Im diesjährigen Pride-Monat Juni sind sowohl in luxemburgischen Kinos als auch in der Cinémathèque gleich mehrere Filme mit queerem Inhalt zu sehen. Die woxx stellt ein paar Highlights vor.
Cabaret (1972)
(ja) – Brian Roberts (Michael York), ein britischer Akademiker, zieht 1931 nach Berlin und verdient sich sein Leben als Englischlehrer, während er an seiner Dissertation arbeitet. In der Pension lernt er die US-Amerikanerin Sally Bowles (Liza Minnelli) kennen. Sie arbeitet als Sängerin im Kit Kat Club, einem beliebten Kabarett. Die beiden kommen sich näher, bis sie den adeligen Maximilian von Heune kennenlernen, zu dem sich beide hingezogen fühlen. Cabaret ist ein bahnbrechender Film, der nicht nur als „das letzte große Musical“ gilt, sondern auch für das queere Kino wegen seiner Darstellung von Bisexualität eine große Bedeutung hat. Daneben werden auch die letzten Tage der Weimarer Republik und das sich ändernde politische Klima in Deutschland gezeigt, was in einem scharfen Kontrast zu den Musicalnummern steht, die bis auf eine Ausnahme alle im Kabarett stattfinden.
Am 6. Juni um 20:45 Uhr in der Cinémathèque.
Les Tortues (2023)
(tj) – Das Filmposter von „Les Tortues“ ist trügerisch: Küssen tun sich die Hauptfiguren in David Lamberts 83-minütigem Streifen nämlich herzlich wenig. Zu Beginn des Films sind die ehemalige Dragqueen Thom und der pensionierte Polizist Henri seit 35 Jahren ein Paar. Seit beide in Rente sind, scheint von ihren einstigen Gefühlen füreinander jedoch nicht mehr viel übrig. An eine Trennung will zwar – zumindest anfangs – keiner von ihnen denken, dabei besteht kein Zweifel daran, dass Henri Thoms Gegenwart kaum noch erträgt. Lamberts Film ist nichts für schwache Nerven, die schlechte Stimmung zwischen den beiden Hauptfiguren geht an die Substanz. Sehenswert ist der Film dank toller Schauspielleistungen, einer handwerklich einwandfreien Umsetzung und dieser im Kino selten zu sehender Thematik – der Scheidung eines queeren Paares – aber allemal.
Am 7. Juni um 14:15 Uhr im Utopia.
Luca (2021)
(tj) – Seit drei Jahren kann er auf Disney+ gestreamt werden, nun ist er auch endlich auf der großen Leinwand zu sehen: Enrico Casarosas „Luca“, ein 95-minütiger Animationsfilm über Seeungeheuer, die auch die Gestalt von Menschen annehmen können. Was das mit Queerness zu tun hat, wird spätestens am Ende des Films klar, wenn nämlich eine Gruppe von Menschen darüber entscheidet, ob sie die wahre Identität der Hauptfiguren Luca und Alberto akzeptieren. Auch wenn es nie explizit ausgesprochen wird, so drängt sich eine queere Lesart dieser Erzählung unweigerlich auf. Der Film ist so berührend wie unterhaltsam – nicht nur für ein junges Publikum.
Am 9. Juni um 10:30 Uhr im Kinepolis Kirchberg.
The Celluloid Closet (1995)
(ja) – Vor fast 30 Jahren erschien dieser Dokumentarfilm, der beleuchtet, wie schwule, lesbische, bisexuelle und trans Charaktere in der Filmgeschichte, insbesondere in den Filmen Hollywoods, dargestellt und behandelt wurden. Die Doku von Rob Epstein und Jeffrey Friedman basiert auf dem 1981 erschienenen Buch des Historikers Vito Russo. Der Film geht dabei auf die Anfänge der Filmgeschichte, die Zensur durch den sogenannten Hays Code und böswillige Stereotype genauso wie auf positive Darstellung und die sich langsam ändernden Attitüden ein. Erzählt wird der Film von der Schauspielerin Lily Tomlin. Neben Ausschnitten aus vielen Filmen kommen Expert*innen und Schauspieler*innen in Interviews zu Wort. Einer von ihnen ist Richard Dyer, mit dem die Cinémathèque gemeinsam mit Queer Loox eine Diskussion präsentiert, in der auch die Fortschritte der letzten drei Jahrzehnte besprochen werden sollen.
Am 18. Juni um 19:00 Uhr in der Cinémathèque. Im Anschluss eine Diskussion mit Richard Dyer, moderiert von Isabel Spigarelli (Tageblatt).
Todo sobre mi madre (1999)
(tj) – Unter Filmemacher*innen mit internationalem Renommee gehört Pedro Almodóvar zu den wenigen, deren Werke regelmäßig trans Figuren beinhalten. Der spanische Künstler besetzt auch immer wieder Rollen mit trans Schauspieler*innen, zum Teil auch um cis Figuren zu spielen. Almodóvars wohl nuancierteste Repräsentation einer trans Frau findet man in „Todo sobre mi madre“. Erzählt wird die Geschichte einer Mutter, die sich nach dem Unfalltod ihres Sohnes auf die Suche nach dessen zweitem Elternteil begibt: trans Frau Lola. Diese ist weder die einzige trans Figur im Film noch die einzige queere. Nicht nur für damalige Standards ist die Bandbreite an Identitäten, die Almodóvar in „Todo sobre mi madre“ abbildet, beachtlich. Auch darüber hinaus ist dieser vielschichtige, gut gespielte und ästhetisch ansprechende Film ein einziger Sehgenuss.
Am 25. Juni um 18:30 Uhr in der Cinémathèque.
Challengers (2024)
(tj) – Auf den ersten Blick ist „Challengers“ weit weniger queer als andere Filme von Luca Guadagnino. Das aber nur, wenn man sich bei dieser Beurteilung auf den Aspekt des Körperkontakts beschränkt. Die Anziehung zwischen den Kindheitsfreunden Art und Patrick ist nämlich in jeder Szene spürbar. Tatsächlich ist die Chemie zwischen den beiden Tennisprofis weitaus ausgeprägter als jene zwischen ihnen und Tashi, der Frau, um die sie buhlen. Schwulen Sex gibt es im Film zwar keinen zu sehen, an bildlichen Metaphern dafür – man beachte Szenen, die Churros und Bananen beinhalten – mangelt es jedoch nicht. Auf die mehrere Zeitebenen umfassende Handlung von „Challengers“ sollte man nicht allzu viel Wert legen, dafür hat der Film visuell, auditiv und schauspielerisch so einiges zu bieten. Eine ausführliche Rezension von „Challengers“ gibt’s auf unserer Homepage.
Im Kinepolis Kirchberg
Das ganze Programm des Pride Season Specials der Cinémathèque finden Sie auf vdl.lu.