Pressehilfe: Strangulation statt Synergie

Am Dienstag ist in der Chamber eine Konsultationsdebatte über die Qualität der Medien und die Zukunft der Presse angesetzt.

(Foto: Rolf Unterberg/Bundesarchiv)

Eigentlich sollte die Debatte über die „Qualität in den Medien“ schon im März stattfinden, wurde aber dann auf den Monat Mai vertagt. Die Zielsetzung der Debatte versuchte Premier- und Medienminister Xavier Bettel in einer Note an die Chamber zu präzisieren. Aus ihr wird klar, dass es wohl vor allem um die künftigen staatlichen Zuwendungen an die Presse gehen wird.

Leider deuten die Ausführungen des Premiers auf ein grundlegendes Missverständnis des Zusammenspiels der klassischen Printmedien mit der „Online“-Presse hin. Bettel spricht von einer ständig zunehmenden Migration vom Papier in Richtung numerische Medien. Das mag auf die Menge der Informationen zutreffen; bei den Formen, wie wir sie in den klassischen Medien kennen, verhält sich die Sache oft anders.

Staatliche Förderung sollte darauf abzielen, die Komplementarität von Print und Online zu stärken.

Des Weiteren glaubt der Premier feststellen zu können, dass die neuen Technologien den Zugang zur Information enorm beschleunigen und billiger machen. Auch hier gilt es, genau aufzupassen, welche Informationen tatsächlich schneller und billiger zu haben sind. Dass dem allgemeinen Publikum inzwischen die unterschiedlichsten Inhalte schnell und „gratis“ zur Verfügung stehen, bedeutet noch lange nicht, dass die journalistische Aufbereitung von Informationen zum Nulltarif möglich ist.

Das Geschäftsmodell der Printmedien sah bislang vor, dass die technische und die journalistische Gestaltung ihrer Erzeugnisse durch die Trias von Abonnements- und Direktverkauf, Anzeigenvolumen und staatlichen Zuwendungen finanziert wird. Letztere fällt in Luxemburg stärker ins Gewicht, weil die geringe Bevölkerungszahl eine pluralistische Breite, wie sie für einen demokratischen Staat notwendig ist, unmöglich macht.

Die „développements prometteurs et positifs pour la démocratie“, die Xavier Bettel in den neuen Medien auszumachen glaubt, drohen aber dieses Finanzierungsmodell seiner Grundlage zu berauben. Zeitungen verkaufen wird immer schwieriger, weil es ja „alles woanders umsonst“ gibt; auch Anzeigen werden zwar nicht umsonst, aber doch um einiges günstiger im Internet platziert. Das hat selbst der Luxemburger Staat erkannt, weshalb er seine Stellenauschreibungen nicht mehr detailliert in der Tages- und Wochenpresse veröffentlicht.

(Foto: Wikicommons)

Längst ist bekannt: Online-Werbung bringt in einem 600.000 Einwohnerstaat nicht genug ein, um damit auch noch einen Qualitätsjournalismus in einem breiten Spektrum zu finanzieren. Aber eigentlich geht es ja nicht darum, die Printmedien dazu zu nötigen, auf einmal nur noch online aktiv zu sein. Tatsächlich werden ja immer noch Zeitungen gelesen. Und vieles, was online heruntergeladen wird, macht einen Umweg über den heimischen Drucker, bevor es den Sinnen der interessierten Leserschaft zugeführt wird.

Wenn es eine Zukunft für einen professionellen und pluralistischen Journalismus in Luxemburg geben soll, dann muss die staatliche Förderung darauf abzielen, die Komplementarität von Print und Online zu stärken, statt die beiden Sparten gegeneinander auszuspielen. Erforderlich ist eine Reform der bestehenden staatlichen Unterstützung für Printmedien, da diese bei den kleinen, ohnehin anzeigenschwachen Zeitungen im Vergleich zu den großen Verlagshäusern mit mehreren Titeln immer weniger ankommen lässt.

Aber auch die neugeschaffene Online-Hilfe bedarf einer Nachbesserung, denn sie setzt die Hürden genau bei denen, die schon beim alten System ins Hintertreffen geraten sind, zu hoch an. Wer die 200.000 Euro Mindestumsatz, die dort verlangt werden, nicht mal eben aus der Portokasse bezahlen kann, wird versuchen müssen, bei seinem klassischen Standbein Einsparungen zu realisieren. Strangulation statt Synergie kann aber kaum Ziel der blau-rot-grünen Medienpolitik sein.


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