Schlüsselfiguren der Politik der Dreißigerjahre: Pierre Krier

webexclu201601renee_krierPierre Krier, Jahrgang 1885, war eine der zentralen Figuren der Gewerkschaftsbewegung und der Arbeiter-Partei. Zunächst eher dem linken Flügel zugehörig, zeigte der Eisenbahner bereits bei der Spaltung zwischen Sozialdemokratie und kommunistischer Partei eine Neigung, zum moderaten Realpolitiker zu werden. Dass es in der Arbeiter-Partei in den Dreißigerjahren zu einem Flügelkampf gekommen war, wurde spätestens beim Abwehrkampf gegen das Maulkorb-Gesetz offenbar. Als Vertreter des Gewerkschaftsflügels, der einen gemeinsamen Kampf mit der kommunistischen Partei aufs Entschiedenste ablehnte, stand er vor allem seinem Abgeordnetenkollegen René Blum diametral gegenüber, der sich der „Antifaschistischen Volksfront“ anschloss.

Auch Pierre Krier, der als Arbeitsminister für die Erteilung von Arbeitsermächtigungen für AusländerInnen zuständig war, versuchte auf dem Parteitag von Petingen im November 1938 rhetorisch den Spagat zwischen Arbeitersolidarität und repressiver Ausländerpolitik zu vollziehen: „Ich bin ein guter Luxemburger, ich bin auch ein Mensch. Es hat mir immer weh getan, wenn ich einem Menschen eine Ermächtigung entzogen. Ich habe ihm das Brot entzogen, aber die Haut ist einem lieber als das Hemd. Es mußte sein. Doch niemand von diesen wurde über die Grenze gewiesen, das Asylrecht wurde voll u. ganz gewahrt. Ist es ein Verbrechen, wenn wir an Stelle von Ausländern Luxemburgern Arbeit geben? Wir haben bei uns 19% fremde Arbeitskräfte. Das gibt es in diesem Verhältnis nirgends auf der Welt. So menschlich wir auch fühlen mögen, wir dürfen nicht zulassen, daß unsere Leute Hunger leiden.“

Dennoch behielt Krier als Minister seine persönlichen Kontakte zur internationalen Gewerkschaftsszene bei, und wahrscheinlich war es das, was ihn bewog, politischen Flüchtlingen aus Deutschland konkrete Hilfestellung zu geben.


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