Nachdem sich tausende Opfer sexueller Übergriffe unter dem Hashtag #metoo outeten, hätte es bei einem kurzweiligen Aufschrei bleiben können, doch mittlerweile wird in Hollywood versucht, nachhaltig gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund von Geschlecht und Hautfarbe vorzugehen.
Mehr als drei Monate ist es mittlerweile her, dass die breite Öffentlichkeit erstmals von den sexuellen Übergriffen des Hollywood-Moguls Harvey Weinstein erfuhr. Seither sind zahlreiche weitere Opfer mit Anschuldigungen vorgetreten, nicht nur gegen Weinstein, sondern auch gegen viele andere Produzenten, Schauspieler und Regisseure. In den sozialen Netzwerken meldeten sich hunderttausende Opfer von Missbrauch und sexueller Belästigung unter dem Hashtag #metoo zu Wort.
Zunächst war das mediale Interesse groß. Spärlich gesät waren die Tageszeitungen und Fernsehkanäle, die nicht über das Thema berichteten. Wie zu erwarten flaute die Entrüstung aber nach wenigen Wochen vielerorts wieder ab. Auch hatte die Aufmerksamkeit hauptsächlich Hollywood-Seximus gegolten, Geschlechterdiskriminierung im eigenen Umfeld, etwa in der Medienbranche, wurde kaum thematisiert. Es war zu befürchten, dass es bei einem Aufschrei ohne langfristige Folgen bleiben würde.
Umso erfreulicher, dass die Debatte auch in diesem Jahr weitergeführt wird. Es war abzusehen, dass die Nachwehen der Enthüllungen in Hollywood selbst am spürbarsten sein würden. Während sich der Widerstand hierzulande beispielsweise noch eher zögerlich bildet, werden in Hollywood bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um gegen Sexismus in der Arbeitswelt anzugehen.
Am 1. Januar wurde in einem von rund 300 Produzentinnen, Regisseurinnen, Schauspielerinnen unterschriebenen offenen Brief der Startschuss der Kampagne „Time’s Up“ angekündigt. Erklärtes Ziel ist die Bekämpfung systemischer Ungleichheit und Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz. Neben dem Aufruf an Teilnehmer*innen der diesjährigen Golden Globes, sich als Zeichen gegen Sexismus und Rassismus schwarz zu kleiden, zielen einige der formulierten Forderungen auf die Unterstützung weniger privilegierter Personen. Dazu zählt zum Beispiel ein Fonds, mit dem etwa Arbeiter*innen, Hotel- oder Restaurantangestellte im Falle sexueller Übergriffe die nötige legale Verteidigung finanzieren können. Bisher wurden hierfür bereits über 14 Millionen US-Dollar an Spendengeldern gesammelt. Gefordert werden zudem Lohngleichheit und mehr Frauen in Führungspositionen. Im Brief wird sich auch für ein Gesetz ausgesprochen, das Unternehmen unter Strafe stellen soll, die anhaltende Belästigungen tolerieren.