Zuschauer*innen bei Olympischen Spielen auch immer auf der Suche nach großen Narrativen, menschlichen Geschichten und Momenten der Magie. Die Faszination, wozu ein Mensch mit Talent und Disziplin fähig ist, das Glücksgefühl, einen Teil der Sportsgeschichte haut- oder zumindest digital zeitnah miterlebt zu haben. Ein kollektives Gefühl des menschlichen Fortschrittes.

Zwei dieser besonderen Geschichten haben sich bei den Spielen herauskristallisiert: Kunstturnerin Simone Biles und Stabhochspringer Mondo Duplantis haben in Paris mit atemberaubenden Küren und einem neuen Weltrekord unterstrichen, dass sie nicht nur momentan, sondern auch in der Sportgeschichte auf den Olymp gehören. Simone Biles, die sich 2021 noch während den Olympischen Spielen aus dem Wettbewerb zurückzog und offen über Probleme mit ihrer geistigen Gesundheit sprach, fand auch Größe in einer ihren Niederlagen in Paris: Als sie sich im Bodenturnen Rebecca Andrade geschlagen geben musste, verneigten sie und Teamkollegin Jordan Chiles sich auf dem Podium vor der Brasilianerin und gaben ein ikonisches Bild beim ersten „All-Black“ Podium beim Kunstturnen.

Auch Frankreich fand einen olympischen Nationalhelden, in der Person des jungen Schwimmers Léon Marchand. Der 22-jährige Sportler konnte sich nicht weniger als vier Goldmedaillen sichern; als erster Mann an einem Tag zwei und als erster Schwimmer überhaupt gleichzeitig in den Disziplinen Brustschwimmen und Schmetterling. Die Zuschauer*innen dichteten ihm zuliebe die französische Nationalhymne um: aus „Marchons, Marchons“ wurde schnell „Marchand, Marchand“. Nicht nur die Stadt, sondern auch das Gastgeberland investiert Jahre vorher in die Olympischen Spiele. Die französische Mannschaft konnte so überdurchschnittlich viele Medaillen erringen und bekam auf den sozialen Medien sehr schnell Kultstatus.

Team Lëtzebuerg

Ein luxemburgisches Sommermärchen blieb jedoch aus. Das „Team Lëtzebuerg“ war mit 13 Athlet*innen in Paris vertreten, eine*r mehr als in Tokyo 2021. Mit Ni Xia Lian, Christine Majerus und Bob Bertemes waren drei sehr beliebte Sportler*innen wohl auch zum letzten Mal bei Olympischen Spielen am Start. Und egal, ob zum letzten oder, wie Vera Hoffmann, zum ersten Mal mit dabei: Alle genossen sie, dass die Spiele so nah an Luxemburg waren und so viel heimisches Publikum vor Ort ist. Insgesamt spürt man im Gespräch mit dem Team ein Aufatmen, ein Genießen der Spiele, welches in Tokyo aufgrund der strengen Covid-19-Restriktionen nicht möglich war.

Bei Redaktionsschluss hatten all Luxemburgische Sportler*innen ihren Einsatz schon hinter sich: Die Luxemburger Delegation zieht auf sportlicher Ebene jedoch eine eher mäßige Bilanz. Den magischen olympischen Moment des „Über-sich-Hinauswachsen“ gab es bei keinem der Sportler*innen. Trotzdem war zu beobachten, dass einige Sportler*innen auf allerhöchstem Niveau angekommen sind: Bei der Leichtathletin Patrizia Van Der Weken hatte sich dies über die letzten 18 Monate angekündigt, etwa durch einen Gewinn Ende Juni bei der mit 10.000 Dollar Preisgeld dotierten Diamond League in Paris. Sie konnte den Erwartungen mit der Qualifikation für das Halbfinale der Olympischen Spiele auch gerecht werden. Als sie das Halbfinale aber auf Platz 15 und nicht auf dem angestrebten 12. Platz abschloss, sagte sie selbst, dass sie Zeit brauche, um Frieden mit der Leistung zu schließen.

Wie ihr Trainer Arnaud Starck aber schon im Vorfeld der Olympischen Spiele richtig anmerkte: Die momentane Infrastruktur für Höchstleistungssport steckt in Luxemburg erst in ihren Kinderschuhen, in den der Luxemburger Sport hineinwachsen muss. Denn zur luxemburgischen Delegation zählen nicht nur Sportler*innen, sondern über die zwei Wochen verteilt, ein etwa 45-köpfiges Team mit Physiotherapeut*innen, Ärzt*innen und dem „Pole Performance“ des LIHPS (Luxembourg Institute for High Performance in Sports). Letztere genossen den Austausch mit den anderen Nationen: so etwa durfte der Luxemburger Sportpsychologe als luxemburgischer „Welfare Officer“ einen Tag lang bei den US-Amerikaner*innen hinter die Kulissen schauen; die Ernährungsberaterin wurde eingeladen, mittags im australischen Haus mitzukochen. Nur die genauen Performance-Zahlen, schmunzelt Frédéric Margue, Sportwissenschaftler für das LIHPS, will dann doch niemand teilen.

Stadt des Lichtes

In den Straßen von Paris hat sich in den beiden Olympia-Wochen eine erstaunliche Eigendynamik entwickelt. Wie Thomas Jolly versprach, wurde die Eröffnungsfeier zu einer „porteuse de lumière“. Die Stimmung bei allen Wettbewerben war enorm gut und fühlte sich wie ein kollektives Heilen nach den Olympischen Spielen „hinter verschlossenen Türen“ von Tokyo 2020 an.

Beinahe zu oft hört man auf den Straßen: „Es ist genau das, was die Menschen heutzutage brauchen“. Unmöglich dabei, nicht an das palästinensische Team zu denken, welches mit acht Sportler*innen vor Ort vertreten ist, wobei aber seit Oktober 2023 laut palästinensischen Quellen 69 Athlet*innen von olympischen Sportarten ums Leben gekommen sind. Oder an die ukrainische Hochspringerin Yaroslava Mahuchikh, die im März 2022, nur wenige Tage nach Kriegsbeginn und ihrer Flucht aus der Ukraine, Indoor-Weltmeisterin in ihrer Sportart wurde und ihre Goldmedaille aus Paris den ukrainischen Soldaten widmete.

Die Radrennen im Stadtzentrum sorgten für magische Momente in Paris. (Foto: Tessy Troes)

Tag für Tag, Nacht für Nacht säumen Menschen aus aller Welt die Pariser Straßen. Ein beliebter Treffpunkt ist die Olympische Flamme. „On dirait un rite avec une entité extraterrestre beaucoup moins conne que nous, et on redevient beaux !“ kann man online lesen. In dieser „Bubble“, in der die Welt friedlich aufeinandertrifft, lassen sich die großen Krisen der Welt oftmals sehr gut verdrängen. Denn umso netter ist das farbenfrohe Zusammenkommen aller Nationen im fast autofreien Stadtzentrum. Die Leute sind zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs. Auch die tausenden Volunteers – die von den Veranstaltern keine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit gestellt bekommen – tragen mit ihrer unverbesserlich guten Laune einen wichtigen Teil zur Stimmung bei.

Unter die hunderttausenden Fans mischen sich auch Polizei, Gendarmerie und Armee. Wären sie nicht bewaffnet, könnte man sie fast mit Anhänger*innen eines Sportteams verwechseln. Wie groß und konkret die Terrorismusgefahr und Überwachung der Zivilgesellschaft während den Spielen nötig ist, ist zu diesem Zeitpunkt für Außenstehende nicht einzuschätzen. Für viele Fans und Einwohner*innen übersteigen die Ticketpreise jedoch deren Budget um ein Vielfaches. Damit die soziale Kohäsion durch diesen Klassentrenner nicht zusammenbricht, gibt es wohl zwei Faktoren in der Stadt: das Smartphone und die Fanzonen.

Ein Volksfest

Dank des Smartphones kann jede*r zu jedem Zeitpunkt überall hautnah mit dabei sein. Man muss nicht mehr im Stadion sein, man muss nicht mehr in Bars konsumieren, über die TikTok- und Instagram-Profile der Sportler*innen kann man sogar sehen, welche Brownies es im Olympischen Dorf zu essen gibt. So ist das Smartphone auch allgegenwärtig in den Straßen, wo man die Leute einzeln oder gemeinsam auf Bildschirme blicken sieht. Ähnlich ist es in den Fanzonen, nur dass die Screens dort größer sind. Dabei hat man quer durch Paris die Auswahl von einer kommerzialisierten Zone mit Danone-Stand, DJ-Sets und Abkühlmaschinen mit Blick auf das Rathaus bis hin zu familiären Zonen mit Kletterwand, Bäumen und Sitzgelegenheiten im Parc Monceau.

Ein besonders magischer Moment waren die Radrennen im Stadtinneren. Ohne Eintrittsticket strömten geschätzt eine halbe Million Menschen auf die Pariser Straßen. Beim Rennen der Frauen steht eine Gruppe US-amerikanischer Marihuana-Aktivist*innen mittleren Alters neben einem Ungarn, der kaum Englisch spricht und einem Pariser Geschäftsmann. Nach etwa zwei Stunden geselligen Wartens fährt das Peloton an ihnen vorbei – und egal ob die erste oder letzte Fahrerin, der Schall des Fanjubels hallt ohrenbetäubend von Pigalle hoch zur Kirche Sacré-Coeur durch die enge Rue Lepic.

Der Pariser erzählt, dass es seinen Freunden mittlerweile leidtut, dass sie nicht bei den Olympischen Spielen mit dabei sein wollten und ihre Wohnungen über AirBnB schon untervermietet haben. Dabei müssten sie es doch besser wissen, schmunzelt er: „Paris, c’est magique“. Auf dem Smartphone schauen sich alle gemeinsam das Finale des Rennens an. Der Ungar leidet, da seine Landsfrau kurz vor Ende die Medaille verspielt. Die Gewinnerin des Rennens kennen sie noch nicht, aber die Geschichte der US-Amerikanerin Kristen Faulkner, die ihren sicheren Bürojob verließ, um ihrer Passion Radfahren nachzugehen und in letzter Minute für die Olympischen Spiele nachnominiert wurde, inspiriert sie alle. In diesem Moment ist der viel beschworene Olympische Geist zu spüren: „Le pari” Paris scheint schlussendlich irgendwie doch gelungen.

Tessy Troes lebt und arbeitet in Luxemburg als Journalistin und Filmemacherin und war für woxx vor Ort bei den Olympischen Spiele in Paris.

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